Handgearbeiteter Silberschmuck, dekorative Kerzen, Kaffee, der die halbe Welt umsegelt hat (übrigens das Lieblingsprodukt der Vereinsvorsitzenden Susanne Rosenland) und Gläser, die mit Sonnenlicht leuchten – passt nicht so ganz zusammen? Und ob es das tut, zumindest wenn alle diese Dinge und noch eine ganze Reihe mehr in der Auslage eines Weltladens zu bewundern sind. Denn allen dort angebotenen Dingen ist eines gemein: Sie sind unter fairen, sprich sozialverträglichen Bedingungen und obendrein so umwelt- und klimaschonend wie möglich hergestellt. Diverse Siegel weisen nach, dass die Produkte diesen Vorgaben entsprechen. Und wer als neugieriger Kunde den Weltladen an der Ecke des Jülicher Marktplatzes betritt und vor lauter Siegeln den Überblick verliert, findet beim ehrenamtlichen Verkaufsteam kompetente Beratung.
Ursprünglich, im Oktober 2007, als klassisches Einzelhandelsgeschäft von Roswitha Clermont gegründet, ist seit 2012 der im selben Jahr aus der Taufe gehobene Verein Jülicher Weltladen e.V. Inhaber und Betreiber des Ladens. Seit 2018 ist der Weltladen direkt am Marktplatz zu finden, vorher konnte das kleine aber feine Angebot an der Ecke Große Rurstraße/Marktstraße bewundert werden. Doch nicht nur das Ladenlokal ist größer geworden, auch der Verein ist gewachsen. „Mittlerweile haben wir rund 30 Mitglieder“, berichtet die stellvertretende Vorsitzende Mathilde Romberg. Zehn von ihnen bilden das Kernteam, das regelmäßig und zu festen Zeiten im Laden anzutreffen ist. Hinzu kommen fünf „Springer“, zu ihnen zählt beispielsweise Kassenwart Burkard Neuß. Hier gilt übrigens: Neue Mitglieder, auch solche, die gerne selbst im Geschäft stehen möchten, sind jederzeit herzlich willkommen. „Die einzige Bedingung ist Interesse“, lacht Mathilde Romberg.
Neben dem Verkauf im Geschäft gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Aufgaben, die im Vereinsalltag so anfallen. Einmal abgesehen vom Finanziellen wäre da zum Beispiel noch die Internetseite des Vereins, die gepflegt werden will. Und auch um den Einkauf von Waren muss sich jemand kümmern. „Das Team entscheidet, was eingekauft wird“, erzählt Romberg. Für den Lebensmitteleinkauf ist ein eigenes, etwas kleineres Team zuständig. Was grundsätzlich in einem Weltladen verkauft wird, wird „weiter oben“ (mit-)entschieden. Der Jülicher Weltladen e.V. ist im Weltladen-Dachverband e.V. organisiert und damit der Einhaltung bestimmter Regeln verpflichtet, die in der „Konvention der Weltläden“ festgehalten ist. Vertreterinnen des Dachverbandes besuchen die Betriebe vor Ort, bei denen Weltläden einkaufen, und überzeugen sich dort davon, wie gewirtschaftet wird, unter welchen Bedingungen produziert wird, kurzum: Ob den Kriterien des Fairen Handels entsprochen wird. Sehr häufig sind die Handelspartner der Weltläden Kleinbauern, die sich in Kooperativen zusammengeschlossen haben. Durch langfristige Verträge zu gleichbleibenden Bedingungen garantieren Handelspartner wie die Weltläden zum Beispiel, dass dort angemessene Löhne gezahlt werden oder dass es keine Kinderarbeit gibt.
Teil der Konvention, der sich der Jülicher Weltladen e.V. verpflichtet hat, ist es Bildungsarbeit zu leisten und vor allem die jüngere Generation – durchaus aber auch ältere Mitmenschen – über fairen Handel aufzuklären. Ebenso werden selbstverständlich die Schattenseiten des globalen Handels und die Folgen weltumspannender Produktionsketten, wie Dumpinglöhne oder Umweltverschmutzung, thematisiert. Im Jülicher Laden sind immer wieder Schulklassen zu Gast, die sich vor Ort und anhand der vielen eindrucksvollen Produkte in den Regalen erklären lassen, was fairer Handel nun eigentlich ist. Und manchmal, und das freut die Aktiven des Vereins besonders, kommen Schülerinnen und Schüler nach einem solchen Besuch auf sie zu und fragen nach einem Praktikum.
Der Jülicher Weltladen, Marktplatz 7, hat von montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet.