Im Vergleich zum IHK-Nachfolgereport 2019 hat sich die Lage weiter zugespitzt. Nach Berechnungen im Auftrag von IHK NRW liegt die Zahl der übergabereifen Unternehmen aktuell fast um 40.000 höher als noch vor fünf Jahren. Nahezu jedes zweite inhabergeführte Unternehmen in NRW ist inzwischen älter als 55 Jahre. In den nächsten zehn Jahren stehen 305.000 Familienbetriebe mit rund 1,8 Millionen Beschäftigten vor der Herausforderung, geeignete Nachfolgerinnen und Nachfolger für die Unternehmensspitze zu finden.
Berechnungen zufolge werden allein im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen innerhalb der nächsten zehn Jahre rund 5.200 wirtschaftlich attraktive Unternehmen mit rund 61.500 Arbeitsplätzen zur Übergabe bereitstehen.
1.796 Unternehmerinnen und Unternehmer wurden für den neuen IHK-Nachfolgereport NRW befragt. In den Antworten wurde deutlich, dass der Nachfolgeprozess in der Regel nicht nur komplex ist, sondern auch störanfällig. Mehr als jeder zweite Abgebende sieht in einer stetig wachsenden Bürokratie den Hauptverzögerungsfaktor. Bei 39 Prozent hemmt der Fachkräftemangel den Generationenübergang. Die wirtschaftlichen Unsicherheiten, etwa durch aktuelle Krisen oder hohe Energiekosten, erschweren langfristig angelegtes unternehmerisches Engagement, klagen zudem viele Unternehmerinnen und Unternehmer. Bei zwölf Prozent ist fehlende Motivation ein Hauptgrund, warum sie ihren Betrieb innerhalb der nächsten zwei Jahre übergeben möchten.
„Diese Entwicklung erfordert entschlossenes Handeln von der Politik. Bürokratische Hürden müssen abgebaut, Maßnahmen zur Reduzierung des Fachkräftemangels ergriffen und das Bewusstsein für die Bedeutung unternehmerischer Leistung in der Gesellschaft gestärkt werden. Nur so kann es gelingen, dass unsere Region in Zukunft eine starke Heimat für Unternehmen bleibt“, betont Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen.
Die Beratungserfahrungen der IHKs in NRW zeigen: Die rechtzeitige und professionelle Nachfolgeplanung ist ein entscheidender Erfolgsfaktor. Ab einem Alter von 55 Jahren sollte die abgebende Generation beginnen, die Übergabe zu planen. Fünf bis zehn Jahre Vorbereitungszeit sind keine Seltenheit. Unternehmerinnen und Unternehmer beschäftigen sich heute zu einem früheren Zeitpunkt mit der Nachfolgeregelung als noch vor Jahren. Drei von vier der Befragten ab 55 Jahren haben eine klare Vorstellung vom Übergabezeitpunkt. 70 Prozent davon befinden sich bereits in der Phase der Informationsbeschaffung.
Die IHK Aachen unterstützt den Nachfolgeprozess mit Informationsangeboten über eine fachkundige Einzelberatung bis hin zur vertraulichen Vermittlung von potenziellen Nachfolgerinnen und Nachfolgern durch den IHK-Nachfolgepool und die nexxt-change Unternehmensbörse. Ziel der IHK ist es, den Unternehmensbestand und damit die Arbeitsplätze so weit wie möglich zu erhalten.
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