Seit Anfang Dezember ist der „Kleine Ratssaal“ außer Dienst. Statt politischer Vertreter gehen dort Mitarbeiter des Bauhofs der Stadt Jülich aus und ein. Ein neuer Anstrich war fast überfällig. Die Jahreszahl 1975 wurde bei der Gelegenheit als letztes Renovierungsdatum entdeckt, berichtet Bürgermeister Axel Fuchs schmunzelnd. Der Bauhof nutzte aber nicht nur die Gelegenheit, die Wände zu überarbeiten, Elektroinstallationen wurden ergänzt, die Fenster von einer Fachfirma wieder in ansehnlichen Zustand versetzt.
Und wenn es dem Besucher auch vermutlich nicht so ins Auge gefallen ist: Der kleine Ratssaal hat seine Schätzchen. Ein Beispiel ist das Kreuz des Jülicher Künstlers Erich Feld, das normalerweise über der Eingangstüre hängt. „Dass man ihn in Jülich nicht (mehr) kennt, liegt nicht zuletzt auch daran, dass Erich Feld seine kreative, künstlerische Tätigkeit 1972 eingestellt hat.“ schrieb Dr. Peter Nieveler im Zuge einer Ausstellung des Deutschen Glasmalerei-Museums Linnich 2016. Das Kreuz ist das einzige öffentlich zugängliche Originalwerk von Erich Feld in Jülich. Im Inventarverzeichnis des Museums Zitadelle Jülich steht dazu: „Es handelt sich um eine Intarsienarbeit auf Hartfaserplatte. Verschiedene Holzarten bilden die Gestalt von Christus am Kreuz. Am oberen Rand [des Längsbalkens] sind die Buchstaben INRI21 eingelegt. Der Hintergrund ist Nussbaumfurnier, z.T. gebeizt. Das Kreuz hat auf der Rückseite zwei Ösen eingelassen, sodass es an zwei Haken aufgehängt werden kann. Furnier aus Esche, Nussbaum, Eiche, Walnuss, Buche.“ Das Werk beschreibt Dr. Peter Nieveler folgendermaßen: „Das Kreuz steht in einer Wiese, auf denen Schafe friedlich weiden trotz des mörderischen Geschehens am Kreuz. Mit ausgebreiteten Armen umfängt der Gekreuzigte die ihn umgebende Natur der Blumen und Schafe, die sich im Schutz Jesu sicher fühlen.“
Derzeit hat das Kreuz der Bauhof in sicherer Verwahrung, wie Leo Heuter von der technischen Abteilung des Immobilienmanagements der Stadt Jülich betont, der für die Koordination der Arbeiten zuständig ist. Nach der Renovierung kommt das Kreuz an seinen angestammten Platz zurück.
Zweites Schmuckstück ist der Originalleuchter aus den 1950er Jahren, der ebenfalls überarbeitet worden ist. Offenbar war er einmal mit weißer Farbe gestrichen worden. In fachkundiger Kleinarbeit haben die Mitarbeiter des Bauhofs ihn wieder gereinigt und aufpoliert, so dass er nun im ursprünglichen Zustand wieder zu sehen ist.
„Wenn alles gut geht“, so Heuter, sind die Renovierungsarbeiten Ende Januar abgeschlossen – es sei denn, der Fußboden wird ebenfalls in Angriff genommen. Dann kann der „Kleine Ratssaal“ erst Mitte Februar wieder seiner Bestimmung zurückgegeben werden. Dann werden Tische und Stühle wieder an ihren ursprünglichen Platz zurückkehren.