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Freimaurer – Geheim im Bunde?

Über einen Geheimbund, der kein Geheimbund ist.

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Bijou der Jülicher Loge mit Accesoires | Foto: HZG
Bijou der Jülicher Loge mit Accesoires | Foto: HZG
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Konzentriertes Schweigen liegt über dem Redaktionsraum des HERZOGs. Grund dafür ist die Frage, welcher Verein thematisch zu unserer „Versteckt“ Ausgabe passt. Nach einiger Zeit fällt ein Begriff: Freimaurer! Ein Raunen geht um, es fallen Begriffe wie „Geheimbund“ oder „Verschwörungstheorien“. Schnell wird uns klar, dass hier genauere Recherchen gefragt sind…

Die Freimaurer sind eine nach den Idealen Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität im 18. Jh. begründete geschlossene Männergesellschaft. Es handelt sich keineswegs um einen Geheimbund, sondern eher um eine diskrete Gesellschaft. Die individuelle geistige Vervollkommnung des Einzelnen ist ihr Ziel. Sie versteht sich als ein Bund freier Menschen mit der Überzeugung, dass die ständige Arbeit an sich selbst zu einem menschlicheren Verhalten führt. Der Großteil der freimaurerischen Werte entstammt dem Zeitalter der Aufklärung:
Freiheit meint die Freiheit des Geistes und der individuellen Verwirklichung – Gleichheit bedeutet Gleichheit der Menschen und die Gleichheit vor dem Gesetz – Brüderlichkeit wird verwirklicht durch Sicherheit, Vertrauen, Fürsorge, Mitverantwortung und der Verständigung mit- und untereinander – Toleranz wird gelebt durch aktives Zuhören und Verständ-   nis und Akzeptanz anderer Meinungen – Humanität umfasst die Summe aller vorherigen vier Grundsäulen und wird durch den „Tempel der Humanität“ symbolisiert, an dem Freimaurer arbeiten.

Beamtenabzeichen  1. Aufseher | Foto: HZG
Beamtenabzeichen
1. Aufseher | Foto: HZG
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Die Freimaurer organisieren sich in regional vernetzten Logen. Heute werden philosophische, gesellschaftliche und historische Themen diskutiert und reflektiert. Religion und Politik sind dabei Tabu, da die geistige Vervollkommnung auf einer überkonfessionellen und überparteilichen Ebene erreicht werden soll. Viele „freie Geister“ und Denker der letzten Jahrhunderte waren Freimaurer: W. Churchill, H. Ford, Friedrich der Große, J. W. von Goethe, G. E. Lessing, W. A. Mozart und G. Washington.

In Deutschland wurde die Freimaurerei 1935 offiziell verboten. Der damalige Innenminister Frick ordnete das Verbot mit der Begründung an „die Freimaurerei sei das Grundübel und Zersetzer des deutschen Volkes“. Man sprach von einer „jüdisch-freimaurerischen Weltverschwörung“, die es darauf abgesehen hatte, „die Existenz anderer Völker zu unterminieren“. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg 1948 fand die erste Jahresversammlung der Vereinigten Großlogen von Deutschland wieder statt.

Freimaurer haben sich der Verschwiegenheit und insbesondere dem Grundsatz verpflichtet, freimaurerische Bräuche und Logenangelegenheiten nicht nach außen zu tragen (Arkanprinzip). Dies soll intern den freien Ideen- und Meinungsaustausch ermöglichen.

Grundsätzlich sind die meisten Rituale durch einschlägige Literatur zugänglich. Die Zeremonien und die Alten Pflichten der spekulativen Freimaurerei werden auf Gebräuche und Unterlagen historischer Steinmetzbruderschaften zurückgeführt, so auf das Regius-Manuskript aus dem Jahr 1390 und das Cooke-Manuskript aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Die bekannten Symbole sind Winkel, Maß und Kelle. Freimaurer treffen sich zu ritueller ‚Tempelarbeit‘. Es gibt sog. Erkennungszeichen, wie „Zeichen“, „Wort“ und „Griff“, die die Zugehörigkeit anzeigen und somit den Zutritt ermöglichen. Zum Ritual kann ein Vortrag mit freimaurerischen Bezügen gehören. Während der Tempelarbeit besteht eine meditative Atmosphäre. Eine Diskussion des Vortrages findet im Tempel nicht statt, das Thema kann aber bei einer anschließenden „Tafelloge“ ungezwungen weiterbesprochen werden. Nach außen wirken Freimaurer auch durch karitative Arbeit, Förderung von Bildung und freiheitlicher Aufklärung. Das Ziel der Freimaurerei liegt darin, diese Grundsätze im Alltag zu leben, um so das menschlich Gute in der Welt zu fördern.

„Kanone“ Rituelles Trinkglas, Freimaurerorden | Foto: HZG
„Kanone“ Rituelles Trinkglas, Freimaurerorden | Foto: HZG

Zur Aufnahme im Bund ist ein positiver Leumund Voraussetzung. Viele „Suchende“ (so die freimaurerische Bezeichnung für Aufnahmekandidaten) gelangen über Empfehlung der Brüder in eine Freimaurerloge oder lernen auf Gästeabenden oder öffentlichen Veranstaltungen eine Loge und ihre Mitglieder kennen. Wie Gotthold Ephraim Lessing in den Freimaurergesprächen Ernst und Falk schreibt, reicht es nicht aus, „in einer gesetzlichen Loge aufgenommen worden“ zu sein, um Freimaurer genannt zu werden, sondern es bedarf der Einsicht und der Erkenntnis, „was und warum die Freimaurerei ist“. Die Wirkung der Freimaurerei erfolgt durch die tägliche Umsetzung ihrer Prinzipien in Alltag und Beruf durch gute „Taten, welche gute Taten entbehrlich machen sollen“.Ein Suchender soll sich mit den Werten der Freimaurerei identifizieren und ein Interesse daran haben, an sich selbst zu arbeiten und sich aktiv zu beteiligen. Um dem Suchenden die Möglichkeit zu bieten, dies herauszufinden, werden mindestens für ein halbes Jahr Besuche von Gästeabenden erwartet. Während dieser Zeit macht er sich mit den Logenmitgliedern vertraut und sucht einen Bürgen, der ihn durch seine Jahre als Lehrling begleitet. Das Aufnahmeverfahren wird abgeschlossen durch eine Befragung des Aufnahmeausschusses. Wenn der Ausschuss eine positive Empfehlung ausspricht, erfolgt die sogenannte Kugelung (Ballotage). Die Brüder stimmen geheim über die Aufnahme mittels weißer und schwarzer Kugeln ab. Kommen drei oder mehr schwarze Kugeln in geheimer Abstimmung zusammen, gilt der Suchende als zurückgestellt oder abgewiesen.

In Jülich gibt es eine Loge mit etwa 25 Mitgliedern. Monatlich veranstaltet die Jülicher Loge  „Wahrheit und Einigkeit zu den 7 vereinigten Brüdern“ einen offenen Abend, an dem sich Interessierte informieren können. Das nächste Treffen findet am 12. April um 20 Uhr  im Hotel Kaiserhof am Schwanenteich, Bahnhofstrasse 3 in Jülich statt.

 


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