Der Kunstverein Jülich beendet seine Ausstellungsserie für 2012 mit einem Meister des Aquarells, dem leider schon früh verstorbenen Oskar Brunner. Ausgehend vom Naheliegenden, dem Umraum seiner Stadt Nürnberg, ist er aquarellierend in das Abenteuer der sichtbaren Welt vorgedrungen, immer über Grenzen hinweg, über die Landesgrenzen, über die Grenzen des Kontinents hinaus.
Diese Grenzüberschreitungen finden ihren Niederschlag auch in den Abmessungen seiner Arbeiten. Von den anfänglichen, in der Aquarellmalerei üblichen Papierformaten, gelingt es ihm, sich hin zu 2×3 Meter großen Arbeiten zu befreien. Ein Prozess, der eine ständige technische und geistige Entwicklung zur Voraussetzung hat. Leitmotivisch hierzu gibt es eine Schwerpunktverlagerung vom Ländlichen in die Metropole. Es folgen Motive aus London, Havanna, New York. Diese Bewegung findet in einer Übersiedlung nach Berlin auch in der Lebenswirklichkeit statt, der Metropole, deren kreativer Schwung ihn so sehr begeisterte. Aus dem ihm eigenen Schwung wird der 1945 geborene durch einen allzu frühen Tod im Jahre 2011 heraus gerissen.
Was bleibt und was gezeigt werden kann und soll ist sein Werk. Ein Werk, das diese Bewegung in das Offene voraussetzt und fordert. Frei nach Oskar Brunners Devise: das beste Bild habe ich noch nicht gemalt, wirft er immer wieder Begrenzendes und Einengendes ab, wendet sich der Öl- und Acrylmalerei zu und bewegt sich als Künstler wie eine Figur aus dem klassischen Bildungsroman aus den engen, gebundenen Verhältnis des Beginnens hinaus und hinauf in eine zunehmend sich vergrößernde Welt und Horizonten zu, von denen der geistige Horizont die entscheidende Größe darstellt.