Bling Bling – wenn es um Glitzern und Glänzen geht, gehören Münzen unbestritten zu den geeignetsten Objekten, die dieses nicht nur aus sich heraus tun, sondern ein solches auch im Auge des Besitzers hervorrufen können. Katrin Thull aus Bonn schafft es, durch ihr Kunsthandwerk des Münzsägens noch eine dritte Glanz-Dimension zu wecken: hervorgerufen durch die Freude über ein erworbenes einzigartiges Exponat, mit dem es sich hervorragend schmücken lässt. Auf dem 26. Jülicher Kunsthandwerkerinnenmarkt zeigt sie gemeinsam mit 249 anderen Frauen am 15. und 16. Juni auf dem Schlossplatz ihr solides, traditionsreiches und kunsthandwerkliches Können vor bis zu 30.000 Gästen aus der ganzen Region.

Ideale Rahmenbedingungen und der gute Ruf des Marktes haben dafür gesorgt, dass die Anzahl der Bewerberinnen um einen der 250 begehrten Ausstellerinnenplätze stets so hoch ist, dass alljährlich eine vielfältige und gelungene Mischung aus Bewährtem und Neuem angeboten werden kann. „Der Jülicher Kunsthandwerkerinnenmarkt präsentiert eine bunte Palette an schönen und nützlichen Dingen, ausgefallene und hochwertige Handarbeits-Produkte, Unikate von edel bis exzentrisch mit Liebe zum Detail“ sagt Julia Huneke, Organisatorin des Marktes. Wer den Markt besucht, findet hier ein kreatives Angebot für Freunde der schönen Künste, hautnahen Anschauungsunterricht, alte Techniken des Handwerks und neue Trends zur Gestaltung.

An vielen Ständen wird gezeigt, wie die dargebotenen Kunstwerke entstehen. Ob als Korbflechterin, Bürstenmacherin oder Weberin – die kreative Schaffenskraft renommierter Künstlerinnen und Kunsthandwerkerinnen aus vielen Bundesländern und dem benachbarten Ausland ist überall erlebbar. Allen Gewerken gemein ist deren Einmaligkeit und der Einfallsreichtum der Kunsthandwerkerinnen, die ästhetisch ansprechende handgearbeitete Objekte mit Unikatcharakter präsentieren. Viele Ausstellerinnen setzen auf Anfrage auch kreative Ideen der Besucherinnen und Besucher um – direkt vor Ort oder im Anschluss an den Markt in den heimischen Werkstätten. Der Kunsthandwerkerinnenmarkt ist am Samstag und Sonntag jeweils von 11.00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Die Münzsägerei von Katrin Thull aus Bonn ist nicht nur ein seltenes, sondern auch ein sehr altes Handwerk. „Die ersten ausgesägten Münzen sind Kaiser Wilhelm-Krönungstaler aus Silber. Diese entstanden um 1850 und wurden von Goldschmieden gesägt und dann zu Prunkbroschen verarbeitet“, so Katrin Thull. „Dabei ist das Münzsägen kein Lehrberuf. Die Technik wird weitergegeben. Zwar lernen Goldschmiede in ihrer Ausbildung auch das Sägen von Münzen, hierbei geht es allerdings nur um die Geschicklichkeit und die Technik, um später Silber zu verarbeiten.“ Der Bonnerin können erneut staunende Besucher über die Schulter und auf die Hände schauen. Zuerst wird die Münze poliert, danach werden Löcher in jeden Zwischenraum gebohrt, um die Sägeblätter durch die Münze zu führen und schließlich wird gesägt. Danach werden die Schnittkanten entgratet und die Münze erneut poliert – fertig ist das Schmuckstück! Das reine Handwerk dauert zwischen eineinhalb Stunden bis zu zwei Tagen für sehr aufwendige Münzdesigns, denn die Dauer des Sägens ist abhängig von dem Motiv. Immer wieder wird sie gefragt, ob sie das darf: „Die kurze Antwort lautet: Ja! Streng genommen zerstöre ich die Münzen nicht, ich veredle sie“, so Katrin Thull. Wie sie an die Münzen kommt? „Freunde, Bekannte und Verwandte sammeln Münzen für mich oder bringen sie von Urlaubsreisen mit. Freundliche Kunden überlassen mir Münzen, mit denen sie nichts mehr anfangen können. Seltene Münzen bekomme ich auch von Münzhändlern – einmal angefangen mit dem Münzsägen, tauchen Münzen überall auf“, schmunzelt sie.

Neu in diesem Jahr sind Künstlerinnen, die Kunst aus Kieselsteinen, Skulpturen aus Büchern, filigransten Klöppelschmuck oder Nützliches aus Bienenwachstüchern schaffen. Wieder dabei sind aber auch seltene Kunsthandwerke wie Blaudruck, Raku-Skulpturen, Möbel aus Wildholz, Zinndrahtschmuck, Birkenrinden-Accessoires, Fruchtleder. Gern geben sie Einblick in ihre Arbeitsweisen und Auskunft über den Produktionsprozess. Es darf überall auf dem Markt beobachtet, probiert und gestöbert, überzeugt und inspiriert werden in dieser überregionalen Kunstschmiede auf dem Schlossplatz im Herzen der Stadt vor der historischen Kulisse der Jülicher Zitadelle. Die Ausstellerinnen lieben den Park mit seinen alten, Schatten spendenden Bäumen, die für das außergewöhnliche Ambiente sorgen und sie wissen, dass ein interessiertes Publikum ihre Arbeiten schätzt.

Aus einem Modell ist nach nunmehr 25 Jahren ein erfolgreiches Konzept entstanden, das es so im näheren Umfeld nicht noch einmal zu finden gibt. In Kunsthandwerkerinnenkreisen weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt, ist der Markt Unterstützung und Einstiegshilfe für Frauen in einen neuen Beruf. Heute sind viele der Kunsthandwerkerinnen haupt- und nebenberuflich immer erfolgreicher, der Markt ist eine gute Plattform für persönliche Ziele der Ausstellerinnen geworden. Ob Einzigartiges aus edlen Materialien oder neu entdecktes altes Handwerk: das, wozu der Markt im nunmehr 26. Jahr seines Bestehens geworden ist, übertrifft die Erwartungen der Gründerinnen vielfältig. Das Interesse, das die Kunsthandwerkerinnen und Jülich bekommen, ist dabei auch ein Aushängeschild für die Herzogstadt.

Eine Besonderheit des Marktes ist auch der Grüne Markt, der sich aufgrund der großen Nachfrage in diesem Segment jährlich wachsender Beliebtheit erfreut. Auch hier wird Originalität, Qualität und Kreativität geboten. Es gibt Köstlichkeiten aus ökologischem Anbau und eigener Herstellung, aber auch romantische Blumenkunst und farbenfrohe Arrangements, authentische Produkte und eine vollmundige Aromenpalette, Leckereien und schmackhafte Stärkungen zum direkten Verzehr. Im Herzen des Marktes laden schließlich mehrere Gastronomiestände zu kulinarischen Genüssen bei musikalischer Unterhaltung ein – natürlich ebenfalls aus Frauenhand.