Wenn man Sandra Pannitz in ihrem nach der Flut neu aufgebauten Haus besucht, wird man lachend begrüßt und fühlt sich sofort herzlich willkommen. Die gebürtige Daubenratherin mit adeligen Vorfahren der Dynastie von Berg aus Kirchberg und auch Vorfahren aus Schlesien steht fest auf dem Boden der Tatsachen. Auf die Frage, ob sie schon einmal so richtig „ausgeflippt“ ist, lacht sie und sagt: „Nein, nicht dass ich mich erinnern kann.“ Schlechte Laune, sagt sie, finde man bei ihr eher schwierig. Ihr sind Gelassenheit und gute Laune quasi in die Wiege gelegt worden, unter anderem durch die Großmutter.
Die erste berufliche Station nach dem Realschul-Abschluss war eine Ausbildung zur technischen Zeichnerin am Forschungszentrum Jülich. Diesen Beruf übt sie heute nur noch indirekt aus, da sie in einer vierjährigen Abendschule ihre Fortbildung zur Technikerin machte. Was folgte, waren Jahre, in denen Sandra Pannitz als Konstrukteurin etwa Maschinen gebaut, Rundumverglasungen für Autos und auch Gitterboxen entwarf. Ihre Excelaffinität faszinierte schließlich ein international agierendes Linnicher Verpackungsunternehmen. Nachdem sie zunächst als externe Mitarbeiterin beschäftigt war, hat man ihr eine Anstellung in der Firma angeboten. Im neunten Jahr ist sie „an Bord“ und arbeitet mittlerweile als Ausbildungsleitung für kaufmännische und gewerblich technische Berufe.
Ihre Affinität zu Mathematik wurde schon in der Schule erkannt, erzählt sie und erinnert sich, wie vor den Ferien im Unterricht ein Wettbewerb ausgetragen wurde. Alle mussten sich auf ihre Tische setzen. Dann wurden Aufgaben gestellt. Wer sie nicht lösen konnte, musste sich wieder auf den Stuhl setzen. Wer als letztes auf dem Tisch saß, bekam ein Eis. Es erübrigt sich die Frage, wer meistens als letzte auf dem Tisch saß. Ob sie dafür in der Klasse geliebt wurde, antwortet sie ganz klar lachend: „Nein, und dass damals als Mädel!“.
Neben ihrer Vollzeitberufstätigkeit ist sie gerne draußen unterwegs. Zur Entspannung schnürt sie ihre Laufschuhe, egal ob es regnet, schneit oder kalt ist. Nach dem Motto: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung!“ Damit holt sie sich einen großen Teil ihrer Gelassenheit, die im Laufe eines Tages auch schon mal ein wenig angekratzt ist, wieder zurück. Ihre sportliche Karriere begann 2005 in Dürwiß bei der Leichtathletik, wobei sie ursprünglich das Tanzen, speziell den Garde- und Showtanz, auch auf Turnieren, für sich entdeckt hatte. Durch ihren Partner inspiriert, der seit 27 Jahren an ihrer Seite ist, kam sie damals zur Leichtathletik und machte den Trainerschein. Die Arbeit mit den Jugendlichen hat ihr großen Spaß gemacht, jedoch erkannte sie, dass ihr auf längere Sicht die sportliche Präventionsarbeit mehr liegt: Fitness für den Körper – Gelassenheit für den Geist. „Fit im Wald“ heißt das Angebot, das sie seit 2016 wöchentlich samstags macht.
Ebenso wie Sandra Pannitz ihre Berufung auf Umwegen fand, war auch der Weg zum Eigenheim von Unebenheiten geprägt. Auf der Suche landeten sie und ihr Partner zunächst in Tetz; mit netter Nachbarschaft, die das Paar aber erst mal auf ihre Trinkfestigkeit prüfte. Vorbedingung für einen Einzug, wie die Hausbesitzerin schmunzelnd erzählt. Die Prüfung wurde bestanden, und so bezogen sie ihren beschaulichen Bungalow, der im Jahr 2021 durch die verheerende Flut komplett unterspült wurde und abgerissen werden musste. Man benötigt schon eine große Portion Gelassenheit, nachdem die Sportkurse im Freien coronabedingt alle lange ausfallen mussten, und als es dann wieder losgehen konnte, die Flut einem den nächsten Strich durch die Rechnung macht. Aber mit einem guten Draht zu vielen Menschen bekamen sie kurzfristig Unterschlupf bei einer Tante und konnten später nach Jülich in eine Mietswohnung ziehen. Da ein komplett neues Haus nicht innerhalb eines halben Jahres wieder aufgebaut werden kann, braucht es einen langen Atem, gute Nerven und ein gutes Umfeld.
Die Frage, ob sie denn die Ruhe und Gelassenheit auch in der Meditation findet, antwortet die Gefragte ganz klar: „Nein, das ist nichts für mich. Ich habe es versucht, aber ich finde die Entspannung dann eher in meinem neuen großen Sitzfenster, wenn ich in die Natur schaue und mich freue, dass unser sieben Jahre alter Walnussbaum die Flut überlebt hat.“
Eine persönliche Anmerkung zum Schluss: Wie entspannt muss man sein, wenn man im Lieblingsurlaubsort heiratet und mit dem wunderbaren weißen Brautoutfit ins Meer springt? Herzlichen Glückwunsch an das frisch vermählte Paar!