
Die Spätantike gilt in der Geschichtswissenschaft als Transformationsepoche zum frühen Mittelalter. Sie wird mittlerweile zeitlich umrissen mit dem Herrschaftsantritt des Diokletian im Jahre 284 und dem Ende des Weströmischen Reiches im Jahre 476 oder dessen fehlgeschlagener Rückeroberung unter Justinian (527–565).
Diese Epoche war für die Menschen von Krise und Aufbruchsstimmung geprägt, besonders die germanischen Provinzen erlebten zahlreiche kriegerische Auseinandersetzungen und Verwüstungen. Hinzu kommt die staatliche Protektion des christlichen Glaubens und die Neuordnung des Militärs, oftmals abschätzig als „Barbarisierung“ des Heeres bezeichnet. Diese Faktoren bündeln sich besonders in den germanischen Provinzen des Reichs und machen diese zu einem Kulminationspunkt von Krise und Wandel. Dieser Prozess erstreckte sich bis in die kleinsten Verwaltungsbereiche der Region und erreichte zweifelsfrei auch Jülich und sein Umfeld. Zwar lässt sich der Schleier der Geschichte zu vielen Aspekten der spätantiken Welt nicht lüften, manche Geheimnisse bleiben gehütet und verschlossen, doch mag dieser von Alexander Holz herausgegebene Sammelband in Fortsetzung des Buches „Antike an Merzbach und Rur“ aus dem Jahr 2022 zumindest für einige Fragen sensibilisieren und zu weiteren Gedanken und Forschungen anregen.
Neun Autorinnen und Autoren legen in vierzehn Beiträgen ihre Erkenntnisse zum Leben in der Spätantike in der Region dar. Das Themenspektrum reicht dabei vom römischen Militärwesen über frühe Spuren des Christentums bis zur Rekonstruktion der Ausstattung einzelner Gräber des spätantik-fränkischen Gräberfelds in Jülich.
Alexander Holz (Hrsg.), Spätantike an Merzbach und Rur (Veröffentlichungen des Jülicher Geschichtsvereins 1923 e.V., Bd. 24), Aachen: Ammianus Verlag 2025, 192 S., zahlr. Abb., ISBN 978-3-9826226-1-3, 24,90 Euro.