In den ersten Jahrzehnten nach Christi Geburt kam es im Umfeld des sich neu etablierenden römischen Kaisertums unter Augustus in Rom zu einer unvergleichlich technischen und ästhetischen Blüte der exklusiven Kameen-Kunst. Die römischen Preziosen gelangten später in Kirchenschätze und fürstliche Schatzkammern.
Gerhard Schmidt aus Idar-Oberstein hat diese kostbare Gattung römischer Kleinkunst intensiv an den weltweit verteilten Originalstücken untersucht und als professioneller Edelsteingraveur die Fertigungstechnik experimentell erforscht, praktisch von der Frage der Rohmaterialauswahl über die Färbung bis zum Schnitt. Seit 2004 hat er in detailgenauer Kleinarbeit alle großen römischen Prunkkameen nachgeschnitten und dabei viele praktische Erkenntnisse zur Herstellung gewonnen. Die Präsentation dieser Kleinkunstwerke im Museum Zitadelle ermöglicht eine Zusammenschau, die mit den selten ausgeliehenen Originalen so nicht möglich ist.
Dem „Geheimnis römischer Prunkkameen“ widmet sich bis 2022 die Ausstellungskooperation von Jülich, Zülpich, Heerlen, Maastricht und Haltern auch, um die politischen Hintergründe der Zeit der römischen Etablierung in Germanien deutlich werden zu lassen, die für die Geschichte aller am Projekt beteiligten Ausstellungsorte ein zentraler Bezugspunkt sind. Fragen von Macht, Politik und Bildpropaganda werden bei den Kameen am historischen Beispiel augenfällig. Das Sehen und Verstehen politischer Bildbotschaften ist dabei als Fähigkeit auch für unsere Gegenwart von unverminderter Aktualität.
Zu dem Ausstellung- und Forschungsprojekt erscheint im November das Buch von Gerhard Schmidt, Klaus Scherberich und Marcell Perse: „Politik in Edelsteinen – das Geheimnis römischer Prunkkameen. Gemmennachschnitte von Gerhard Schmidt“. Die Matinée zur Buchvorstellung mit Gerhard Schmidt, Marcell Perse und Professor Klaus Scherberich von der RWTH Aachen, Alte Geschichte, findet am Sonntag, 24.November um 11 Uhr in der Schlosskapelle statt. Der Eintritt ist frei.