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Stadtarchivar Dr. Horst Dinstühler

Alles andere als verstaubt: Das Stadtarchiv Jülich.

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Auszug aus
Auszug aus "Jülicher Correspondenz und Wochenblatt" | Foto: Stadtarchiv
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Der Jülicher Stadtarchivar Dr. Horst Dinstühler muss sich an seinem Arbeitsplatz im Kulturhaus am Hexenturm mitunter wie der Hl. Hieronymus im Gehäus vorkommen. Eingekeilt zwischen Bücherstapeln und Aktenpaketen geht er seiner vielgestaltigen Arbeit nach. Schon 1932 formulierte der Düsseldorfer Stadtarchivar Friedrich Lau angesichts des Jülicher Archivs: „In vollem Gegensatz zu der fast trostlosen Kargheit der städtischen Urkunden und Akten für die Zeit vor dem Jahr 1547 steht im Jülicher Stadtarchiv selbst die erfreuliche Fülle der Überlieferung für die folgende Zeit, vor allem von 1650 an. Von diesem Zeitpunkt an übertrifft dies Archiv an Reichhaltigkeit sehr viele der mir durch eigene Arbeiten oder durch Verzeichnisse bekannt gewordenen Stadtarchive des deutschen Niederrheins.“

Domenicus Custos, Standbild Herzog Wilhelm V in Leibrüstung | Foto: Stadtarchiv
Domenicus Custos, Standbild Herzog Wilhelm V in Leibrüstung | Foto: Stadtarchiv

Und daran hat sich auch – trotz Verluste infolge des Zweiten Weltkriegs – bis heute nichts geändert, ganz im Gegenteil, wächst doch der Bestand unaufhaltsam an. Alle städtischen Akten mit abgeschlossenen Vorgängen, die älter als 30 Jahre sind, werden von Horst Dinstühler auf ihre Archivwürdigkeit hin überprüft. Auch bei Anlage kritischer Maßstäbe sind das nicht unerhebliche Aktenbestände, die so dem Archiv beständig zufließen. Die Übernahme bedeutet in erster Linie eine archivgerechte Lagerung und vor allem inhaltliche Erschließung, damit man gesuchte Informationen im Zweifelsfall auch findet. Diese Aufgabe ist eine gesetzlich festgeschriebene Pflicht einer Kommune in Nordrhein-Westfalen.

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Seit 2009 ist der Stadtarchivar auch der Herr über die Personenstandsregister. Die Übernahmefristen sehen hier etwas anders aus: Für Geburtsurkunden liegen sie bei 110 Jahren, für Heiratsurkunden bei 80 Jahren und für Sterbeurkunden bei 30 Jahren. Auf diese Weise ist das Jülicher Stadtarchiv zu einem Eldorado für Familienforscher geworden. Aber auch alle allgemein an der Geschichte der Stadt Jülich und der näheren Umgebung Interessierten haben hier einen wichtigen Anlaufpunkt für ihre Forschungen und Recherchen. Dazu zählen auch regelmäßig Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Zitadelle der Stadt Jülich, die vom Stadtarchivar betreut ihre historischen Facharbeiten schreiben.

Belagerung Jülichs im Jahre 1610 | Foto: Stadtarchiv
Belagerung Jülichs im Jahre 1610 | Foto: Stadtarchiv

Das älteste im Stadtarchiv aufbewahrte Stück stammt übrigens aus dem Jahr 1366. Ansonsten ist das Mittelalter recht schwach vertreten, da zwei Stadtbrände 1473 und 1547 den jeweiligen städtischen Urkunden- und Aktenbestand vernichtet haben. Umso erfreulicher ist die nahezu lückenlos erhaltene Folge der Stadtrechnungen von 1545/46 bis ins frühe 17. Jahrhundert. Diesem interessanten Bestand widmete Horst Dinstühler seine 2001 erschienene Dissertation, die tiefe Einblicke in die Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Stadt Jülich in der Zeit des Ausbaus zur Residenz- und Festungsstadt unter Herzog Wilhelm V. von Jülich-Kleve-Berg erlaubt. Überhaupt ist der Stadtarchivar sehr darum bemüht, die von ihm betreuten Archivalien wieder zum Sprechen zu bringen. Aktuell arbeitet er an einer Darstellung der „Lustbarkeiten“ – Möglichkeiten kommerzieller Freizeitgestaltung – in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Stadt Jülich.

2005 gründete sich der „Freundekreis Stadtarchiv Jülich e.V.“, der das Archiv in materieller und ideeller Weise unterstützt. So ermöglichte der Freundekreis beispielsweise die Anschaffung von alten Postkarten mit seltenen Jülich-Motiven. Zudem setzt sich der Verein dafür ein, dass das Archiv eine seinen Beständen und seiner Bedeutung angemessene räumliche Ausstattung erhält. Aber wie formulierte es der Vorsitzende Alt-Bürgermeister Dr. Peter Nieveler in seinem Bericht für die Mitgliederversammlung 2011 bezüglich der Raumfrage bedauernd: „Da die finanzielle Situation der Stadt sich nicht gebessert hat, ist auch in Zukunft kaum mit Besserung zu rechnen.

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Guido von Büren
Eine echte Muttkrat und mit unbändiger Leidenschaft für Geschichte und Geschichten, Kurator mit Heiligem Geist, manchmal auch Wilhelm V., Referent, Rezensent, Herausgeber und Schriftleiter von Publikationen, Mitarbeiter des Museums Zitadelle und weit über die Stadtgrenzen hinaus anerkannter Historiker, deswegen auch Vorsitzender der renommierten Wartburg-Gesellschaft

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