„Gucken Sie mal da draußen“, sagt Philipp Mühlheims und zeigt mit sichtbarer Freude auf ein großes weißes Etwas auf der Dachterrasse des Science Colleges. „Das ist das Neueste, unsere Mini-Sternwarte“, erklärt er. In unmittelbarer Nachbarschaft des Gymnasiums Haus Overbach in Barmen gelegen ist das große grüne Gebäude aus dem Leben rund um den Schulhof nicht mehr wegzudenken. Gleichwohl sind Gymnasium und Science College nicht ein und dasselbe. Mit der Idee eines außerschulischen Lernorts unter dem Motto „Exzellenz-Förderung“ stieß der langjährige Schulleiter und Gründungsvater des SCO Heinz Lingen gemeinsam mit den Patres der Oblaten des Heiligen Franz von Sales und Hochschulen der Region 2006 das Projekt zur MINT-Förderung an. Keine drei Jahre später öffnete das Science College im Juni 2009 seine Türen zu Hörsälen und Laboren. Am 4. September lädt das SCO zur offiziellen Geburtstagsfeier nach Barmen.
In den 15 Jahren hat sich das Science College stetig verändert und weiterentwickelt. Stand am Anfang die Förderung naturwissenschaftlich-technisch besonders begabter und interessierter Schülerinnen und Schüler im Fokus, geht das Angebot heute deutlich darüber hinaus, erläutert Mühlheims, dritter Leiter in Barmen. Die Auszeichnung als mathematisch-naturwissenschaftliches Excellence-Center, kurz MINT-EC, hängt nach wie vor im Foyer des SCO. Die Förderung besonders Begabter ist integraler Bestandteil. So hat im August die Quanten-Akademie Jugendliche aus ganz Deutschland nach Barmen geführt. Vor allem die Vorbereitung auf ein naturwissenschaftlich-technisches Studium war zu Anfang Idee hinter den meist mehrtägigen SCO-Angeboten. Dazu zählen die „Akademie-Formate“. „Mittlerweile sind alle Ferien komplett voll“, berichtet Mühlheims. Zweites Standbein sind feste „Club-Angebote“ wie der monatliche Astro-Club, zu dem eine feste Gruppe unter Leitung von Witold Franke auf dem Dach des SCO zusammenkommt und versucht, die Weiten des Alls zu verstehen.
Förderung von Handwerk und Technik für die Jüngeren
Im Laufe der Jahre hinzugekommen ist das Angebot des „Rolling Labs“. Das fahrende Labor in einem Kleinbus kann von Schulen und Kitas für eine „Insekten-Safari“ oder eine „Expedition zum Mars“gebucht werden. Damit bewegt sich das Science College mehr in Richtung Breitenförderung. Ein Weg, der für Mühlheims besonders wichtig ist. „MINT ist viel mehr als ein Studium. Viele Ausbildungsberufe sind ohne MINT nicht denkbar“, betont der Ingenieur. Ein Schweißer käme etwa ohne Chemiekenntnisse nicht weit, und auch eine Ausbildung in der Medientechnik sei ohne MINT-Kenntnisse nicht denkbar. „Der Fachkräftemangel ist da“, konstatiert Mühlheims nüchtern. Logische Folge am SCO: die Einrichtung des „Cycle-Spaces“ in den Stallungen des früheren Klosters. Dass es MINT-Förderung auch für Handwerks- und technische Berufe braucht, war Antrieb für das Leader-Projekt. Die Werkstatt, die jedem Interessierten nach Voranmeldung für die eigene Arbeit offen steht, ist vor allem für die Reparatur, den Um-, aber auch Eigenbau von Fahrrädern ausgelegt. Aber auch anderes entsteht hier wie demnächst in einem Workshop Solarkocher für Afrika.
Viele neue Projekte
Das neueste Projekt ist das Umweltprogramm „Globe“ von der US-Weltraumorganisation NASA vor allem mit Klimathemen. In Barmen ist Mühlheims Kollegin Annika Loevenich für die deutschlandweite Koordination des Globe-Programms zuständig. Ein weiteres Projekt am SCO sind die „OpenMinds“. In Kooperation mit der Victor-Rolff-Stiftung fördert das Stipendien-Programm wissbegierige Menschen zwischen 14 und 18 Jahren für die Dauer von zwei Jahren. Das Besondere sei zum einen der Brückenschlag zwischen MINT und gesellschaftlichen Themen und zum anderen, dass nicht Noten sondern Interesse den Ausschlag für eine Förderung geben. Eine Sommerwerkstatt, Wochenend-Workshops und Exkursionen zu Forschungs- und Kultureinrichtungen sind Bestandteil der Förderung. Damit sind die „OpenMinds“ ein kleiner Baustein im Plan von SCO-Leiter Philipp Mühlheims und seinem Team, „mehr für MINT zu begeistern, mehr in die Breite zu gehen und näher an der Lebensrealität junger Menschen zu sein“.