Dass die regionalen Versteigerungen den Junggesellen nicht selten dazu dienen, um indirekt-direkt ein gewisses Interesse an einer angebeteten Person zu signalisieren, ist im Maibrauchtum nichts Neues. Insofern ist der ursprüngliche Gedanke der Versteigerungen, nämlich den Wonnemonat Mai bestenfalls nicht alleine zu verbringen, erhalten geblieben. Nicht selten duellieren sich die Junggesellen mit ihren Geboten, damit es letztendlich ihr Name ist, der auf dem Kärtchen für die Herzensdame steht. Bei der Versteigerung der Maigesellschaft Koslar-Engelsdorf, die alljährlich in der Nacht auf den 1. Mai stattfindet, ist es seit einiger Zeit Brauch, dass der Höchstbietende des Abends zusammen mit seiner Angebeteten auf einer Tafel verewigt wird, die von Jahr zu Jahr weitergegeben und fortgeführt wird. In Koslar ist diese als „Plakette“ bekannt und mitunter sehr begehrt, da das höchste Gebot des Abends stets mit einem gewissen Prestige verbunden ist.
Doch wo auch immer derartige „Machtkämpfe“ und ein gewisser Eifer vorherrschen, da spielt nicht selten auch das Ego eine wichtige Rolle. Dass es aber auch mal gut sein kann, eben dieses zu Hause zu lassen, zeigte sich auf der Koslarer Versteigerung des Jahres 2023. Als gegen Ende des Abends nämlich die Verlobte eines anwesenden „Maibruders“ versteigert werden sollte, rechneten viele der anderen Mitglieder bereits fest damit, dass nun das höchste Gebot fallen und somit die Plakette des Jahres 2023 bestimmt werden würde. Von dieser Annahme geleitet und in dem Wunsch, sich noch ein letztes Mal einen Scherz auf Kosten ihres Maibruders zu erlauben (im wahrsten Sinne des Wortes), wurde so also versucht, das Gebot in die Höhe zu treiben. Schnell wurden dreistellige Beträge erreicht, die der Verlobte für das Kärtchen an seine Zukünftige hätte zahlen müssen… „Hätte“ zahlen müssen, denn da war noch der Präsident dieses Jahres involviert, der einer der fleißigsten „Hochbieter“ im Rahmen dieser Aktion war. Als die Beträge höher und höher wurden und die anderen Junggesellen sich zunehmend aus der Auktion zurückzogen, beharrte dieser hartnäckig auf seiner Taktik, einen möglichst hohen Erlös für das besagte Kärtchen erzielen zu wollen. Als der Präsident irgendwann eine vierstellige Summe nannte, zog ein respektvolles Schweigen durch den Raum. Doof (für ihn) war nur: Auf dieses Gebot folgte kein höheres Gebot des Bräutigams, der sich der Tatsache bewusst wurde, dass ein kleines – mit einem Namen beschriftetes – Kärtchen wohl kaum seine Ehe gefährden würde. So beendete er die Auktion mit den Worten „das Kärtchen kannste haben“ und ließ den Auktionator das Höchstgebot des Jahres 2023 und überhaupt eines der höchsten auf einer Versteigerung des Vereines geäußerten Gebote besiegeln.
Der Präsident erlangte die Verewigung auf der Plakette und das lautstarke Gelächter seiner Maibrüder darüber, dass der Versuch des Hochbietens dieses Mal nach hinten losging. Aus den Verlobten wurden glückliche Eheleute, ganz gleich wer auf Kärtchen der Maiversteigerung 2023 seinen Namen fand.