Während der eine mit Pinsel und Tusche, Federkiel und Stahlfeder, und manchmal gar mit dem Skalpell kunstvolle Buchstaben auf oder ins Papier zaubert, greift der andere zu moderner Technik und bannt mit seiner Kamera alltägliche Momente so aufs Blatt, dass sie geradezu malerisch wirkt. Auf diese Weise, so hieß es in der Einladung des Jülicher Kunstvereins, schaffen die beiden Dürener Künstler Rolf Lock und Elmar Valter eine „spannende Fusion“.
Wie spannend das Zusammentreffen dieser doch so unterschiedlichen Kunstformen ist, wollten offenbar viele Menschen sehen und so drängten sich die Besucher der Vernissage förmlich hinter den dicken Mauern des Hexenturms zusammen und sorgten für strahlende Gesichter beim verantwortlichen Kunstverein. Da konnte auch die Tatsache, dass Laudator Jasper Hallmanns, als künstlerischer Leiter von Schloss Burgau langjähriger Kenner des Künstlerduos, krankheitsbedingt kurzfristig ausfiel, die Freude nicht lange trüben. An seiner Stelle eröffnete die Ehrenvorsitzende des Kunstvereins, Kirsten Müller-Lehnen, die Ausstellung im Hexenturm. Eine anspruchsvolle Aufgabe, denn „es ist gar nicht so einfach, den Text eines anderen vorzutragen“ musste Müller-Lehnen feststellen. Dennoch, eine Aufgabe der sich die Ehrenvorsitzende gerne und mit Bravour widmete.
Ausführlich erläuterte Kirsten Müller-Lehnen die Techniken, derer sich Rolf Lock und Elmar Valter bedienen und stellte dabei sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten heraus. Während Rolf Locks kalligraphische Arbeiten mit den gleichen Mitteln entstehen wie sie in mittelalterlichen Schreibstuben von Mönchen genutzt wurden, etwa von Hand gespitzten und mit glühenden Kohlen gehärteten Federkielen, arbeitet Elmar Valter bevorzugt mit der digitalen Kamera. Beiden gemeinsam ist jedoch die Geduld, die sie aufbringen müssen, bevor ein Kunstwerk fertig ist. So steht Elmar Valter stundenlang an Straßen und in Hauseingängen und fotografiert, was ihm vor die Linse kommt. Schicht für Schicht entsteht schließlich am Computer seine Foto“malerei“.
Auch beim genauen Blick auf jedes einzelne Werk der Ausstellung fällt eine weitere Gemeinsamkeit ins Auge: Es gibt auf jeder Fotografie und in jedem Bild unglaublich viele Details zu entdecken. Nicht umsonst schloss Hallmanns von Kirsten Müller-Lehnen vorgetragene Einführung mit der Aufforderung genau hinzusehen, denn „es gibt unglaublich viel zu entdecken“. Dem kamen die Vernissage-Gäste gern nach und bestaunten unter anderem das gemeinsame „Buch-Projekt“ der beiden Künstler, in dem sie beide Techniken gelungen vereint haben. Auf der einen Seite eine fotografierte Stadtansicht, auf der anderen mit feiner Klinge aus dem Papier geschnittene Buchstaben illustrieren gemeinsam ein Gedicht von Friederike Frei. Seite an Seite haben beide ebenfalls an dem „Ludilo“ von Rolf Lock gearbeitet. Wie ein Mobile schwebt das an einen Notenschlüssel erinnernde Zeichen unter der Kuppel des Turms, umgeben und quasi eingehüllt in eine von Elmar Valter geschaffene Projektion seiner selbst.
Mit der aktuellen Ausstellung bietet der Kunstverein einmal mehr einen guten Grund für einen Besuch in Jülichs historischem Wahrzeichen, denn neben dem hier ausschnittweise beschriebenen gibt es noch weit mehr zu sehen, was dort „Side bei Side“ die Wände des alten Gemäuers ziert. Die Ausstellung ist bis zum 17. März immer Samstag und sonntags von 11 bis 17 Uhr zu sehen.