Start Stadtteile Jülich „Wir müssen dafür brennen“

„Wir müssen dafür brennen“

Über das Offene Elterncafé, das jeden Dienstag und Donnerstag im Monat von 14.30 bis 16 Uhr im Bistro der Kita stattfindet, informiert das weiße Brett in der Katholischen Kindertagesstätte St. Rochus Jülich genauso wie über das Angebot der Erziehungs- und Familienberatung in den Räumlichkeiten in Kooperation mit dem Sozialdienst katholischer Frauen, das auch Hilfe bei Schulden und Suchtproblematik sowie bei Anträgen zu Kur oder Hartz4 beinhaltet. Dazu überall der Zusatz „Familienzentrum“. Der Zertifizierungsprozess ist eingeleitet. Es wird das vierte in der Jülicher Innenstadt sein.

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Foto: Design Miss C / pixabayFoto: Design Miss C / pixabay
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„Spätestens im Juli sollte klar sein: Alles ist in trockenen Tüchern“, erklärt René Oehl, Leiter der Einrichtung, der von der Zertifizierung zum Kita-Jahr 2019 / 2020 ausgeht. „Es gibt dann auch eine Begehung, das heißt, es wird vor Ort kontrolliert, ob die Dinge, die man aufs Papier gebracht hat, wirklich vor Ort gelebt werden.“ Zusätzlich besteht online die Möglichkeit zur Selbstevaluation, also der fachlichen Selbstbewertung, wo kontrolliert werden kann, ob die neuen Veränderungen den Anforderungen eines Familienzentrums genügen.

„Ja, PädQUIS käme dann auf uns zu und sagt: Da müsst ihr noch mal nachjustieren.“ PädQUIS ist eine in Berlin ansässige Familienzentrumzertifizierungs GmbH, die vom Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration beauftragt wurde, Kindertageseinrichtungen nach einer entsprechenden Prüfung das Gütesiegel „Familienzentrum NRW“ zu verleihen. „Es gibt auch in der Zeit, wo man bereits Familienzentrum ist, immer wieder Treffen mit dem Jugendamt, das heißt mit der Jugendhilfeplanung, oder mit anderen Kooperationspartnern, um einfach zu gucken: Sind wir noch auf dem richtigen Weg? Sind das die Dinge, die unsere Familien auch brauchen?“

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Momentan ist er mit seinem Team dabei, ein Netzwerk zwischen verschiedenen Einrichtungen in Jülich aufzubauen, um dadurch Eltern im Sozialraum Angebote machen zu können, die wirklich auf die Familien zugeschnitten sind. Also nicht nur die Familien in der Einrichtung, sondern die Familien im ganzen Sozialraum. „Wir haben uns hier den Schwerpunkt gesetzt, Eltern in ihrer Erziehungskompetenz zu stärken und den Familien Angebote zur Gesundheit und Bewegungsförderung anzubieten.“ Der Sozialraum ist zunächst das Heckfeld als nächstes Einzugsgebiet. Dabei lautet ein Punkt „We are all humans“, unterstreicht Oehl, „wir haben hier eine Bandbreite an Nationalitäten, Religionen, sozialem Gefüge. Und die alle unter ein Dach zu bringen, ist im Grunde genommen die Aufgabe.“

René Oehl leitet die Kindertagesstätte St. Rochus, die jetzt Familienzentrum werden soll. Foto: Arne Schenk
René Oehl, Leiter der Kindertagesstätte St. Rochus, die jetzt Familienzentrum werden soll. Foto: Arne Schenk

Generell reicht allerdings der Sozialraum noch wesentlich weiter und umfasst die Familien der gesamten Stadt Jülich, wo verschiedene Familienzentren mit unterschiedlichen Schwerpunkten angesiedelt sind. „Da können sich Familien informieren: Welche Angebote gibt es in den einzelnen Zentren? Und können die dann natürlich auch wahrnehmen.“ Auch wenn konkret auf die Familien in der jeweiligen Einrichtung und in der näheren Umgebung im besonderen Blickpunkt sind, profitieren Erziehungsberechtigte in ganz Jülich davon, so auch in der Kita St. Marien, deren Leitung ebenfalls René Oehl inne hat. „Die Angebote, die wir hier anbieten, werden auch informativ für die Eltern in St. Marien ausgehangen. Die können sich genauso für die Dinge anmelden wie alle anderen auch. Somit profitieren sie automatisch mit.“

Dazu gehören Angebote, die nicht mit dem üblichen Etat zu bestreiten sind. Ein zusätzliches Budget bereits während der Zertifizierungsphase zwischen 12.000 und 14.000 Euro ermöglichen es, bestimmte Dinge zu installieren. „Um ein kleines Beispiel zu geben: Im Moment haben wir Elternkompetenztraining hier in der Einrichtung. Der Kurs nennt sich: Starke Eltern – starke Kinder“, erzählt René Oehl. Obwohl solche Kurse 1.500 Euro kosten, zahlen Eltern nur einen kleinen Betrag. Anderes ist sogar kostenfrei, damit die Familien im Familienzentrum teilnehmen können.

Zudem wurde so die Erziehungsberatung vom SkF Jülich samt vernünftigem Beratungszimmer dadurch ausgestattet. Dieser Betrag von 12.000 bis 14.000 Euro kommt jährlich. Schließlich lässt sich die ganze Arbeit nicht allein durch das pädagogische Personal der Einrichtung bewerkstelligen. „Es ist natürlich wichtig, das pädagogische Personal, das Team mitzunehmen, weil die Leute auch viele Aufgaben im Familienzentrum übernehmen und Ansprechpartner für bestimmte Bereiche sind. Das haben wir uns aufgeteilt.“

So sei das Angebot für die Familien ist das ein absolutes Plus: ein Mehrangebot und ein Mehrgewinn. „Wir arbeiten da auch mit Eltern zusammen. Das finde ich ganz toll.“ So hat eine syrische Mutter gerade einen syrischen Kochabend mit Eltern veranstaltet. Die nächste Mutter bietet daraufhin bald einen moldawischen Abend an. „Die Eltern fühlen sich einfach auch mitgenommen. Das merkt man, und das ist super.“

„Wir müssen dafür brennen. Das ist wichtig“, bekräftigt der Kita-Leiter. Die Teammitglieder haben zum Beispiel Fortbildungen in verschiedenen Bereichen besucht und sind künftig auch anhand von Fotos herzustellen auf der Familienzentrumswand für die einzelnen Bereiche als Ansprechpartner für die Eltern erkennbar, an wo die sich die Eltern hinwenden können, beispielsweise wenn sie jemanden nach 16 Uhr, wenn der Kindergarten geschlossen ist, Betreuung für ihren Nachwuchs brauchen. „Dann können wir gucken, wie können wir das regeln? Wie können wir das organisieren? Können wir Kontakte herstellen oder vielleicht sogar hier in der Einrichtung eine Tagesmutter reinholen, die dann Randzeitenbetreuung macht?“


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