„Die Übernahme der Rurtalbahn von der Deutschen Bahn war ein großes Glück für unseren Kreis“, blickte Landrat Wolfgang Spelthahn nach dem Anschneiden der Geburtstagstorte auf das Jahr 1993 zurück. Die DB wollte die verlustbringende Strecke seinerzeit stilllegen und sich aus der Fläche zurückziehen. Mit seinem einstimmigen Beschluss zur Übernahme der Schienenverbindung zwischen Heimbach, Düren und Linnich stellte der Kreistag damals die entscheidende Weiche. Für diese „mutige und weitblickende Entscheidung“ dankte der Landrat, der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Rurtalbahn ist, den damaligen Protagonisten, allen voran seinem Vorgänger im Amt Adi Retz, dem Dürener Oberkreisdirektor a.D. Josef Hüttemann sowie dem damaligen Kreistag. Denn längst ist die umweltfreundliche Rurtalbahn aus dem Verkehrsangebot der Region nicht mehr wegzudenken.
Die Deutsche Bahn fuhr damals auf der Strecke ein jährliches Defizit von 6,5 Millionen Euro ein, erfuhren die Gäste als Zuhörer einer von Mick Weiser moderierten Talkrunde. Wohl auch, weil die Züge wegen der veralteten Signal- und Schrankentechnik teils im Blümchenpflücktempo die Rur entlang zockelten und das Unternehmen insgesamt 34 Beamte bezahlen musste. Im Rahmen eines bundesweit einzigartigen Modellversuchs gelang die Wende unter der Regie des Kreises. „Wir haben auf moderne Technik gesetzt und kamen so mit fünf Mitarbeitern aus“, erinnerte sich Hans-Peter Nießen, ein Mann der ersten Stunde.
Josef Hüttemann berichtete weitere Eckpunkte: „Die Schienenbusse bekam der Kreis damals geschenkt, sechs Millionen Mark gab es als Defizitausgleich für den Betrieb, 10,4 Millionen Mark zur Modernisierung der Strecke.“ Der Kreis nutzte die Starthilfe. Die Rurtalbahn modernisierte ihre Flotte über die Jahre, glänzte durch Verlässlich- und Pünktlichkeit und wurde für immer mehr Menschen zum Verkehrsmittel ihrer Wahl. „So hat die Rurtalbahn eine einmalige Erfolgsgeschichte geschrieben“, betonte Landrat Wolfgang Spelthahn.
Daran hat das Stolberger Unternehmen RATH seit seinem Einstieg als Mehrheitsgesellschafter vor 15 Jahren großen Anteil. Seitdem die Rurtalbahn privatisiert ist, organisiert sie den Personenverkehr auf anderen Strecken in Deutschland. Zudem ist sie im In- und Ausland mit großem Erfolg im Güterverkehrsgeschäft unterwegs. So hat das Tochterunternehmen Rurtalbahn Cargo zu den vorhandenen 43 Loks weitere vier bestellt. Eine der über 8500 PS starken Siemens-E-Loks wurde während der Geburtstagsfeier der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie ist mit einem Bild des Indemannes dekoriert. Viele filmten ihren ersten öffentlichen Auftritt. Und so mancher kletterte zum Probesitzen in den Führerstand.
Der höchst erfreulichen Vergangenheit soll eine gute Zukunft folgen: „Mit der vollständigen Reaktivierung der Bördebahnstrecke werden wir die Erreichbarkeit von Euskirchen, Bonn und der Rheinschiene verbessern“, sprach Landrat Wolfgang Spelthahn ein aktuelles Projekt an. Auch für den Brückenschlag in den Düsseldorfer Raum gibt es eine Initiative. Dazu soll die Lücke im Gleisnetz zwischen Linnich und Baal geschlossen werden. Als weiteres Vorhaben steht die Übernahme der Verantwortung für das vernachlässigte Dürener Bahnhofsgebäude auf dem Wunschzettel. „Es ist für die Reisenden das Eingangsportal zu unserer Region und sollte entsprechend einladend gestaltet sein. Wenn die Bahn dort ein neues WC baut und vor der Eröffnung feststellt, dass der Strom vergessen wurde, sage ich: Das machen wir besser“, so Landrat Wolfgang Spelthahn.
Für die musikalische Unterhaltung der Jubiläumsfeier sorgte das Country-Duo Poppyfield alias Silke und Alex Mohnfeld. Der Erlös aus dem Verkauf des Jubiläumsbieres „25 Jahre Rurtalbahn“ kommt übrigens dem Dürener Kinderheim St. Josef zugute.