Öh? Warum? Wieso? Bloß weil Karneval vorbei ist – war der denn wirklich soo lustig? Wenigstens gelegentlich witzig – oder wieder mal ein sich selbst beömmelnder, mitzunehmender Abhakepunkt der allgemeinen Event-„Kultur“? Entschuldigung, eine im Rheinland allemal obsolete bis unverschämte Frage. Nee, was haben wir gelacht, wir haben fast nur gestanden auf der Sitzung…
Was an Lustigkeit sollte denn sonst beendet sein – die mittlerweile (fast) vergessenen Jahresrückblicke auf 2024? Da waren durchaus befähigte Koryphäen der Satire redlich bemüht, die Blöd- und Unsinnigkeiten des vergangenen Jahres mit aller Gewalt des Humors uns lustig in Erinnerung zu bringen. Sich lustig machen ist aber leider meist nur ein verzweifelter Versuch, unlustigen Tatsachen ein mal gequältes, mal kathartisches (altgriechisch: reinigendes) Lachen abzugewinnen. Siehe oben: Karneval.
Und mit all diesen Lustig-(leider nicht Lustbar-)keiten will der HERZOG jetzt Schluss machen? Nicht mit mir! Und schon gar nicht mit den jetzt auf den Plan tretenden Protagonisten neuester Lustspiele, vorneweg einer, der uns in der Muppetshow oder als Mitglied der Duck-Familie Tränen in die Augen treiben würde: Donald. Tut er soo auch – aber keine des Lachens. Man muss kein blinder Seher oder schwarzsprechender Weissager sein, um sich das Lachen im Hals stecken zu lassen.
Das ruft mir mal wieder den altchinesischen Fluch ins Gedächtnis: Mögest du in interessanten Zeiten leben! Na, da geht kein Weg dran vorbei, machen wir beziehungsweise wird mit uns gemacht.
Konsequenterweise unterstützt China uns arme Konsumenten nach Kräften mit Billigangeboten, die auch im übertragenen Sinn so billig sind, dass sie ihr Geld nicht wert sind. Blechschilder mit aufgedruckten Banalitäten, gegen die die meiner Großeltern (eigner Herd ist Goldes wert!) durchaus Gold wert sind. Köterspielzeug, mit dem man keinen Hund hinter dem Ofen hervorholt – aber offensichtlich ihre Besitzerinnen und Besitzer. Seltsame Klamotten, über deren üblich-üble Herstellungsweise und Vertrieb jeder einigermaßen Informierte Bescheid weiß. Umwelt- und arbeiterschädigend, unsere entsprechenden dagegen mühsam erkämpften Rechte verachtend und locker umgehend, unsere Zollbestimmungen gleich mit. Dank unserer Konsumlustigkeit wird damit sobald nicht Schluss sein.
Wir sind weit gekommen – auch weit herunter. Die lustigen Silvesterkrawalle sind zwar schon wieder zwei Monate her, aber während die Gletscher schmelzen, wächst dieser Eisberg und mit ihm seine immer kältere Spitze.
Jaja, die „Bullen“ – heutzutage „Cops“– waren auch zu meiner Jugendzeit feindbildfähig, den „Staat“ personalisierend. Dass es aber mittlerweile reicht, einen in seiner Arbeitskleidung Uniformierten zu sehen, um seinen Gesellschaftsfrust abzulassen… Da unterscheiden sich manche nicht von den Tieren, bei denen ein geringfügiger Reizauslöser bereits Aggression freisetzt. Helfende (zu denen auch Polizisten gehören) wie Sanitäter und Feuerwehrleute auch nur verbal und ohne konkreten Anlass (welcher sollte das sein?) anzugreifen – da frage ich mich, ob man den Begriff des Hirntods nicht anders und neu definieren sollte – findet in diesen Köpfen außer Synapsen-Geklapper irgendetwas Brauchbares statt? Nein, nicht lustig, aber längst noch nicht Schluss.
Da sollte mal jemand nach dem Rechten sehen… Aber bitte nicht die Rechten. Die sehen in erster Linie danach, wie sie den Rechten anderer den Garaus machen können. Deren (End-)Lösungen sind nicht nur verbaler Müll, sondern vergrößern die Probleme, deren Teil sie sind – erfolgreich und immens. Und: Die bringen den Moskauer Zwergzar nur zum Grinsen. Wenn er zu derartigen Emotionsausbrüchen überhaupt fähig ist – ich habe bisher nur seine Mundwinkel selbstge- und abfällig zucken sehen. Immerhin, eine Regung. Ich wage zu sagen: Wenn der lacht, ist wirklich Schluss mit lustig. Dann können wir uns so warm anziehen, wie jetzt schon die Ukrainer in ihren zerbombten Häusern. Aber nein, wir sind jetzt schon so arm dran, dass wir uns keinerlei Militaria leisten können, die dorthin geliefert ihnen helfen, den auch uns aufgezwungenen Krieg immerhin noch(!) bei sich führen zu „dürfen“.
Und dann kommt da noch so ein größenwahnsinniger, selbstverliebter, autistischer Milliardär daher, der nicht nur glaubt, alles und jeden kaufen zu können – sondern es auch tut. Staunend müssen wir sehen: Ja! So was geht! Das ist nicht mehr der Homo sapiens (sapiens, lateinisch: wissend, war er nie, bezeichnet sich nur so), da haben wir nun den Homo superior, der tut, was er will, weil und wie er kann. Hemmungs-, rücksichts- und empathielos.
Das weiterzudenken, weigert sich mein noch menschliches Hirn, das mit Sokrates weiß, dass es nicht nichts, aber doch zu wenig weiß – und ich habe Schluss mit lustig.
Sie nicht? Gut, dann noch ein Nach-Absatz:
Sagt der Optimist zu seinem Freund: „Wäre das nicht schön, im Jenseits all die lieben Menschen wiederzusehen und…“
„…und all die anderen auch.“
Nicht lustig? Aber ein schlüssiger Schluss.