Start Stadtteile Jülich Auf allen Etagen ein Bild des Grauens

Auf allen Etagen ein Bild des Grauens

An der Gutenbergstraße 24 im Jülicher Nordviertel rinnt seit Monaten Wasser aus defekten Leitungen. Während die Mieter verzweifeln, blüht der Schimmel.

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Blick in ein Badezimmer, Gutenbergstr. 24. Foto: Stephan Johnen
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Schwarzer Schimmel an Wänden und Decken, Wasser, das langsam aber zerstörerisch aus der Wand rinnt. Auf allen Etagen des Mehrfamilienhauses an der Gutenbergstraße 24 gleichen die Bilder einander, an zwei Stellen des Hauses sind offenbar Wasserleitungen derart porös, dass heißes Wasser durch die Wände dringt und jede Woche mehr Wohnraum durchnässt und verschimmeln lässt. Seit mindestens drei Monaten schon kämpfen die Mieter im Jülicher Nordviertel gegen die Feuchtigkeit an – Versuche, die Hausverwaltung oder die Eigentümerin der Immobilie zu erreichen, blieben erfolglos. Nun ist die Geduld endgültig erschöpft, die ersten vier Parteien haben sich einen Rechtsbeistand genommen, weitere wollen sich anschließen.

„Das sind keine Zustände, in denen man Leben kann. Die Schimmelbildung ist extrem gesundheitsgefährdend“, sagt Mo Khomassi, an den die Bewohner als Mitarbeiter der Stadt Jülich und als im Stadtrat vertretenden sachkundigen Bürger gewandt hatten. „Bis zum Verkauf wurde sich hier gekümmert – seitdem verfällt das Haus, fühlt sich niemand mehr verantwortlich“, sagt Khomassi, dessen Eltern und Schwester ebenfalls in dem Haus wohnen.

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Anfang Januar 2022 wurden die Mieter von der Hausverwaltung Rausch Haus GmbH schriftlich über den Eigentümerwechsel informiert und aufgefordert, die Miete künftig auf ein Konto der SOLS McKinley GmbH zu überweisen. Der Eindruck der Mieter: Seit dem Eigentümerwechsel wird die Immobilie sich selbst überlassen. Zunächst seien wochenlang die Grünanlagen nicht gepflegt worden, der Rasen wucherte, es gab eine Rattenplage. Die Eingangstüre des Hauses ist seit Monaten defekt und kann nicht geschlossen werden, im Keller stapelt sich Müll von Mietern, die längst das Weite gesucht haben. Die (auch schriftlichen) Aufforderungen an die Hausverwaltung, die Missstände abzustellen und Reparaturen vorzunehmen, blieben unbeantwortet, berichtet Mo Khomassi. Mehrere Monate lang blieb auch der Aufzug abgeschaltet, eine Sicherheitsmaßnahme des Herstellers, da eine notwendige TÜV-Prüfung seitens der Eigentümerin nicht in Auftrag gegeben worden war. Als vor drei Monaten das Wasser anfing aus den Wänden zu tropfen, brachte dies das Fass zum Überlaufen.

Mo Khomassi (l) und Harald Garding (r) wollen den Mietparteien zu ihrem Recht verhelfen. Foto: Stephan Johnen

„Im Prinzip haben wir hier einen klassischen Versicherungsfall. Mieter haben die Schäden gemeldet, die Eigentümerin ruft die Gebäudeversicherung an, Sachverständige schauen sich das Problem an, suchen die Ursache und überlegen, wie nach einer Behebung Sanierungsmaßnahme durchgeführt werden können“, sagt Rechtsanwalt Harald Garding, der zwei Mietparteien vertritt. Bis auf den ersten Schritt, dass Mieter den offensichtlichen Rohrbruch gemeldet haben, sei nichts passiert. Völlig unverständlich – sofern das Haus versichert sei. „Die Eigentümerin reagiert leider bis heute auch nicht auf unsere Schreiben“, bilanziert der Rechtsanwalt, der nun das städtische Ordnungsamt einschalten wird und eine Dokumentation der Schäden und des bisherigen (einseitigen) Schriftverkehrs aushändigen wird. Juristisch werde eine Mietminderung bis zum Mieteinbehalt geprüft, fraglich sei aber, ob das Haus auf Dauer ohne Behebung der Schäden und Folgeschäden noch bewohnbar bleibt. „Wir können auch selbst nicht die Versicherung informieren, da es zwar Nebenkostenabrechnungen gab – aber ohne Belege. Die Mieter wissen nicht, welche Versicherung zuständig ist“, berichtet Garding. Er setzt nun darauf, dass das Ordnungsamt eventuell ordnungsbehördlich einschreiten wird oder die Behörden eine Gefährdungslage der Mieter ausmachen.

Auf Rückfrage des HERZOGs heißt es aus dem Rathaus, dass die Unterlagen nach Eingang geprüft würden. Bislang seien weder das Ordnungsamt noch auf die Bauaufsicht über die Zustände informiert gewesen. Wer die Anfang der Woche noch aushängenden Kontaktdaten wählte, landete bei der ehemaligen Hausverwaltung, die mitteilte, dass die Zusammenarbeit mit der Eigentümerin der Jülicher Immobilie zum 31.12.2023 beendet wurde. Nicht nur der Unmut der Mieter wird immer größer, viele berichten über gesundheitliche Beeinträchtigungen durch den blühenden Schimmel. „Dass hier nicht falsch gelüftet wurde ist offensichtlich“, fordert Rechtsanwalt Harald Garding eine schnelle Reaktion der Eigentümerin.

„Wir bedauern, dass die Reparaturen nicht früher durchgeführt wurden und können den Unmut der Mieter verstehen. Da wir an einer langfristigen Vermietung des Objekts interessiert sind, werden wir im eigenen Interesse die erforderlichen Maßnahmen ergreifen“, teilte Daniel Sallwey, Geschäftsführer der Sols McKinley GmbH der HERZOG-Redaktion mit. Zum Jahresbeginn sei eine neue Hausverwaltung mit der Bewirtschaftung der Immobilie beauftragt worden. Daniel Sallwey: „Das Ziel ist nun, die vorhandenen Mängel kurzfristig abzustellen und erforderliche Reparaturen durchzuführen. Die Mieter hätten zudem die Kontaktdaten der neuen Hausverwaltung erhalten.

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Stephan Johnen
Kein Muttkrat, aber im Besitz einer Landkarte. Misanthrop aus Leidenschaft, der im Kampf für Gerechtigkeit aus Prinzip gerne auch mal gegen Windmühlen anreitet. Ist sich für keinen blöden Spruch zu schade. Besucht gerne Kinderveranstaltungen, weil es da Schokino-Kuchen gibt, kann sich aber auch mit Opern arrangieren.

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