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Von Nachlässen und Ordensrittern

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Prof. Günter Bers (v.l.n.r.) und das Ehepaar Claudia und Thomas Wendels stellten die neuen Publikationen der Kuhl-Gesellschaft vor. Foto: Dorothée Schenk
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Für den Laien klingt die Beschäftigung mit Nachlass-Listen zunächst einmal eher nüchtern. Dass sich dahinter wirklich interessante Geschichte(n) verbergen, brachte Thomas Wendels, Ehemann der Autorin Claudia Wendels, bei der Buchvorstellung „Zwei Jülicher Nachlass-Inventare aus der Mitte des 19. Jahrhunderts“ in der Jülicher Schlosskapelle einem interessierten Publikum nahe.

Einerseits ging es um das Inventar des Kreissekretärs Karl Wilhelm Büttner und seiner Gattin Anna Elise Vondenhoff. Das Ehepaar hinterließ 668 Gegenstände, die zur Versteigerung anstanden. Alleine diese Zahl beeindruckt. Hört man, dass neben Mobiliar dazu auch eine Damastdecke, Servietten, verschiedene Instrumente – das Klavier erzielte den Top-Erlös von 51 Talern – sowie 40 Bände mit Werken Goethes, 60 Bände mit Werken Herders und ein 12-bändiges Konversationslexikon befanden, ist auch ohne Fachwissen verständlich, dass es sich um einen Haushalt gehandelt hat, in dem Bildung und Kultur etwas zählen.

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Dagegen nimmt sich das Vermächtnis des Adeligen Carl Freiherr von Hallenberg zu Broich mit 155 Positionen fast bescheiden aus. Instrumente fehlten gänzlich, die 35 Bücher erbrachten einen Erlös von 10 Talern. Beachtlich genannt werden kann dagegen das adelige Barvermögen von 729 Talern – wären da nicht die 7100 Taler Schulden, die der Freiherr über den Tod hinaus seiner Gattin schuldig geblieben war. Das aber ist eine weitere Geschichte, der Claudia Wendels auf den Grund gegangen ist und sich zur Lektüre empfiehlt.

Einem weitgehend aus den Köpfen im Jülicher Land verschwundenen Stück Geschichte widmet sich Günter Bers: Kieringen – eine Niederlassung des Johanniter-Ordens nahe der Stadt Jülich. In der Nähe des Guts Nierstein befand sich die Enklave, die von vier Ordensleuten bewohnt werden konnte. 150 Morgen Land gehörten dazu. Dem Protokoll einer Visitation aus dem Jahre 1480 ist zu entnehmen, welches Vermögen vorhanden war. 150 Schafe plus Schäfer, 10 Ochsen, zwei Knechte und eine Magd gehörten zu dem Anwesen. Beschäftigt haben sich die Ordensleute laut Bers mit der Organisation von Pilgerreisen ins Heilige Land und boten für manche, die mit dem Herrn Pastor in der Innenstadt unzufrieden waren, eine passende Alternative. Nebenaltäre seien dort gestiftet worden.

In Vergessenheit geraten ist Kieringen auch deshalb, weil in kriegerischen Auseinandersetzungen 1543 alle Akten verloren gingen, wie Günter Bers erzählte. 50 Jahre habe er zu dem Thema geforscht, ehe es zu dieser Veröffentlichung kam. Es sei wohl sein letztes Werk, kündigte der 84-jährige Historiker an. Künftig plane er, nur noch Aufsätze zu verfassen.

BUCHINFORMATION
Joseph-Kuhl-Gesellschaft e.V. (HrsG) | Claudia Wendels, Zwei Jülicher Nachlass-Inventare aus der Mitte des 19. Jahrhunderts | Kleine Schriftenreihe Nr. 33, 2024 | ISBN 978-3-943568-32-5 |12 Euro
Joseph-Kuhl-Gesellschaft e.V. (HrsG) | Günter Bers: Kieringen – eine Niederlassung des Johanniter-Ordens nahe der Stadt Jülich | Forum Jülicher Geschichte, Band 82 | ISBN 978-3-943568-31-8 | 15 Euro | erhältlich im Buchhandel oder direkt bei [email protected]


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