Start Nachrichten Brauchtum Im Festrausch zum 200. Maiclub-Jubiläum

Im Festrausch zum 200. Maiclub-Jubiläum

Verheißungsvoller könnte ein Maifest in Kirchberg kaum sein: ein 200 jähriges Jubiläum, ein Organisationsteam, dass sich engagiert seit zwei Jahren um die Planung kümmert, und eine Maikönigin aus dem Ort, die selbst an einem Maiwochenende geboren ist. Das sind ausgezeichnete Vorzeichen für das Fest des jahrhundertealten Traditionsvereins - dem Maiclub Kirchberg 1824 e.V..

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Foto: Verein
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Schon ihre Eltern hätten beim Maifest mitgefeiert, erzählt die junge Studentin, die gerade von der Anprobe ihres königlichen Kleides kommt und im Moment ein straffes Programm hat. Ein paar kleine Änderungen seien schon noch notwendig, sagt sie mit Blick auf ihr  Gewand. „Weniger ist doch ein bisschen mehr!“ Der Maiclub Kirchberg wirbt mit goldenen Logos auf den Plakaten für eine große Feier, die vom 2. bis zum 6. Mai dauern soll.

Als engagierter Vereinsmensch ist auch Maikönigin Leoni Noé an den Vorbereitungen beteiligt: Sie hat sich unter anderem um die Gestaltung von Plakaten und Flyern gekümmert. Viel Zeit für ihre bevorstehende Bachelor-Arbeit im Fach Maschinenbau hat die amtierende Maikönigin gerade nicht.

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Auch beim Röschendrehen ist sie eifrig und verrät: ihr Freund bekomme als Belohnung für seine Unterstützung von ihr auch einen Mai, auch wenn er selbst nicht mitläuft. Das sei aber noch eine Überraschung, zwinkert sie.

Schon Leonis Geburt hatte im Zeichen des Mai gestanden: Ihr Vater habe damals für ihre Geburt seine Maifeierlichkeiten unterbrechen müssen, um ins Krankenhaus zu fahre. Jetzt ist sie selbst als Würdenträgerin mit dabei. Solche generationenübergreifenden Vereinstraditionen wie in Leonies Familie sind für Vereine heute mehr denn je wichtig: Zahlreiche Grußworte in der Festschrift des Vereins betonen die große Bedeutung solcher ehrenamtlichen Zusammenschlüsse für ein Dorf, gerade in der heutigen Zeit:

Das Königspaar Maximilian Keuter und Leoni Noé. Foto: Sonja Neukirchen

„Als der Maiclub im Jahre 1824 gegründet wurde, konnte wohl keines der Gründungsmitglieder erahnen, dass der Club 200 Jahre später noch immer ein fester Bestandteil unter den Ortsvereinen sein würde, trotz erheblicher gesellschaftlicher Veränderungen“. So schreibt Schirmherr Markus Freyaldenhoven in der Festschrift, der im Jahr 1986 selbst mit Frau Manuela Maikönig gewesen ist. Viele in Kirchberg bekannten Namen finden sich in der Liste der Königs- und Grafenpaare seit 1920.

Allerdings gab es in den letzten zehn Jahren nur zweimal überhaupt ein Königspaar. Dafür gibt es in diesem Jahr gleich wieder ein Grafenpaar dazu. Neben König Maximilian Keuter, der gleichzeitig erster Vorsitzender des Maiclub Kirchberg ist, mit Königin Leoni Noé, sind Maigraf Leon Reinhard und Gräfin Neele Gierckens im Jubiläumsjahr mit von der Partie.

Alles sei in diesem Jahr anders, kündigt Keuter das Festprogramm an. Nach langer Planung sei nun alles größer und die Feier gehe über fünf Tage, statt den üblichen drei – auch dank der Sponsoren. Und das natürlich diesmal wieder in einem Festzelt, was es im letzten Jahr aus Kostengründen nicht gegeben hatte.

„2018 haben wir das letzte Mal einen Maikönig gehabt, das war auch ich“, sagt der engagierte Maikönig, den alle „Maxi“ nennen und der eigentlich aus Güsten kommt. Er ist über Freunde seit langer Zeit in Kirchberg engagiert und außerdem Techniker bei der  Kölschen Band „Die Räuber“.

Das Fest-Programm ist umfangreich: donnerstags als Auftakt ein Festkommers für die Sponsoren und befreundeten Vereine, freitags dann das traditionelle Maibaumaufstellen. Abends startet eine Maiparty mit DJ für alle und samstags nach dem Aufstellen der Majestätenbäume gibt es einen klassischer Tanz in den Mai mit Band. Sonntags geht dann ab 14 Uhr der Umzug durch Dorf. Auch die ehemaligen Majestätenpaare seien in diesem Jahr mit dabei, erklärt der zeite Kassierer Florian Holländer eine weitere Jubiläums-Besonderheit. Am Sontag Abend findet der Königsball mit einer Tombola statt.

