Entstehen soll dort im Auftrag des Kirchenkreises Jülich bis September 2020 ein neues Verwaltungsgebäude mit rund 1.560 Quadratmetern Bürofläche für rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Leitung, Verwaltung und Diakonie des Kirchenkreises. Rund 4,8 Millionen Euro investiert der Kirchenkreis Jülich, einer von 38 Kirchenkreisen der Evangelischen Kirche im Rheinland und zuständig für 19 Kirchengemeinden in den Kommunalkreisen Heinsberg und Düren sowie der Stadt Eschweiler mit insgesamt mehr als 80.000 Gemeindegliedern, in den neuen Standort.
Zunächst wird während der Wintersaison langsam das Gestrüpp abgeholzt, um die Grünfläche freizumachen, erklärt Preutenborbeck. Dadurch kämen die alten Grabfelder, die derzeit ziemlich zugewachsen sind, wieder zu Tage. Denn die Flächen, die nicht bebaut werden, sollen frei und nahezu unberührt bleiben, unterstreicht der Verwaltungschef: „Die Gräber bleiben unangetastet, das heißt, da wird nichts passieren. Das ist eine der wichtigsten Botschaften für uns im Grunde genommen, die Totenruhe zu wahren.“ Auch wenn das Gelände schon seit Jahrzehnten nicht mehr für Beerdigungen genutzt worden ist und im Grunde frei zur Verfügung steht. Die letzte Beerdigung wurde Mitte der 70er vollzogen, der Friedhof nach Ende der Ruhefrist 2005 formell entwidmet. Die ersten Pläne wurden bereits vor fünf Jahren im Jülicher Rat vorgestellt.
„Wir gehen nur in die Tiefe einer Bodenplatte; wir gehen nicht in die Tiefe des Grabs. Es bleibt alles oberirdisch“, bekräftigt Preutenborbeck. Deswegen hätte sich die Verwaltung gegen eine Keller entschieden. Es würde nur eine Schicht von 40 oder 50 Zentimetern vom Erdreich abgetragen. Das gelte auch für das Fundament. Lediglich die Steine und Umrandungen sollen weggenommen werden. Damit das Fundament sicher steht, soll es eine „Pfahl-Lösung“ geben, wobei dünne Pfähle in das Erdreich getrieben werden, auf denen das Fundament dann steht. Umrandung und Steine der alten Grabfelder sollen im hinteren Bereich zwischenlagern, um später auf dem Gelände verteilt aufgestellt oder verarbeitet zu werden, beispielsweise in Wegplatten.
Eine einzige Ausnahme steht derzeit zur Prüfung, da zur Entwässerung eine Rigole gebraucht wird. Diese benötigt eine gewisse Tiefe, um in das versickerungsfähige Erdreich zu gelangen. „Wir wollen hier nicht an den Kanal anschließen, weil der stark belastet ist mengenmäßig, und hier natürlich auch möglichst ökologisch bauen wollen. Deswegen soll alles anfallende Regenwasser auch vor Ort versickert werden“, erklärt Diplomingenieur Dipl.Ing. Reinhard Klatt aus Osnabrück von der AWA (Arbeitsgemeinschaft Wasser und Abwasser) und zuständig für die Außenanlagenplanung. Womöglich stoßen die Arbeiter dabei auf Knochenreste, bemerkt Christian Preutenborbeck. „Die werden wir aber, wie man das bei Beerdigungen praktischerweise macht, in die Tiefe bringen und dort lassen, wo sie sind.“
Dieses historische Tor der ursprünglichen Christuskirche mitsamt zugehöriger Teile aus Naturstein steht unter Denkmalschutz. Der später hinzugefügte Klinker soll vorsichtig abgetragen werden. Nach Fertigstellung des Neubaus soll das Tor an exponierter Stelle einzeln als eigenständiges Solitär aufgestellt werden, eventuell dezent beleuchtet auf dem Vorplatz, wo Besucher drumherum oder hindurch gehen können. Der Rest der Außenmauer wird lediglich ausgebessert und bleibt ansonsten bestehen.
Ein Gutachten habe festgestellt, dass die Flugroute der ansässigen Fledermäuse nicht von dem Bau betroffen ist. Auch die von den Tieren bevorzugten Bäume berührten nicht den Baugrund und blieben stehen. „Das Gutachten hält auch fest, welche Bäume bereits beschnitten wurden, weil sie defekt sind“, fügt Preutenborbeck hinzu. Diese sollen weggenommen werden. Bis Ende Februar Bäume dürfen gefällt werde. Dazu soll es eine Begehung mit Ornithologen geben, um eventuelle Winterquartiere von Vögeln wie Fledermäusen festzustellen.
Im hinteren Bereich legt eine Linie im Bebauungsplan den Bereich fest, den ein Bauzaun sichern soll, damit nichts passieren darf. Der ist tabu für alle Bautätigkeiten, weil hier noch der größte Anteil von Grabfeldern ist und weil das der Bereich ist, auf dem die Bäume stehen, die noch am weitesten intakt sind, wie es auch in Hinsicht auf Fledermäuse festgestellt wurde.
Beim Bau selbst hat sich der Kirchenkreis für das nachhaltige und besonders energieeffiziente BOB-System des Aachener Unternehmens BOB AG entschieden. Das Architekturkonzept stammt von den Aachener Architekten Hahn Helten + Assoziierte. So unterstreicht Pfarrer Jens Sannig, Superintendent des Kirchenkreises Jülich: „Es ist uns ein besonderer Herzenzwunsch, in Jülich ein außerordentlich umweltverträgliches, energieeffizientes und naturschonendes Bürogebäude zu errichten.“ Des weiteren sollen Fahrradstellplätze für Besucher sowie ein Unterstand samt Ladestation für Mitarbeiterparkplätze und 20 Pkw-Stellplätze für Mitarbeiter und Besucher auf dem ganzen Gelände verteilt eingerichtet werden.
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Ein Blick auf den ehemaligen Friedhof an der Düsseldorfer Straße