In Kurzvorträgen, Workshops und Führungen lernten die naturwissenschaftlich interessierten Besucher aus den gymnasialen Oberstufen und Auszubildende aus der Region, was es rund um die Klimaforschung im Forschungszentrum Jülich (FZJ) alles zu entdecken gibt: Darunter eine große Kiste zur Treibhausgasmessung, die mobil auf Schiffen eingesetzt wird. Damit könne unter anderem geprüft werden, wieviel Kohlenstoffdioxid der Ozean aufnehmen kann, erläuterte Dr. Marc von Hobe vom Institut für Energie und Klimaforschung des FZJ. Die Kiste ist offenbar schon weit gereist, wie Fotos belegen.
Eine Miniausgabe davon, nebst Bauanleitung, konnten die Schüler dort ebenfalls entdecken.
„Was uns wichtig ist, ist aufzuzeigen: was macht eigentlich Jülich und warum ist das so wichtig mit dem Klimaschutz.“ So erklärte Ina Keutmann, Biologin und Leiterin des so genannten JuLab, dem Schülerlabor des Forschungszentrums, die Hintergründe des Schülerkongresses. Klimaforschung sei ein wichtiges Fachgebiet am FZJ. Den Schülern sollten dort Grundkenntnisse der so genannten MINT-Themen vermittelt werden. (MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik).
Auch die Schüler selbst brachten sich aktiv ein bei dem Kongress – mit eigenen Projekten und auch Plakatwänden. Der Atmosphäre-Projektkurs des Gymnasium Zitadelle zum Beispiel experimentiert unter der Leitung von Lehrer Dennis Heffels unter anderem mit einer Atmosphäre-Kammer, um bestimmte Umweltbedingungen zu simulieren. Auch ein so genannter „Stratosphäre-Ballon“ habe durch Fördermittel für das Projekt angeschafft werden können, ist Heffels froh. Die Schüler lernten in dem Kurs, selber wissenschaftliche Untersuchungen zu konzipieren, durchzuführen und auch auszuwerten. Für Schülerin Lena Kannen aus der Q1 ist das eine Motivation „mehr zu lernen“, und auch um sich eine eigene Meinung zubilden und mitreden zu können.
Bei einer Führung zur „Saphir-Kammer“ des FZJ konnten die jungen MINT-Interessierten einen nahezu einzigartigen Versuchsreaktor für Atmosphärenchemie bestaunen, wo Forscher aus aller Welt Experimente durchführen. Was aussieht wie eine lange durchsichtige Röhre, ist durch eine doppelte Folie abgedichtet, so dass das Innere von der Außenluft komplett abgeschottet sei, erklärte Doktorandin Yarê Baker. Autogase, Stickoxide, Schadstoffgemische und mehr können hier zu verschiedenen Tageszeiten untersucht werden.
Schüler des Gymnasium Haus Overbach hatten Plakatwände zum Kongress mitgebracht, auf denen sie ihre Experimente im Bereich Agrar-Photovoltaik vorstellten. Verschiedene Kurse hatten offenbar das Wachstum von verschiedenen Pflanzen untersucht, über die sie Solarpanel zur Energiegewinnung installiert hatten. Dabei hatten die Schüler unter anderem das optimale Verhältnis von gutem Pflanzen-Wachstum bei gleichzeitig möglichst hoher Energieerzeugung untersucht.
Auf zahlreichen weiteren Plakatwänden konnten die jungen Besucher Wissenswertes zur Forschung rund um Luftschadstoffe – allem voran das Co2 – sowie zu weiteren Klima-Aspekten lesen. „Wir müssen unbedingt sofort handeln“ so lautete ein Satz auf einem der Plakate des FZJ.
Dieser Aufruf wurde an dem Tag mehr als einmal von den Schülern vernommen, und die jungen Besucher machten mit interessierten und wissenden Fragen deutlich, dass sie bereits mit dem Thema vertraut sind.
Insbesondere der Vortag zu den so genannten „Kipp-Punkten“ brachte aber für die meisten nochmal ganz neue Aspekte. Was es damit auf sich habe, das erklärte Referentin Susanne Rohs, Atmosphärenforscherin beim FZJ, so: Wenn es im Klimasystem eine Zustandsänderung gibt, die nicht mehr rückgängig zu machen sei, nenne man das Kipp-Punkt. Was zunächst harmlos klingt, ist es aber nicht. Denn die Kipp-Punkte markieren kritische Grenzen, hin zu einem Szenario der Erderwärmung, das es abzuwenden gelte, wie die Forscherin anhand von Grafiken, Bildern und zahlreichen Beispielen eindrucksvoll erläuterte.
Es gebe bereits Hitzewellen auf der ganzen Welt. Irgendwann werde man in Afrika nicht mehr leben können, prognostizierte Rohs. Dabei erwähnte sie auch den Starkregen in Stolberg mit der anschließenden Überflutung. In Griechenland sei die Menge an Wasser pro Quadratmeter sogar noch viel höher gewesen. Gletscher seien eine Art Frühwarnsystem für den Klimawandel. Kritisch seien die Effekte besonders beim Abschmelzen des Eisschildes in Grönland. Auch in der Westarktis würden die Gletscher bereits schmelzen und ins Meer rutschen. Das bedrohe besonders die Millionen-Metropolen in den Küsten-Regionen, so Rohs. Insgesamt gebe es bereits eine Erwärmung um 1,2 Grad Celsius
Eine Schülerin wollte in der anschließenden Fragerunde wissen, wie man das Umdenken in die Köpfe der Menschen hineinbekäme. Die Zahl der Klimaleugner sei erschreckend, antwortete die Forscherin. Selbst die Flut im Ahrtal habe daran nichts geändert. Ihr Fazit: Exponentielles Wachstum in einem begrenzten System könne auf Dauer nicht funktionieren. Ich habe das alles gar nicht so ernst gesehen. Ich dachte, das wäre viel weiter weg“, sagte Luca Lübke von einem Kölner Gymnasium nach dem Vortrag erstaunt.
Zum Abschluss des Tages, und nach einer anregenden Podiumsdiskussion, durften die Schüler noch einem Klimaballon nachschauen, wie er mit GPS und Messgeräten ausgestattet, im Himmel entschwand.