Das Grafenpaar Leon Reinhard und Neele Gierckens. Foto: Sonja Neukirchen

Damit für all den Prunk mehr Geld in die Kassen kommt, sei schon bei der Versteigerung der Maimädels in diesem Jahr etwas anders gemacht worden: Andere Clubs hätten in diesem Jahr mitgeboten, erklärt Keuter die Vorbereitungen. Er sei schon ein wenig aufgeregt. Dieses Fest koste so ziemlich das Doppelte. „Wir rechnen mit 500 bis 600 Besuchern pro Abend“, hofft Keuter. Und Holländer hofft in diesem Jahr außerdem auf genügend Besucher am Straßenrand beim Umzug, bei dem in diesem Jahr auch mehrere Musikgruppen dabei seien. Das ganze Dorf werde mit Fähnchen geschmückt.

Der Name „Maigesellschaft“, den auch der Kirchberger Maiclub einst trug, ist laut Festschrift noch relativ jung. Der Vorläufer, die „Junggesellenverein Kirchberg“ sei schon mehrere 100 Jahre alt. Wann eine solche Gesellschaft erstmals in Kirchberg zusammentrat, sei leider nicht genau festzustellen, heißt es bereits in der Festschrift zum Jubiläum. Das Gründungsjahr 1824 beruhe allerdings auf mündlichen Überlieferungen. Auch das Junggesellenkreuz auf dem Lohberg, das heute seinen Platz auf dem Kirchberger Ehrenfriedhof hat, ist Teil der 200 jährigen Vereinsgeschichte: Es sei 1832 von Kirchberger Junggesellen errichtet worden, um den örtlichen Pfarrer milde zu stimmen, der gegen das Maibrauchtum eingestellt gewesen sei. So heißt jedenfalls eine der Überlieferungen.

Im Jahr 1998 hatte sich ein Recherche-Team des Maiclub zum 175. Jubiläum im Folgejahr auf Spurensuche gemacht und war erfolgreich in den Archiven: Unter den Dokumenten war eine Versammlungseinladung der Kirchberger Maigesellschaft aus dem Jahr 1905 im Kreis-Jülicher Correspondenzblatt, die neben anderem Dokumentationsmaterial in der aktuellen Festschrift zu finden ist. Im zweiten Weltkrieg waren einfach viele Schriftstücke verloren gegangen, viele Männer nicht nach Hause zurückgekehrt. Doch bereits 1946 wurde die Kirchberger Maigesellschaft neu gegründet. Nach einem Mitglieder-Tiefpunkt im Jahr 1971 sei dann 1972 aus der Maigesellschaft per Neugründung schließlich der heutige „Maiclub“ entstanden, der das ganze Jahr über Bestand hat – ein offenbar entscheidende Veränderung für den Erfolg. Auch die so genannte „Ersatzreserve“ gehört dazu – verheiratete ehemalige Maimänner.

Vom „Maifest der Superlative“ und „schönsten Maifest aller Zeiten“ schreibt Ehrenvorsitzender des Maiclub Kirchberg, Wolfgang Neyer anlässlich des 175. Jubiläums. Geht es nach den Wünschen des jungen Mai –Adels, dann wird das 200. Jubiläum wieder ein rauschendes Fest. Angesichts des umfangreichen Programms gibt es jedenfalls viele Gründe, dass die Dorfbewohner auch an diesen Tagen buchstäblich aus dem Häuschen sein können.

Foto. Verein

Festprogramm 2. bis 5. Mai, im Festzelt an der Wymarstraße
Tickets an der Abendkasse
• Donnerstag, 2. Mai, 19.30 Uhr Festkommers für Sponsoren und befreundete Vereine mit dem Musikverein Frohsinn Schmidt
• Freitag, 3. Mai, 14 Uhr Maibaumschmücken mit den Kindern, 17 Uhr Maibaumaufstellen mit anschließender Maiparty mit DJ Nion, Partyeintritt 5 Euro
• Samstag, 4. Mai, 13 Uhr Aufstellung der Majestätenbäume; ab 19.30 Uhr Tanz in den Mai mit der Band Radiotones und Andrea von Ameln,
Eintritt 12 Euro
• Sonntag, 5. Mai, 9.45 Uhr Kirchgang mit anschließender Gefallenenehrung; musikalischer Frühschoppen um 10.30 Uhr, 14 Uhr Beginn des Jubiläumsumzugs durchs Dorf gemeinsam mit den ehemaligen Majestätenpaaren
20 Uhr Königsball mit der Band Radiotones, Tombola anlässlich des Jubiläums, Eintritt 10 Euro


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