Halleluja! Was eine wilde Gemengelage, die Olaf Müller seiner Leserschaft im neuesten Werk „Adiós, Aachen“ präsentiert. Es gehört schon eine gehörige Portion Gedankenakrobatik dazu, um den Bogen von den Missbrauchsfällen im Bistum Aachen über den Fliegerhorst Nörvenich bis zu den geschichtsträchtigen Terrororganisationen der ETA und RAF und in die USA zu spannen.
Der erste Tatort ist ein Beichtstuhl. Erstes Opfer ein Weihbischof, der die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle zur Aufgabe hat. Zweites Opfer wird eine Spanierin. Wie passt das zusammen? Darum geht es im neunten Fall von Kommissar Fett, seiner Kollegin Conti und dem Neuen im Kleeblatt, „dem Andy“. Entlang der Rur bis in die Eifel, zwischen der Domstadt Aachen und der Euregio sind sie wieder unterwegs. Olaf Müller ist als gelernter Buchhändler, studierter Germanist und späterer Leiter der Kulturbetriebe der Stadt Aachen in der Region bestens zu Hause. Das liest sich auch wunderbar in seinen Büchern.
Der Autor bettet sein Geschehen in Großereignisse wie das CHIO und die Heiligtumsfahrt ein und gibt damit nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich viele Identifikationsmomente. Ortskundige lockt das Wiedererkennen, und manche charmante Kleinigkeiten verbergen sich zwischen den Zeilen: Da heißt etwa ein Bewohner von Eschweiler über Felde, der eine absolute Nebenrolle spielt, Peil. Mit einem „l“ wohlgemerkt, anders als die ortsansässige Landtagsabgeordnete. Zufall? Man weiß es nicht genau. Bei allen zu entwirrenden Handlungssträngen ist das die Konstante: die liebevoll entwickelten Figuren, ob es die Hauptfiguren sind, die eierliköraffine, sehr loyale Weihbischofs-Haushälterin oder der ehemalige Mitarbeiter des Fliegerhorsts, der als Pensionär und Dackelbesitzer seinen bierseligen Ruhestand genießt. Fazit: geeignet für entspannte Sonntagsnachmittagssofalektüre – wahlweise mit Tee oder Eierlikör zu genießen.
BUCHINFORMATiON
Olaf Müller: Adiós, Aachen | Gmeiner Verlag | 208 S., Paperback | ISBN 978-3-8392-0669-0 | 14 Euro