In rot und weiß wogt die Bürgerhalle von Broich. Von den Bändern an den Decken über die Luftballons bis zu den kostümierten Gästen. Wenn die KFD in dem knapp 1100-Seelen-Ort zur Sitzung lädt, dann darf sie mit ausverkauftem Haus rechnen. Das hat einen guten Grund, wie Sabrina Reif weiß: „Die besondere Note ist, dass es so viele Broicher Kräfte sind, die auf der Bühne stehen.“
80 Prozent der Programmpunkte werden von den Frauen und Männern des Ortes gestaltet und, so ergänzt Sandra Becker grinsend: „Wenn der Nachbar oben tanzt, ist halt lustiger, als wenn es jemand Fremdes ist.“ Die beiden „Juniorinnen“ des leitenden Frauengemeinschaftsgremiums, wie sich der Vorstand ohne Vorsitz nennt, sind Teil der eigens gegründeten KFD Dance-WG.
Natürlich hatten sie auch an diesem Abend ihren Auftritt. „Der beste Beweis, dass man auch mit Ü30 eine perfekte Show liefern kann“, liest Sabrina Reif vor, was Heike Dohmen von der befreundeten KG Maiblömche aus dem benachbarten Lich-Steinstraß in den sozialen Netzwerken veröffentlicht hatte. Gelobt wurden Musik, Choreografie und besonders die Kostümauswahl. Damit gäben sich die jungen Damen besonders Mühe, wie Bärbel Oellers als KFD-Gremiumsmitglied, stolze Mutter von Sandra Becker und Schwiegermutter des Sitzungspräsidenten Manfred Becker erzählt. „Der Sitzungspräsident?! Dat ist unser Juwel!“, ruft Heide Schiffer strahlend dazwischen.
Tanzgruppen haben bei der Broicher KFD eine lange Tradition. „Wir waren ja früher auch noch aktiv!“, erinnert Jutta Feike. „,Cotton-Eye Joe‘… Wieviele Jahre ist es her?“ Und damit ist es nicht vorbei, denn auch die Ü60 KFD hat ihre eigene Tanzformation: „KFD in black & white“ heißt der Tanz, den sie für den Abend vorbereitet haben und mit geschickt erzeugten Illusionen die in die Jahre gekommene Beweglichkeit wett machen.
„Solange ich denken kann, hat die Frauengemeinschaft ihren Karneval selber gemacht“, sagt Bärbel Oellers, „wir haben das von den Alten übernommen.“ „Dat is Tradition“, ergänzt Heide Schiffer mit hörbarem Stolz. Dabei hatte die Tradition einige Jahre einen Bruch, weil die Nachkriegsgründerfrauen aus Altersgründen nicht mehr zur Verbandsführung in der Lage waren. Erst in der Woche vor Karneval starb eine 85 Jahre alte Unterstützerin, die bei der Neubelebung der Gemeinschaft geholfen hat, „dass wir wieder auf die Beine kamen“.
„Was wir wohl seit unserer ersten Sitzung verändert haben“, so Angelika Prack, „nicht nur Senioren, sondern auch Männer sind eingeladen.“ Es ist ein Dorffest im besten Sinne, stiftet Gemeinschaft und bringt alle Generationen zusammen – „von 30 bis Rollator“, beschreibt Sabrina Reif lächelnd die Altersspanne, die natürlich auch bei den anderen Festen im Jahr von den Messfeiern auf der Schwedenschanze, Fahrten nach Köln bis zum KFD-Nikolausfest bedient wird. „Wir möchten alle Leute mit einbinden, damit sie wissen: Wir sind für Euch da“, sagt Bärbel Oellers.
Das Miteinander im Dorf hat auch logistische Vorteile: Auf- und Abbau gehen Hand in Hand, Thekendienste werden übernommen, und schließlich führt ein Sitzungspräsident durch den Abend, während die KFDlerinnen sich um die Geladenen kümmern, sie in Empfang nehmen, Spalier an der Bühne stehen oder mit Dankes-Präsenten für die gelungenen Auftritte versorgen – etwa Schokolädchen für die Kindertanzgruppe. Natürlich nur, wenn sie nicht gerade selbst auf der Bühne stehen wie Angelika Prack als „Erika Berger“ in einem eindeutig-zweideutigen Sketch um ein altes Ehepaar – alias Heidi Schiffer und Nelly Pasch –, die eigentlich nur Fragen zu Renovierungsarbeiten haben. Sandra Becker tanzt nicht nur, sie gehört auch zum „Dorf-Ensemble“, das in Pantomime „En Ovend im Kino“ darstellt und für überraschende Stille, aber auch große Begeisterung im Saal sorgt.
Natürlich können die Damen nicht den ganzen Abend – inklusive Pause immerhin ein fünfstüdiges Programm – nur mit eigenen Kräften stemmen. Das Geheimnis der inzwischen zehnten Sitzung ist das gute Netzwerk, frei nach dem Karnevalshit „Ich kenn ene, der ene kennt, der sät, da jeht noh jet“. Neben der Heimat-KG „Stopp dä Mutz“ und den schon erwähnten „Maiblömche“, die ihre Tanzformationen und Abordnungen entsenden, bauen die KFDlerinnen auf „Beziehungen“, erklärt Sabrina Reif, und zwar „da, wo persönliche Verbindungen da sind, wo man Leute kennt, und sie fragt: ‘Habt Ihr nicht Zeit und Lust zu kommen?’“ „Et Lisbeth“ alias Franz Josef Frings ist beispielsweise Arbeitskollege eines Gremiummitglieds, im Lamersdorfer Männerbalett Cool Men Group tanzt „ein Broicher Jung“ mit; es war auch schon mal ein Dreigestirn aus der Eifel mit „Broicher Prinz“ geladen… „Es bleibt alles in der großen kfd-Familie“, fasst Heide Schiffer es lächelnd zusammen.