„Das Wichtigste ist es, den Kindern etwas mitzugeben!“ formuliert Anja Franken, kommissarische Leitung der Kita St. Michael Kirchberg überzeugt. „Etwas mitgeben“, das meint in diesem Fall konkret, ihnen mit auf den Weg zu geben, wie wichtig gesunde Ernährung ist und vor allem, wie wichtig es ist, auf den eigenen Körper zu hören. „Bei uns muss kein Kind den Teller leer essen“, erklärt die Erzieherin, die gemeinsam mit ihrem Team den Weg zum „Pluspunkt Ernährung“ eingeschlagen hat. Wer satt ist, ist satt und wer etwas nicht mag, muss es nicht essen – das sind nur zwei der einfachen Grundsätze, die Kindern dabei helfen können, einen guten Umgang mit der eigenen Ernährung zu finden.
In der zweigruppigen Kirchberger Einrichtung entscheiden die Kinder selbst, was auf den Tisch kommt. Zwar wird das Essen von einem Caterer geliefert, aber die bunten Bildkarten machen es möglich, dass auch die Kleinen schon entscheiden können, was sie essen möchten. Der Speiseplan für die kommende Woche wird dann im Flur – auf Kinder-Augenhöhe – für alle sichtbar ausgehängt. Nach dem Essen wird abgestimmt: War es lecker oder nicht? Dafür stehen zwei große Gläser bereit. Auf einem prangt ein lachendes grünes Gesicht, das zweite ziert ein trauriger roter Smiley. Diese Symbolik verstehen alle und können so ihre Meinung mitteilen. Und was auf diese Weise „abgewählt wird“, kommt künftig nicht mehr in die Auswahl.
Auch die Frage danach, woher eigentlich unser Essen kommt, wird in St. Michael thematisiert. Auf dem weitläufigen Außengelände – wo übrigens Klettermöglichkeiten schon für die ganz Kleinen zum Toben einladen – gibt es mehrere Hochbeete. Beackert werden diese von den Kindern selbst, natürlich mit erwachsener Begleitung. Aber vor allem geht es hier darum, dass die Kinder selbst aktiv sind. Sie sollen sehen, was wann wächst. Wie lange es dauert, bis aus einem kleinen Samenkorn ein hoffentlich dickes Radieschen wird und dass die Möhren für den Snack auch ganz schön krumm aus der Erde kommen können, wird so anschaulich. Apropos Snack: Die täglichen Zwischenmahlzeiten bestehen aus Obst und Gemüse, Süßes vermisst hier keiner. „Das kommt gut an bei den Kindern“, freut sich Anja Franken. Unterstützung findet das Ernährungskonzept auch bei den Eltern, die sich immer wieder einbringen, etwa in dem sie der Kita Obst und Gemüse zum Naschen mitbringen.
Dass die Eltern eingebunden werden, ist übrigens eine der Voraussetzungen für die Zertifizierung. In Kirchberg hat es bereits einen Elternabend mit Informationen rund um gesunde Ernährung gegeben. Vor allem die Frage, was eigentlich in die Brotdose gehört, stand dort zur Debatte. Zum Erntedankfest steht in der katholischen Profinos-Einrichtung selbstverständlich eine entsprechende Feier an. Auch hier sind die Eltern mit an Bord und kochen gemeinsam mit Kindern und Pädagoginnen eine Gemüsesuppe.
Weitere größere und kleine Bausteine im Alltag der frisch ausgezeichneten „Pluspunkt Ernährung“-Einrichtung sind Besuche auf dem Wochenmarkt und auch Ausflüge zu Landwirten in der Umgebung sind geplant. Und nicht zuletzt schwingen in St. Michael auch die 40 Kinder den Kochlöffel. Für die Zertifizierungsfeier haben sie Gemüsesticks mit Dip vorbereitet und unter der Rubrik „Chefkoch St. Michael“ empfiehlt, haben die Kinder auf dem Instagram-Kanal der Einrichtung auch schon Tipps für gesunde Leckereien gegeben.
Damit die Einrichtung sich „Bewegungskindergarten“ nennen darf, ist eine der Voraussetzungen ein Kooperationspartner für regelmäßige Angebote. Hier hat die Kita jetzt einen neuen Partner gefunden, über den sich Anja Franken besonders freut. Die Fidelitas Bourheim, Karnevalsverein aus dem Nachbarort, wird mit Beginn des neuen Kindergartenjahres jetzt ein Tanz- und Bewegungsangebot in der Kirchberger Einrichtung anbieten. „Ich bin sehr gespannt auf das Angebot“, lacht Anja Franken und man merkt ihr die Freude über den neuen Partner deutlich an.
