Monarchien sind in Europa aus der „Mode“ gekommen. Majestäten sind Mangelware – außer vielleicht zur gerade begonnen fünften Jahreszeit, wenn sie das Narrenvolk regieren sollen. Personalmangel beklagen derzeit aber auch die Sternsinger, die traditionell rund um 6. Januar, dem Dreikönigstag, durch die Straßen ziehen und Spenden sammeln. Die Verantwortlichen im pastoralen Raum Jülich-Aldenhoven haben sich jüngst auf Einladung von Gemeindereferent Michael Loogen zu einem Austausch getroffen.
Das Fazit vorweg: Es lohnt sich, bei der Sternsinger-Aktion mitzumachen. Natürlich zuvorderst wegen der guten Tat. In diesem Jahr heißt das Motto „Erhebt eure Stimme! Sternsingen für Kinderrechte“. (Details zur Aktion siehe Info) Aber auch, weil es offenkundig auch Spaß macht. „Wer einmal dabei ist, der kommt in der Regel auch wieder“, weiß Katja Liebig, die in Koslar / Engelsdorf die Sternsinger-Gruppen koordiniert. „Ich habe noch nie Sternsinger gesehen, die danach nicht begeistert waren!“ Es sei allerdings immer schwieriger, den Nachwuchs zu mobilisieren. Cordula Schmitz, die seit 22 Jahren Gruppen in Selgersdorf und Altenburg betreut, kann das sogar mit Zahlen belegen: Sie verschickt 85 Einladungen an alle Haushalte mit 3- bis 13-jährigen Kindern. „Am Ende habe ich fünf Kinder“, sagt sie etwas resigniert.
„Das ist ein elterngemachtes Problem“ wirft die Broicher Sternsinger-Koordinatorin Myriam Klein ein. Oft glaubten die Erziehungsberechtigten, es sei für die Kinder zu kalt, zu anstrengend und insgesamt ist es wohl eine Frage der eigenen Bequemlichkeit. „Die Kindern haben immer viel Spaß. Denen ist es eigentlich egal, was für ein Wetter ist.“ Einzig im Jülicher Nordviertel gibt es keine Besetzungsprobleme .Hier hat es sogar in einem Jahr noch während der Aktion Zuwachs gegeben, wie Anja Kümmerle lachend berichtet: „Wir haben 42 Sternsinger losgeschickt und 45 kamen zurück.“ Ein Trio war vom Besuch von Caspar, Melchior und Balthasar so begeistert, dass es gleich selbst loszogen. Ein großartiges Erlebnis ist auch immer der „Kassensturz“, berichten die Koordinatorinnen. Besonders stolz ist, wer besonders viele Spenden zusammengetragen hat – und das dann später auch im Pfarrbrief vermerkt steht. Hierfür wird inzwischen übrigens nicht nur Bares angenommen, sondern es gibt auch QR-Codes auf Karten, mit denen online eine Anweisung getätigt werden kann. Aus dem Spruch „bar oder mit Karte“ hätten sich die Sternsinger im vergangenen Jahr einen Riesenspaß gemacht.
Rund 300-fach königliches Personal würde in Jülich und Aldenhoven benötigt – sprich 100mal heilige drei Könige oder Königinnen – plus Begleitperson, damit alle Ortsteile „bedient“ werden könnten. Alleine in der Innenstadt Jülichs und dem Heckfeld sind es 75 Straßenzüge, die begangen werden. Denn die „Nachfrage“ nach dem Besuch der Sternsinger ist ungebrochen. Die bekannten Koordinatoren werden vorab angesprochen: „Wann kommt Ihr denn in diesem Jahr?“ Der Segen „christus mansionem benedicat“ ist begehrt und beliebt. Derzeit gehen die Freiwilligen teilweise zwei, drei oder sogar vier „Runden“ – und dann inzwischen auch mit nur zwei königlichen Segensbringern. „Ich möchte aber niemanden überfordern“, sagt Cordula Schmitz und erntet zustimmendes Kopfnicken.
Klar ist: Wer persönlichen Kontakt zu den entsprechenden Altersgruppen hat, ist im Vorteil bei der Nachwuchs-Suche. In einigen Ortsteilen wird schon bei der Anmeldung zur Kommunion die Verpflichtung zum Sternsingen mit „eingetütet“. Das klappt aber nicht immer. „Es gibt kein Patentrezept“, meint Kathrin Fedosov achselzuckend. Grundsätzlich gilt aber, dass, auch wenn üblicherweise die Majestäten Grundschul-Kinder sind und auch aus den Messdiener-Reihen sich Jugendliche bereit erklären, das Sternsingen kein Privileg für Kinder ist. Melden können sich Freiwillige jeden Alters.
Das Pfarrbüro in Jülich – Telefon 02461 / 2323 – nimmt gerne Anmeldungen entgegen und leitet zu den entsprechenden Ansprechpersonen weiter. Textsicher muss niemand sein, denn auf den „Begleitstern“ wird der Spruch angebracht. „Wir kommen daher aus dem Morgenland, wir kommen geführt von Gottes Hand. Wir wünschen euch ein fröhliches Jahr: Kaspar, Melchior und Balthasar.“ Ganz engagierte können diesen Spruch sogar als Lied präsentieren. Wer es nicht kennt, dem hilft eine Internet-Suchmaschine. Melden können sich außerdem Menschen, die Königsgewänder spenden oder nähen können. Hierfür hat besonders die Propsteigemeinde Bedarf angemeldet.
Die Aussendungsfeier der Jülicher Majestäten findet am Donnerstag, 2. Januar 2025, in der Familienkirche St. Franz von Sales im Nordviertel um 11 Uhr statt. Von dort aus gehen sie ins Rathaus und werden traditionell vom Bürgermeister begrüßt, der sie mit Kakao und Süßem bewirtet. Wann die Sternsinger in den einzelnen Stadtteilen unterwegs sind, entscheiden die Koordinatorinnen vor Ort.
In diesem Jahr widmet sich die Sternsinger-Aktion den Kinderschutzrechten. Schutz, Förderung, Beteiligung – auf diesen drei Säulen beruht die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen. Seit 35 Jahren sagt sie: Kinder haben Grundrechte, die weltweit gelten. Genau hierfür setzen die Sternsinger sichin der Aktion Dreikönigssingen 2025 ein. ,Erhebt eure Stimme! – Sternsingen für Kinderrechte‘ lautet das Motto. Denn noch immer ist die Not von Millionen von Kindern groß: 250 Millionen von ihnen, vor allem Mädchen, gehen weltweit nicht zur Schule. 160 Millionen Kinder müssen arbeiten, rund die Hälfte unter ausbeuterischen Bedingungen. Daher gilt es die Rechte von Kindern weltweit zu stärken und ihre Umsetzung weiter vorantreiben.
Mit der Aktion Dreikönigssingen 2025 sollen die Kinder und Jugendliche ermutigt werden, sich gemeinsam mit Gleichaltrigen aller Kontinente für die Achtung, den Schutz und die Umsetzung ihrer Rechte einzusetzen. Sternsinger und Sternsingerinnen erfahren ganz konkret, wie sie mit ihrem Engagement dazu beitragen, Kinderrechte weltweit zu stärken. „In diesem Sinne: Erhebt eure Stimme!“ heißt der Aufruf.