Bereits seit einigen Jahren verfolgt das Forschungszentrum das Ziel, den eigenen CO2-Ausstoß deutlich zu reduzieren. 2016 wurde ein detaillierter Klimaschutzplan mit konkreten Maßnahmen und Einsparpotenzialen zur CO2-Reduzierung vorgelegt, der seitdem Schritt für Schritt umgesetzt wird. Eine zentrale Maßnahme des Klimaschutzplans ist der jetzt begonnene Bau der neuen Wärmevollversorgungszentrale. Die Einsparpotenziale sind enorm: Pro Jahr werden so mindestens 50000 Tonnen CO2 eingespart, was einer Verringerung des Kohlendioxidausstoßes um 46 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 entspricht.
Die neue Energiezentrale des Forschungszentrums Jülich wird schon räumlich ein Blickfang auf dem Campus sein. Herzstück der Anlage sind drei Blockheizkraftwerke und zwei Gaskessel, die das Zentrum mit entsprechender Wärme- und elektrischer Leistung versorgen werden. Auch wird künftig die Wasseraufbereitung für das gesamte Nahwärmenetz in der Wärmevollversorgungszentrale erfolgen. In Verbindung mit einer Absorptionskältemaschine, die die erzeugte Wärme in Kälte umwandelt, werden damit zudem die Hocheffizienzkriterien für eine Kraft-Wärme-Kälte-Kopplungs-Anlage erfüllt. Um auch für die Zukunft eine möglichst optimale Kosten- und Klimaeffizienz gewährleisten zu können, verfügt die neue Energiezentrale über zwei getrennte Versorgungsleitungen: Eine für den Transport von Erdgas sowie eine weitere, über die regional erzeugtes Biogas genutzt werden könnte.
„Mit der Wärmevollversorgungszentrale erreicht die Energieeffizienz des Forschungszentrums eine neue Dimension. Wir werden unserem Selbstverständnis von einem nachhaltigen Campus mit moderner Energieversorgung noch besser gerecht“, erklärt Karsten Beneke, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands im Forschungszentrums Jülich. „Mit der Neuausrichtung der Elektrizitäts-, Wärme- und Kälteversorgung wird das Forschungszentrum Jülich unabhängig von der Kohle. Diese Entwicklung ist auch Ausdruck des Strukturwandels der Region. Und diesen geht das Forschungszentrum vorbildlich an: Technisch beeindruckend, effizient und CO2-sparsam. Das ist ein sichtbarer Beitrag zum Klimaschutz und zur Energiewende“, so Forschungsstaatssekretär Thomas Rachel MdB. Das BMBF fördert das Projekt mit knapp 24,1 Millionen Euro, das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW beteiligt sich mit rund 2,7 Millionen Euro.
Wärmevollversorgungszentrale integraler Bestandteil von Forschungsprojekten
Die neue Wärmevollversorgungszentrale wird über ihre tägliche Nutzung als Wärme-, Kälte- und Stromversorger hinaus auch in die Forschungsaktivitäten des Forschungszentrums eingebunden, unter anderem in das Forschungsprojekt „Living Lab Energy Campus“ (LLEC). Beim LLEC handelt es sich um eine Reallabor zur Entwicklung hoch-integrierter Energieversorgungssysteme in den Bereichen Wärme, Strom, chemische Energiespeicher und Mobilität durch lernfähige und vorausschauende Regelungsstrategien. So ist geplant, einen Teil der Abwärme der Wärmevollversorgungszentrale für den Betrieb eines innovativen Wasserstoffspeichersystems zu nutzen, den auf dem Campus regenerativ erzeugten Wasserstoff dem Erdgas beizumischen, oder mittels Brennstoffzelle wieder in elektrischen Strom umzuwandeln.