„Der Breitwegerich ist ein Pflaster der Natur“, erklärte Yvonne Pier, zertifizierte Natur- und Wildnispädagogin, den interessierten Teilnehmern, darunter acht Kindern. Er eigne sich hervorragend gegen Blasen beim Wandern und der ausgepresste Saft gegen Insektenstiche. Der Spitzwegerich entfalte seine Wirkung gegen Husten und Erkältung. Und die Brennnessel sei das „Superfood“ aus Deutschland.
Die nötige Faszination für die Natur brachten die jungen Pflanzenerkunder schon mit. Die jüngste Teilnehmerin, die aufgeweckte zweijährige Livia, trug sogar einen Button als „kleine Klimaschützerin“, den sie sich schon zuvor bei einer anderen Veranstaltung erworben hatte. So brachten die Kinder auch schon etwas Vorwissen mit: Butterblumen isst man nicht – auch wenn sie so lecker klingen. Das wussten die meisten. Der achtjährige Simon hatte das schon mal bei einem Freund erlebt, der nach dem Genuss der buttergelben Blüte auf der Toilette gelandet sei, wie er erzählte. Mit Gänseblümchen kann man dagegen den Salat verzieren. Sie seien genießbar, so erklärte Pier.
An diesem Morgen lernten die Kids jedoch noch mehr Pflanzen kennen, die künftig im Salat von Mama landen dürfen: darunter die Blüte des Klees. Die gebe es nicht nur in Lila, sondern auch in Weiß und manchmal sogar in einem dunklen Rot, erklärte Pier den interessierten Zuhörern während der dreistündigen gemächlichen Runde am See. Dass Klee auch lecker ist, fanden aber nicht alle: „Schmäckt bäh“, befand Livia im Selbsttest. Auch Blumengenuss der essbaren Sorten ist eben Geschmacksache.
Auch der Holunderbaum war eine lehrreiche Station des Rundgangs. Für die Blüten gelte: „Wenn sie weiß sind, kann man sie essen – backen, frittieren – oder als Tee zubereiten“, erklärte Pier. Dieses Naturrezept war auch für die Anwesenden mit Vorkenntnissen eher ein Geheimtipp. Dass sich dagegen der Holundersaft als ausgezeichneter Vitamin-C-Lieferant eignet, war zumindest bei den Eltern und Großeltern schon bekannter. Auch dass nach einer Sage der „Hollerbusch“ im Garten niemals ausgerissen werden sollte, da er nach alter Überlieferung das Haus beschütze, hatten einige der älteren Teilnehmer schon mal gehört.
„Wir sind viel draußen unterwegs und haben ein großes Naturinteresse“, erklärt Saskia Wiegmann, die Mutter des fünfjährigen Lion und der zweijährigen Livia, ihr Interesse. Das Naturwissen erspare ihnen auch so manchen Gang in die Apotheke, findet sie.
Auch der ganzjährige Gundermann bekomme den menschlichen Mägen sehr gut. Alle durften ihn mal probieren; mal mit Apfel, mal mit Schokolade kombiniert. „Ja, schmeckt minzig“, bestätigten einige im Selbsttest, bis die Schokolade leer war. Im Winter eigne er sich für Asthmatiker – als Wickel, Öl oder Tee, im Frühjahr als Energiestarter zum Beispiel in der Suppe, weiß Pier aus eigener Erfahrung.
Doch die Lieblingspflanze des Tages war – auch bei den meisten Kindern – die Brennnessel. Zwar ist sie gefürchtet wegen ihrer brennenden Eigenschaften, aber „die gesündeste Pflanze, die wir weit und breit finden können“, erklärt die Kräuterexpertin. Mit einer speziellen Erntetechnik zeigte sie den Mutigsten, wie man dabei unversehrt bleibt.
Vollkommen neu war zumindest für die jüngeren Teilnehmer das Wissen über den Riesenbärenklau. Das mag daran liegen, dass diese Pflanze erst nach Deutschland eingewandert sei und sich hier sehr heimisch fühle, wie Pier erklärte. Der Riesenbärenklau erinnert ein wenig an Schafgarbe mit dickem Stamm. Im Gegensatz zu dieser solle man sich dem Riesenbärenklau allerdings nicht nähern, denn besonders die Härchen seien giftig, so Pier.
Die Pflanze könne schwere allergische Reaktionen und Asthma hervorrufen. Sei man dennoch damit in Kontakt gekommen, solle man die Hautstelle vor Sonne schützen und „ab zum Arzt“, riet die naturbegeisterte Sozialpädagogin. In Panik solle man jedoch nicht verfallen.
Früher habe er in der Schule noch Naturkunde gehabt, erinnerte sich ein älterer Teilnehmer, der wohl als Opa mit von der Partie war. Gräser-Bestimmung hätten sie gelernt, und damals habe er auch selbst viel mehr darüber gewusst als heute. Am Ende durften die Kinder bei einem Pflanzen-Memory zeigen, was sie gelernt hatten. Richtig toll fand Hannah die Anwendung des Breitwegerichs. „Ich wusste gar nicht, dass es Heilkräuter gibt. Echt cool“, meinte sie.