Im Zeitplan von 13 Monaten und dann mit den Baukosten auch noch ein Drittel unter dem veranschlagten Budget von 10 Millionen Euro geblieben. Da zollen nicht nur die Ehrengäste im Neubau des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) Im Langenbroich 13 Bernhard Hoffschmidt als Verantwortlichem und Leiter des Solarinstituts applaudierend Respekt. „Das wird ein Pilot bleiben, den wir nicht so schnell wiederholen können“, sagt Dr. Melanie von der Wiesche als Leiterin der DLR-Standorte West, anerkennend. „Ich weiß, dass viele Institutsleiter neidisch auf Dich blicken.“ Kreativ, geschickt und mit ganz viel Elan hätte Hoffschmidt die Umsetzung geschafft.
Für das DLR ist Jülich seit über 20 Jahren ein fester Standort: Neben den weithin sichtbaren Solartürmen ist die größte Sonne der Welt – Synlight – vom DLR im Königskamp angesiedelt worden, im Technologie Zentrum Jülich (TZJ) sind notwendige Chemie-Laboren untergebracht und auch im Braingery Park ist im übertragenen Sinne ein Fuß in der Türe. Im Langenbroich sollen jetzt die kreativen Köpfe für die Forschung an der Zukunft zusammengesteckt werden – in besonderer Arbeitsatmosphäre. Erstmalig, so Hoffschmidt, sind zwei Institute unter einem Dach angesiedelt und dann auch noch abteilungs- und institutsübergreifend. Ermöglicht wird dies durch ein offenes Raumkonzept, das weitgehend auf geschlossene Büroräume verzichtet. „Gute Zusammenarbeit funktioniert nur, wenn man sich über den Weg läuft“, so Institusleiter Hoffschmidt. „Es ist ein Experiment. Wir müssen uns Zeit nehmen, das auszuprobieren.“ „Diese neue Form der Zusammenarbeit sehe ich mit begeisterndem Auge“, urteilt von der Wiesche. Rund 100 Menschen sind bereits auf den 3000 Quadratmetern Bürofläche bei der Arbeit. Weitere 100 Arbeitsplätze sollen noch hinzukommen.
Nach vier Anläufen und zwei Dekaden später, wie Bernhard Hoffschmidt als Leiter des Solarinstituts für die DLR launig erzählt, ist das neue Gebäude der Deutschen Luft- und Raumfahrtechnik (DLR) endlich in Jülich in Betrieb gegangen. „Immer wenn ich nach Jülich kam war es nicht nur schön, sondern auch konstruktiv“, betonte Festredner Jürgen Hein vom Mutterhaus. „Ich bin immer auf offene Ohren und Lösungsorientiertheit gestoßen– das finden wir nicht überall.“ Großes Lob gab es vor allem für das Bauamt der Stadt Jülich, durch die vieles ermöglicht worden sei. „Wir haben gemeinsam viele Graubereiche genutzt – das möchte ich lobend herausstellen“, so Hein.
Das hört ein Bürgermeister natürlich gerne und so zitiert Axel Fuchs in seiner Rede Kai Wieghardt, den Abteilungsleiter Solare Kraftwerkstechnik DLR, der gesagt habe: „Jülich ist so etwas wie ein Sonder-Wirtschaftsraum“. Damit habe er die Kollegen aus der Bauordnung in der Jülicher Verwaltung gemeint. Fuchs ließ die Geschichte Revue passieren und rief in Erinnerung, dass es einst Kritik an der finanziellen Beteiligung der Stadt am Bau des ersten Solarturms gegeben hätte. 1,5 Millionen, so rechnet er vor, seien letztlich als Defizit von der Stadt gedeckt worden. „Ist das nicht ein tolles Invest, wenn man sich heute darüber freuen kann, dass zwei Institute des DLR mit rund 200 Arbeitsplätzen zurück nach Jülich kommen?“ stellte Fuchs die rein rhetorische Frage. „Ich bringe es auf eine einfache Formel: Ohne dieses Bekenntnis der Stadt zur Forschung gäbe es keinen Solarturm. Ohne Solarturm, kein Brainergy-Park. Da reden wir nicht über 200 Arbeitsplätzen, sondern über 4000 bis 5000 Arbeitplätze.“
Gescheitert sei die Umsetzung des Neubaus lange Zeit an der fehlenden Finanzierung, gab Hoffschmidt zu wissen. Erst durch eine kreative Lösung sei es zur Umsetzung gekommen. Beteiligt sind daran maßgeblich die Jülicher Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) und deren angeschlossene Jülicher Immobiliengesellschaft (JIG), diese sind die Bauherrinnen und Vermieterin für den DLR. Ein besonderer Blumenstrauß ging an Hanna Jeworowski (SEG), die die Koordination übernommen hatte und „schnell, strukturiert und immer mit einem Lächeln auf den Lippen“ diese Arbeit getan habe. Könnte dieses Verfahren eine Blaupause für den geplanten „Rathaus-Ersatz“ während der Sanierungszeit auf dem Brainergy-Park-Areal sein? Dazu möchte sich Hoffschmidt, der in Personalunion Geschäftsführer im Brainergy Park ist, nicht äußern.
Die enge Anbindung an den interkommunalen Innovationsort Brainergy Park ist offenkundig ein wichtiger Standortfaktor. Christian Sattler als Direktor des Institut für Future Fuels betont: „Wir möchten, dass unsere guten Ideen hierbleiben und Jülich ist der Platz dafür“, das sei durch die neueröffnete Startup Village möglich. „Das tragen wir in die Welt hinaus- Wir bringen aber auch die Welt nach Jülich – für uns ist das besonders wichtig“, unterstreicht Sattler und blickt in die Zukunft: „Wir haben ein tolles Gebäude, aber auch das ist nur ein Zwischenschritt, es wird weitergehen.“ Das nächste Projekt wird der Bau eines eigenen Chemielabors angegangen, das dann aus dem TZJ ausziehen könnte.