Die Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Pogrome steht in diesem Jahr unter dem Leitgedanken „Vertrauen wagen“. In den Blick nehmen wollen die christlichen Kirchen als Veranstalter die gegenwärtigen „Zeiten, in der viele nur noch in ihrer eigenen ,Blase‘ leben, nur noch sich selbst und ihre persönlichen Bedürfnisse und Befindlichkeiten im Blick haben, während sie andere Menschen verzerrt durch eine Brille von Falschinformationen, Hass und Missgunst wahrnehmen. Wenn Menschen in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts gewagt hätten, ihren eigenen Erfahrungen mit jüdischen Menschen mehr als ideologischer Hetzpropaganda zu vertrauen, hätte der Nationalsozialismus nicht erstarken können… Weil viele Menschen auch heute nicht bereit sind, ihre Vorurteile und Feindbilder zur Seite zu stellen, weil viele nicht wagen, im Anderen den Menschen zu entdecken, der verletzlich und mit Würde ausgestattet ist wie sie selbst, ist das Leben für allzu viele Menschen an allzu vielen Orten hier bei uns und weltweit unerträglich.“
Die Erinnerung an die Ereignisse des 9. Novembers 1938 soll Mahnung und Ermutigung zugleich sein, die Wachsamkeit nicht aufzugeben und allen, die Menschenfeindlichkeit propagieren, in Wort und Tat entgegenzutreten.
Die Leitungsgremien der katholischen Pfarrgemeinde Heilig Geist und der evangelischen Kirchengemeinde Jülich haben beschlossen, das Gedenken zum 9. November weiterhin gemeinsam zu gestalten, nachdem sich die Jülicher Gesellschaft gegen das Vergessen und für die Toleranz im Frühjahr dieses Jahres aus der Geschäftsführung für diese Gedenkveranstaltung zurückgezogen hatte.
Mit der strukturellen gehen auch inhaltliche Änderungen einher. So soll die Veranstaltung künftig immer am 9. November stattfinden. Die Gesamtdauer des Gedenkens soll nicht länger als 45 Minuten sein. An der Gedenktafel der ehemaligen Synagoge werden zu Beginn kurze Beiträge der Kirchen sowie von Vertretern jüdischer und muslimischer Gläubigen und der Stadt der Jülich vorgetragen, sofern sie sich dem Gedenken anschließen möchten. Weiterhin sollen auch Schülerinnen und Schüler aus den weiterführenden Schulen in Jülich mit ihren Beiträgen eingebunden werden. Im Anschluss gibt es einen Kerzenzug zum Mahnmal am Propst-Bechte-Platz, an der es noch einen kurzen Programmpunkt gibt, um mit einem gemeinsamen Abschluss die Veranstaltung zu beenden. In diesem Jahr ist die Gemeinschaft zu einem Beisammensein in das Dietrich-Bonhoeffer-Haus eingeladen.
GEDENKEN SA 09|11
Treffpunkt: Gedenktafel An der Synagoge | 17 Uhr