Viel diskutiert ist die Belebung der Innenstädte, und dazu gehören verschiedene Aspekte: Ortsnah wohnen und ortsnah Dienstleistungen erhalten gehen Hand in Hand, hinzu kommen die Gelegenheit zu Begegnung und natürlich der „Einkauf“, das „Shopping“, das ja in den Jahren auffälliger Leerstände ein besonderes Augenmerk verdient. Alles das kann im neuen Karree gelingen.
Freuen dürfte sich über diesen Lückenschluss auch der Förderverein Festung Zitadelle, der mit den weiteren geschichtstreibenden Vereinen Jülichs mehr als ein Wort zur Gestaltung beigetragen hat. Als Fackelträger für den Erhalt der pasqualinischen Altstadt dürfte ihnen die typische Blockbebauung gefallen, wie sie nun wieder an der Kölnstraße, Baier-, Kapuziner-, Düsseldorfer Straße und Marktplatz eine geschlossene Einheit bildet – lediglich unterbrochen von einer Durchfahrt in den Innenhof des neuen Wohnhauses Kapuziner- / Baierstraße, um die Stellplätze für die Autos nutzen zu können.
Nur wenn Menschen in der Innenstadt wohnen, findet hier auch nach Geschäftsschluss noch Leben statt. 21 Mietparteien können voraussichtlich ab Mai / Juni 2020 in der direkt an das Kreishaus anschließenden dreigeschossigen Wohnbebauung ein neues Zuhause finden. Die Erfahrungen aus 60 Jahren Verwaltung und Vermarktung von Wohnraum in Jülich bringt die Firma Rheinbau als Partner in der City ein. Ganz auf die Bedürfnisse der Klientel ist das Angebot abgestellt. Keine Familien, sondern vornehmlich Paare oder Alleinstehende, die stadtnah wohnen möchten und ohne Auto auskommen wollen und müssen, erwartet die Firma Rheinbau als Mieter. Wählen können sie zwischen zwei bis drei Zimmer-Wohnungen in einer Größe zwischen 55 bis 83 Quadratmetern. Von selbst versteht sich, dass die drei Geschosse per Aufzug erreichbar sind und auf „barrierearme“ Bauweise geachtet wurde, also Schwellen vermieden sind. Gleichzeitig ist Bauinvest in dem Projekt verpflichtet, ebenerdig Gewerbeflächen vorzusehen – das gehört zum Pflichtprogramm im Kerngebiet. 580 Quadratmeter stehen dafür zur Verfügung.
Obwohl es sich sicher um ein „Sahnestück“ in der Innenstadt handelt, sieht die Rheinbau das Potential der Vermarktung durchaus realistisch: Der – beispielsweise – „hippe“ individuelle Kleiderladen und Praxisräume sind wahrscheinlicher als Interessenten wie H & M oder Saturn. Aber wer weiß? Schließlich wird Gewerbetreibenden, die während der Bauphase Kontakt aufnehmen, flexible Lösungen und individuelle Zuschnitte ermöglicht werden.
Wenn alles geht wie vorgesehen, ist das Kreishaus Nord dann bereits seit einem Jahr im ehemaligen „Alten Rathaus“ in Betrieb. Richtfest wurde am 21. November mit der GIS Kreis Düren und der Bauunternehmung Lamers aus Jülich gefeiert, die gemeinsam diesen Neubau errichten. Auch Landrat Wolfgang Spelthahn hat sich als Initiator und Bauherr die Belebung der Innenstadt Jülichs mit auf die Fahne geschrieben. „Wenn die Kreisverwaltung Düren eine Vielzahl seiner Dienstleistungen in der Jülicher Innenstadt anbietet, nimmt sie den Menschen aus dem nördlichen Kreisgebiet den Weg nach Düren ab. Gleichzeitig belebt das neue Angebot die City und stärkt den örtlichen Handel.“
Letztlich ist es ein Ausbau des Angebots in Jülich: Bereits am Markt angesiedelt sind die job-com und das Gesundheitsamt. Ab Juli 2019 sollen das Jugendamt (derzeit in der Galeria Juliacum Jülich), das Straßenverkehrsamt (insbesondere Zulassungen), das Ordnungsamt (insbesondere Ausländerwesen), der Schulpsychologische Dienst und das Baudezernat hinzukommen. Der viergeschossige Neubau an der Ecke Düsseldorfer Straße / Kapuzinerstraße wird durch je einen Übergang in der ersten und zweiten Etage verbunden. Über die Durchfahrt in der Kapuzinerstraße wird der Hof zwischen dem neuen und alten Gebäudekomplex erschlossen. Auf diesem Weg sind auch die Stellplätze der künftigen Wohnungsmieter erreichbar. Das Gewerbeangebot in der Wohnbebauung ergänzt später die vier Shops im neuen Kreishaus Nord. Ein Café ist außerdem geplant.
Damit würden drei bis vier Gastronomen künftig den Marktplatz beleben und sich Möglichkeiten für Gewerbetreibende bieten. Wünschenswert wäre, dass dann eintritt, was Bürgermeister Axel Fuchs 2015 sagte: „In Jülich gibt es keine B-Lagen.“
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