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Jülich als attraktives Ferienziel

Als es im Sommer 2015 nach 43 Jahren wieder möglich war, das JÜL-Kennzeichen ans Auto zu schrauben, nutzen innerhalb eines Jahres 8000 Autofahrer die Gelegenheit, zum Bekenntnis für ihre Heimatstadt. Weitere 6000 Reservierungen meldete die Kreisverwaltung. Als das Amt für Stadtmarketing im Januar 2017 den Aufkleber der Skyline von Jülich herausbrachte, dauerte es keine zwei Tage und eine zweite Auflage musste geordert werden, erzählt Amtsleiterin Julia Huneke. Weitere Beweise für Lokalpatriotrismus erübrigen sich. Aber dass man Jülich schön findet? Interessant? Eine Reise wert? Da würde der Jülicher vermutlich in seiner Muttkrat-Art kühmen: „Was gibt es hier schon zu sehen? Na, außer der Zitadelle vielleicht…“ „Externe“ sehen das ganz anders.

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Im Jülich i-Punkt können Jakobs-Pilger auf Weg nach Santiago die Compostella einen Stempel bekommen. Foto: Archiv /PuKBSuS
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Fast 40.000 Gäste jährlich zählt die Herzogstadt aktuell. Sie kommen, um zu bleiben; im Schnitt für zwei Nächte. Im Tourismuskonzept von 2014 wurde statistisch erhoben, dass der Übernachtungstourismus in Jülich einen Wert von 1,9 Millionen Euro einspielt, inklusive Tagestourismus sind es schon 4,7 Millionen Euro. Und die Zahlen beziehen sich auf die vor-JuFa-Zeit, also ehe das Gästehaus am Brückenkopf-Park 2014 eröffnet wurde. Das gab für Jülich noch einmal einen ungeheuren Schub und verdoppelte die Gästezahlen nahezu.

Sie radeln entlang des 170 Kilometer langen Rurufer-Radweges oder die 70 Kilometer lange Via Belgica, über die 365 Kilometer lange Wasserburgenroute, oder 370 Kilometer lange Grünroute und kehren gerne im „Liebevoll“ ein. Ein Klassiker im Jülicher Tourismus. Allein vier Fahrradverleihstationen sowie vier vom ADFC zertifizierte bett+bike Betriebe haben die Gäste zur Auswahl, um die Region spontan oder geplant mit dem Rad zu entdecken. Ausgeprägt ist auch das Wander-Angebot: „Die Region Jülich ist ein Wandertouren-Paradies. Mit derzeit 27 Wandertouren steht Freizeitsportlern und Aktivurlaubern vor Ort ein großes und sehr abwechslungsreiches Angebot zur Auswahl. Insgesamt führen 21 Wanderungen und 6 Pilgerwege durch die Region Jülich und laden zum Erkunden ein“, so ist es auf der Internet-Seite eines professionellen Tourenplaner aus Süddeutschland nachzulesen. 7 Jülicher Rundwege hat Stadtmarketing-Preisträger Arwin Reiche bereits vor Jahrzehnten erschlossen. Welcher Jülicher weiß schon, dass auf dem 23-Kilometer-langen Getreideweg ein „12-Kirchturmblick“ möglich ist? Zur Erntezeit beliebt ist auch der Obstweg für Wanderer, die gerne mit leichtem Gepäck unterwegs sind.

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Ausgangspunkt ist immer der Schlossplatz, auf dem der „i“-Punkt von Mittwoch bis Sonntag in der Reisesaison Besucher berät und mit Info- und Kartenmaterial ausstattet. Hier gibt es übrigens auch den Stempel für Jakobspilger, denn – ja! – Jülich liegt auf dem „Camino“, dem Weg nach Santiago di Compostella. Zu den bedeutenden Denkmälern der Jakobspilger auf Jülicher Stadtgebiet zählen die Schwarze Mutter Gottes in Mersch, die Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt mit Christina von Stommeln, die Zitadelle, das Aachener Tor sowie die Pfarrkirche zu den heiligen Maurische Märtyrern in Bourheim. Apropos pilgern: Seit 2011 gibt es für Menschen, die mit Ziel wandern wollen, den Jülicher Pilgerweg.

