Gemeinsam mit der Fachhochschule Aachen hatte die Stadt Jülich den Wettbewerb ausgelobt mit der Aufgabenstellung ein Konzepte zur Erweiterung des Rathaues um „x“ Arbeitsplätzen plus Bau einer Veranstaltungshalle zu entwickeln bei gleichzeitiger Beachtung des Denkmalschutzes, umsichtigen Umgangs mit dem Baumbestand und ressourcenschonender Bauweise.
Zwölf Entwürfe waren zu bewerten gewesen, drei Preise wurden vergeben und eine Anerkennung. „Der Charme der Aufgabe war mit einem Gebäudebestand umzugehen, der nicht ,kaputtsaniert‘ ist – Es gibt ja den Spruch: Armut ist ein guter Denkmalschutz“, meinte Prof. Markus Hermann von der FH Aachen schmunzelnd. „Wir befinden uns im Spannungsfeld zum Gebäudebestand die Möglichkeit einer Erweiterung mit zeitgenössischer Architektur zu schaffen.“ Diese beiden Welten in einem Projekt zusammenzubringen, die sich im Idealfall gegenseitig verstärken würden, sei reizvoll. „Und einen großen Raum zu entwerfen ist für jeden Architekten und jede Architektin eine tolle Aufgabe.“
Ausgezeichnet gelöst haben sie Michelle Ulfig, die den dritten Preis für ihre ausgesprochen interessante „Flügel“-Variante erhielt. Tatsächlich mutet das Bauwerk wie ein Konzertflügel an, den sie wählte, um die Potentiale der Hauptverkehrsader und der angrenzenden Promenade auzunehmen und gleichzeitig eine Form zu wählen, die einladend für Bürgerschaft und Arbeitenden sein sollte. „Das Rathaus soll was hermachen,“ formulierte sie knackig.
Niklas Deckers, der sich mit Sarah Ganser den 1. Platz teilt, legt sein Hauptaugenmerk auf den sensibelen Umgang mit dem denkmalgeschützten Bestand, den er an drei Stellen mit Glasbaukörpern mit Neubauten verbunden hat. Allerdings würde bei seinem Bau der nicht denkmalgeschützte Anbau abgerissen. Die Haustechnik plante er, vollständig in der Außenwand unterzubringen, um eine größtmögliche Flexibilität in der Raumgestaltung zu bekommen: Großraum und Einzelbüros.
Vor allem um Freiräume für die Mitarbeiter hat sich Sarah Ganser Gedanken gemacht – inklusive Verkehrsberuhigung der Kartäuser Straße und weitgehender Ausschluss von Autoverkehr. „Ich sehe großes Potential“, konstatiert die Preisträgerin und sieht in ihrer Planung ein offenes Atrium vor sowie Erweitung des Rathauses durch Aufstockung und auch „horizontale Erweiterung, so dass die Verwaltung ein neues Gesicht erhält“.
Bekanntermaßen ist das so genannte „neue Rathaus“, das bis 1972 das Kreishaus war, in die Jahre gekommen. Geplant hat es der Aachener Hochschulprofessors Hans Mehrtens. 1952 war Grundsteinlegung, 1954 war es fertiggestellt. „Seitdem ist nicht mehr viel passiert“ meinte Bürgermeister Axel Fuchs, und spielte auf die in den Wintermonaten ausgefallene Heizung an, aber auch den hohen Sanierungstand, der seit Jahrzehnten aufgelaufen ist. Zur Erinnerung: Schon unter Bürgermeister Heinrich Stommel war 2007 über einen Neubau oder eine Sanierung nachgedacht worden. 2010 gab es die Überlegung zu einem Dienstleistungszentrums, in dem Verwaltung und Polizei gemeinsam unterkommen könnten. 2011 eine zweite Machbarkeitsstudie. „Was mir wichtig ist“, sagte CDU Fraktionschef Marco Johnen beim Ortsbesuch, „ ist ein klares Signal an die Belegschaft zu senden. Es ist nicht zumutbar, in welchen Räumen sie hier mittlerweile arbeiten müssen.“ „Wir wollen es aber jetzt anpacken“ sagte auch Bürgermeister Fuchs anlässlich des Ideenwettbewerbs.
Guido von Büren, der den Denkmalschutz in der Stadt genau beobachtet und darüber hinaus Vorsitzender des Jülicher Geschichtsvereins ist, ist vom ersten Eindruck angetan gewesen. „Es sind erste Gedankenspiele. Man kann jetzt bestimmte Dinge in den städtebaulichen Wettbewerb mitnehmen.“ Etwa, was mit dem Kreishaus (Anbau) kreativ geschehen könne ohne von vorneherein den Abriss zu erwarten. Das könnte also für den städtebaulichen Wettbewerb 2025 von Bedeutung sein. Petra Dören-Delahaye, Strukturwandelmanagerin, weiß allerdings auch um die Schwierigkeiten. Da gibt es die „Bastion Eleonore“, wo der LVR sein Mitspracherecht für de Bodendenkmalpflege einfordert. Dann wären Artenschutz und Pflanzenschutz zu bedenken. „einen ,Feind‘ werden wir haben“, meint Dören-Delahaye bedauernd. Weil so vieles zuberücksichtigen sei, dauere es so lange.“
Zuzüglich der Rathaus-Sanierung und -erweiterung ist im Start-Projekt Platz für die Forschungseinrichtungen und eine Kongresshalle vorgesehen, die bis zu 1000 Menschen fassen soll, das so genannte „Brainergy-Forum“. Wird das nicht berücksichtigt entfällt die 100-Prozentige Förderung. Viele Gespräche gelte es zu führen. „Egal mit welchem Minsterium wir sprechen, die Notwendigkeit eines solchen Baus für Jülich wird überall gesehen – und zwar auf diesem Grundstück.“, betont die Strukturwandelmanagerin.