Dass Insektensterben unsere Lebensgrundlage vernichtet, ist mittlerweile im Bewusstsein vieler Menschen angekommen. Im Rahmen des LEADER Projektes „Zukunftsdörfer im Rheinischen Revier an Inde und Rur“ stellte Henrike Körber von der Biologischen Station Kreis Düren e.V. vor, was sie dem entgegen setzen möchte.
Mit einem Leader-Budget für das Rheinische Revier von 225.526 Euro gehe es darum, „in kleinem Maßstab Natur zu erhalten“ und zwar insbesondere die heimatliche Pflanzen- und Tierwelt, erklärte Henrike Körber die Prinzipien des Programms. Körber ist gleichzeitig wissenschaftliche Mitarbeiterin des Leader-Projektes. Wichtige Faktoren seien dabei: Erstens Ressourcen zu schonen. Das seien Boden, Wasser Luft und Energie. Zweitens gelte es, Chemie, Gift und Torf zu meiden. Ein dritter, entscheidender Faktor sei, heimatliches Pflanz- und Saatgut zu verwenden, damit die daran angepassten Insekten überleben könnten. „Hier ist das Ziel, so lokal wie möglich“. Neben dem Rheinischen Revier sind Eifel und Zülpicher Börde an dem Projekt beteiligt– jede Region mit eigenem Budget.
Das Grundproblem sei, dass Biotop-Flächen und Artenverluste unvermeidbar seien, erklärte Körfer die Ausgangssituation. 66 Prozent dieses bundesweiten Flächenverlustes lägen dabei im ländlichen Raum, wie er auch im Kreis Düren und Aachener Land prägend sei. 53 Prozent dieser Flächenverluste kämen durch neue Wohngebiete zustande. Mit den Mitteln von Dorfökologie, kommunaler Flächenentwicklung, begleitet von entsprechender Öffentlichkeitsarbeit, möchten die Teilnehmer des Leader-Projektes dagegen vorgehen: Neben der Biologischen Station des Kreises Düren auch die des Bonn/Rhein-Erft Kreises sowie Euskirchen.
Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie habe bereits ihr Ziel verfehlt, erklärt Körber das Grundproblem. Dies habe gelautet: Reduktion der Flächeninanspruchnahme auf 30 Hektar/Tag bis 2020. Es gehe also jetzt darum, noch vorhandene Flächen möglichst sinnvoll zu nutzen. Dazu gehören einfache Maßnahmen wie Blühstreifen auf brach liegenden Flächen genauso, wie eine Dachbegrünung oder Bepflanzung von Baulücken. Streuobstwiesen, Wildblumenwiesen, Nistkästen, Trockenmauern sind weitere genannte Schutzmaßnahmen zum Naturerhalt.
Der Boden sei ein wesentlicher „Ökopartner“ beim praktischen Umweltschutz: Ein Quadratmeter Boden halte 30 Liter Wasser pro Tag, senke die Temperatur um 1,5 Grad Celsius, speichere das klimaschädliche CO₂, binde Schadstoffe und Feinstaub und sorge – bei sinnvoller Nutzung – für Artenvielfalt. Versiegelung schade dagegen.
Linnichs Bürgermeisterin Marion Schunck-Zenker gab hier zum Auftakt gleich ein konkretes Beispiel: „Es sind ja manchmal Kleinigkeiten“. In einem Bereich, der bei Starkregen immer geflutet werden, sei zusammen mit der Biostation ein Blühstreifen geschaffen worden. Darin sammle sich Wasser. Es sei eine kleine Maßnahme, die aber gegen den Klima-Wandel helfe, erläuterte sie.
Ein weiteres wichtiges Thema beim Umweltschutz ist es Insektenarten zu erhalten, und zwar mithilfe von regionalem Saatgut. Insekten und regionale Pflanzen hätten sich über die Jahrhunderte aneinander angepasst. Hätte ich im Garten 80 Prozent nicht einheimische Blüten, dann gäbe es dort eben auch keine Insekten mehr, erklärte Körber: „Jede Pflanze zählt“.
Wie bedeutsam dies für die einzelnen Insektenarten ist, machte Matthias Schindler von der Biostation Bonn/Rein-Erft e.V., deutlich und erzählte die Lebensgeschichte einzelner Arten mit ihren sehr komplexen Anforderungen an ihre Lebensräume. Insbesondere die Bienen seien für die Bestäubung der Kulturpflanzen entscheidend. Die lieferten ja die Grundlager der Ernährung der Menschen. Schindler nannte verschiedene Wildbienenarten und was man tun könne, um ihnen individuelle Lebensräume zu schaffen. Wirtschaftlich betrachtet stehe das deutlich über dem, was allein mit der Honigvermarktung erzielt werden könne – macht Schindler die Bedeutung der Bienenarten plastisch.
Was die Biostationen hier leisten, das soll Vorbild und Auftakt sein: Wolff machte in ihrem Grußwort für die Leader-Region darauf aufmerksam, dass diese im Rahmen der Zukunftsdörfer-Förderung auch anderen Interessierten und Zusammenschlüssen die Möglichkeit böten, Projekte zu realisieren. Interessenten könnten sich noch bis zum 21. März mit einer Projektskizze melden (www.inde-rur.de)).
Wer konkret die Unterstützung der Biostation suche, meldet sich bei [email protected] für eine individuelle Beratung. Dafür stünde Körber im Rahmen des Leader Projektes ein Budget von 40.000 Euro zur Verfügung, erklärt sie. Saatgut, Nistkästen, ein Regentonnen-System – eine kleine Finanzierung im dreistelligen Bereich sei dabei möglich. Jeder müsse sein Projekt nach dem Leader Prinzip aber selber umsetzen.
Am Ende der Veranstaltung gab es Gelegenheit für Fragen und Anregungen: Wie werde ich meine Schnecken los, wie Unkräuter. Die praktischen Probleme beim Gärtnern waren offenkundig. Katharina Ketels-Hagen von der Dorfgemeinschaft Zukunft Kirchberg beschrieb ein Problem-Projekt, dass mit Unterstützung der Biostation entstanden war: Bei einer angelegten Obstwiesel seien sehr schnell Unkräuter wie Ampfer und Disteln geschossen, die alles überwuchert hätten. Das habe dazu geführt, dass diese Wiese von der Nachbarschaft nicht mehr angenommen würde. „Die Umsetzung ist für den Erfolg des Projektes das Allerwichtigste“, findet Ketels-Hagen.