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Jülicherin mit jüdischen Wurzeln: Margot Bücher

Die Geschichte von Margot Bücger erzählt von ihrer Nichte Christine Bücher.

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Bild aus dem Fotoalbum: Margot Bücher. Foto: privat
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Margot Bücher ist den meisten Menschen in Jülich bekannt als Frau an der Seite von Hubert Bücher, langjähriger Kulturbürgermeister der Stadt und engagiert in vielen Ehrenämtern. Sein Wirken wurde 1974 mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt. Margots jüdische Wurzeln waren nur wenigen bekannt. Erst spät begann sie darüber zu sprechen.

Margot wurde am 18. Juli 1927 als Tochter von Kurt Prüfke und seiner Frau Elfriede in Köln-Junkersdorf geboren. Zur jungen Familie gehörten noch Kurts Töchter Ottilie und Klara aus erster Ehe. Elfriedes Mutter Henriette Breuer, geb. Seligmann, kam aus einer jüdischen Familie, zu der auch Menschen nicht-jüdischer Herkunft gehörten – für die Familie nicht ungewöhnlich. Erst die Nationalsozialisten zogen scharfe Grenzen.

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Kurz nach Margots Geburt zog die Familie von Köln nach Gelsenkirchen in die Nähe der Großmutter und Elfriedes Verwandtschaft. Im Jahr der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde Margot eingeschult. Während ihre nicht-jüdischen Schwestern zur Mitgliedschaft im Bund deutscher Mädel (BDM) verpflichtet wurden, war Margot aufgrund ihrer Herkunft davon ausgeschlossen. Nach acht Schuljahren musste Margot die Schule verlassen, obwohl sie eine gute Schülerin war. Als einzige Nichtuniformierte nahm sie an der Entlassungsfeier teil. Nachdem Margots Vater seine Stelle verloren hatte, weil er sich nicht von seiner „halbjüdischen“ Frau trennen wollte, geriet die Familie in große finanzielle Not.

Elfriede hielt ihre schützende Hand über Margot, solange es ihr möglich war. Nach Ende ihrer Schulzeit im Sommer 1942 musste Margot auf einem Bauernhof arbeiten, wo man sie schlecht behandelte. Elfriede erreichte es, dass Margot in Mannheim als Hilfskrankenschwester und in der Nähe und Obhut ihrer älteren Schwester Ottilie eine Stelle bekam.

Margot erlebte Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung ihrer nächsten Verwandten. Elfriedes Schwester Luise und ihr Mann Kurt Todtenkopf wurden in Auschwitz bzw. in Buchenwald ermordet. Auch Luises Tochter Margot Spielmann überlebte den Holocaust nicht. Insgesamt wurden aus der Familie von Margots Großmutter Henriette Breuer acht Verwandte ermordet. Elfriedes Schwester Erna gelang rechtzeitig die Auswanderung nach Brasilien. Henriette Breuer selbst wurde im Sommer 1942 nach Theresienstadt deportiert. Sie überlebte und kam im Sommer 1945 krank und völlig abgemagert nach Gelsenkirchen zurück.

Margots Mutter, die lange Zeit durch ihre Ehe mit einem „arischen“ Mann geschützt war, wurde im September 1944 ins Zwangsarbeitslager Elben, das der Organisation Todt unterstellt war, verschleppt. Hier musste Elfriede harte körperliche Arbeit leisten. Auch sie überlebte.

Im Sommer 1945 wurde Margot 18 Jahre alt. Margot liebte Musik. Für ein Klavier hatte das Geld zu Hause nicht gereicht, aber ihre Eltern hatten ihr ein Akkordeon und einige Unterrichtsstunden geschenkt. In ihren Träumen hätte Margot am liebsten Musik studiert, in der Realität der Nachkriegszeit und auf dem Boden der Tatsachen entschied sie sich für einen anderen Beruf und wurde Krankenschwester wie ihre beiden Schwestern.

Im März 1956 heiratete Margot in Gelsenkirchen Josef Niederau aus Düren. Sie hatten sich in einem Sanatorium in Süddeutschland kennengelernt, wo Margot nach ihrer Ausbildung arbeitete. Doch schon nach wenigen Jahren starb Josef an einem Gehirnschlag. 1963 heiratete Margot ein zweites Mal und zog nach Jülich. Im gleichen Jahr brachte sie ihren Sohn Thomas zur Welt.

Am 28. November 2023 ist Margot Bücher im Alter von 96 Jahren in Jülich verstorben.


Aktuell zeigt die VHS Jülicher Land die Ausstellung: „Gesichter und Geschichten – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. VHS Jülicher Land in Zusammenarbeit mit dem MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln | Foyer der VHS Jülicher Land, Am Aachener Tor 16 | MO-FR, 9-17 Uhr


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