Andrea Bongers – Kabarettistin, Sängerin und Puppenspielerin aus Hamburg – kommt in den Kulturbahnhof Jülich. Sie bringt jede Menge Erfahrung mit und kippt sie auf die Bühne: als erste Frau, zweite Frau, als Mutter, Musikerin, als Pädagogin und Puppenspielerin (Sesamstraße). Kind weg, Mann weg, Hund tot – und jetzt? Geht’s ab – bis in die Puppen!
Andrea Bongers ist die Powerfrau aus dem Hamsterrad. Anni B. singt und spielt – mit und ohne Puppen über Be- und Erziehung. Dieses Thema könnte leicht in harmlose Comedygewässer abdriften, aber Andrea Bongers verpasst ihrer Bühnenfigur die entscheidende Prise psycho.
Bongers gelingt das Kunststück, satirische Songs (mit Mitbewohner Christopher Noodt am Flügel), hinreißend-hintergründige Puppencomedy und intelligentes Frauenkabarett äußerst durchdacht miteinander zu verbinden. Souverän fügt sie die unterschiedlichen Disziplinen lust- und gedankenvoll zusammen. Es ist eine Freude zu erleben, wie sie von der kartoffelköpfigen Großvater-Klappmaulpuppe mit gerütteltem Subtext zu einer hochgradig überforderten Grundschullehrerin mit Alkoholproblemen springt. Auch von der tablettensüchtigen Powerfrau aus dem Hamsterrad bis zur Schlangenpuppe, der Sexualtherapeutin Dr. Sissy Snake, ist es nur ein klitzekleiner, aber konsequenter Schritt. Abgründiger, nachdenklicher und cleverer Humor. Meisterhaft.
Das Programm „Bis in die Puppen!” ist ein bewundernswertes Glanzlicht in einem diffizilen Genre.