Familien, Tierfreunde und Vergnügungsfreudige nutzen den Brückenkopf-Park, Erholungsbedürftige das Freibad oder den Sandstrand am Barmener Baggersee sowie die Sophienhöhe. Für technisch Interessierte werden Führungen zu Forschungszentrum und Zuckerfabrik angeboten. Wer sich einmal rundum informieren möchte, was seine Heimatstadt zu bieten hat, der kann sich unter www.juelich.de/touristinformation das Stadtporträt als „Audioguide“ herunterladen.

Und: Es ist noch Luft nach oben, wie Julia Huneke im Gespräch erzählt. Aber die tourististische Vermarktung einer Stadt braucht Zeit – in zweifacher Hinsicht: Für die Entwicklung aber letztlich auch, bis die Vermarktung einen sichtbaren Effekt zeigt. Alle Schulen im Umkreis von zwei Stunden Fahrtzeit hat ihr Amt beispielsweise angeschrieben. Inzwischen hat diese Aktion „gegriffen“ und messbar sind die Besucherzahlen im Museum gestiegen – nicht dagegen die Einnahmen, weil der Besuch für Schulklassen kostenlos ist. Hierzu passt auch das Angebot „Jülich an einem Tag“, das derzeit geplant wird.

Eine wirksame Strategie für Jülich als Ziel für Urlauber, davon ist Julia Huneke überzeugt, kann aber vor allem im Verbund gelingen. „Der Tourismus endet nicht an der Kommunalgrenzen“, zitierte die Stadtmarketing-Chefin ihren Prof. aus dem Studium. Darum sind Kooperationen auch so wichtig. Julia Huneke gibt einige Ausblicke in die Zukunft.

Der Grünmetropole e.V., in dem die Stadt Jülich Mitglied ist, hat beispielsweise Fördergelder eingeworben, um den Ruruferradwanderweg zu ertüchtigen, der im Kreisgebiet von Heimbach bis nach Linnich führt. Das Ziel ist ein durchgängiger Premium-Radweg. „Das kann keine Kommune alleine schaffen“, so die Erkenntnis und so übernimmt die zentrale Ausführung der Kreis Düren. Die Umsetzung hat bereits begonnen. Gleichzeitig entsteht der „Rheinische Energielehrpfad“, ein 60-Kilometer-langer Radweg, der von Linnich über Jülich nach Schophoven und über Aldenhoven zurück nach Linnich führt.

Im kommenden Jahr beginnt die gezielte Vermarktung der Via Belgica. Gestartet wird mit einer organisierten Busreise und 2021 sollen organisierte Radtouren folgen. „Geplant ist, dass parallel ein Aktionstag an den unterschiedlichen Orten stattfinden soll.“ Noch einmal eine Herausforderung, auf die sich Julia Huneke aber sichtlich freut.

Entwickelt wird derzeit auch eine Touristikstelle Indeland durch die indeland GmbH, die ähnlich wie der Rureifel-Tourismus e.V. die Vermarktung der Region übernehmen soll. Teilweise wird die Stadt Jülich Aufgaben an diese Stelle abtreten, aber „wir werden alleine durch unsere zentrale Lage immer ein Alleinstellungsmerkmal im Indeland haben.“ Zusätzlich natürlich zu den repräsentativen regelmäßigen Veranstaltungen von regionaler Wirkung wie der Kunsthandwerkerinnen-Markt, das Epochenfest, Weinfest und Weihnachtsmarkt.

„Wenn ich in Rente gehe“, blickt Julia Huneke weit in die Zukunft, „möchte ich eine Region sehen, die touristisch so aufgewertet ist, dass man sie schon fast vergleichen kann mit Eifel & Co. In der der Tourismus fester Bestandteil im städtischen Leben ist, in der die Akzeptanz da ist, und der Wirtschaftsfaktor Tourismus Gewicht hat. Das sind Prozesse, in denen ein Umdenken nach und nach stattfindet – wo noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden muss.“


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