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Bildliches Verständnis für Geschichte

Das historische Zentrum Dürens wurde im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört. Wie die Stadt vor dem 16. November 1944 aussah, lässt sich nur an wenigen Stellen erahnen, beispielsweise am Leopold-Hoesch-Museum oder an der Holzstraße. Das Stadtmuseum hat sich auf den Weg gemacht, die Innenstadt digital zu rekonstruieren und mittels moderner Technik erlebbar zu machen. Ein Anfang ist gemacht – mit der 3D-Rekonstruktion der Annakirche. Von unserem Düren-Korrespondenten Stephan Johnen

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Harald Thiel hat anderthalb Monate daran gearbeitet, ein 3D-Modell der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Annakirche zu erschaffen. Für das Stadtmuseum Düren ist dies ist der erste Schritt eines umfangreichen Projektes. Foto: Stephan Johnen
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Am Rande des Annamarktes präsentierten die Stiftung Annakirche, Programmierer Harald Thiel und das Stadtmuseum eine erste Ansicht der alten Annakirche, die den Sakralbau um 1930 zeigt, vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. Harald Thiel hat dafür alle noch verfügbaren Dokumente ausgewertet, um die Kirche am Computer mithilfe eines 3D-Visualisierungsprogrammes möglichst detailgetreu und detailliert rekonstruieren zu können. Als Quellen dienten Postkarten und Fotos ebenso wie Beschreibungen von Reisenden, die in Düren Station gemacht haben. Bauunterlagen gab es keine mehr. „Die einzigen Skizzen, die wir haben, wurden nach der Zerstörung von Architekten angefertigt“, erklärt Thiel. Wo es Lücken gab, mussten vergleichbare Bauten Modell stehen.

Um das imposante 3D-Modell zu erstellen, hat Thiel anderthalb Monate am Computer gearbeitet. Eine Variante der Simulation zeigt die Annakirche in der damaligen Nachbarschaft – der über 100 Meter hohe Turm ragt als Wahrzeichen der Stadt weit über alle anderen Gebäude hinaus. Aktuell wird eine Innenansicht der Kirche erstellt. Es soll später möglich sein, das Bauwerk mithilfe des Computers und womöglich einer sogenannten VR-Brille, die vor den Augen ein dreidimensionales Bild erzeugt, wieder zu begehen. Die virtuellen Modelle sollen online und im Stadtmuseum angeschaut werden können.

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„Wir haben geplant, Schritt für Schritt die gesamte Stadt zu visualisieren. Und das für mehrere baugeschichtliche Epochen“, stellte Hans-Peter Höner vom Stadtmuseum das Projekt vor. Das Museum ist jedoch auf Spenden und Sponsoren angewiesen, um dieses ambitionierte Ziel auch zu erreichen. Das Museum möchte auch Schulen und Arbeitsgemeinschaften einbinden, beispielsweise um im nächsten Schritt die Stadtmauer digital wieder aufzubauen. „Geschichte lässt sich am besten vermitteln, wenn sie erlebbar ist“, weiß Lisa Hassler vom Stadtmuseum. Die virtuelle Rekonstruktion könne dabei helfen, ein viel tieferes Verständnis für die Stadtgeschichte zu erlangen. „Wenn wir es jetzt nicht schaffen, die noch vorhandenen Dokumente zu digitalisieren, werden die Informationen in einigen Jahren verschwinden“, befürchtet Harald Thiel. Das Zeitalter der Digitalisierung hat schließlich längst begonnen.

Das Stadtmuseum ist für die weitere Umsetzung des 3D-Projekts auf Spenden und Sponsoren angewiesen. Weitere Informationen über die Homepage

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