Tatsächlich könnte man meinen, Biografien seien langweilig und wenig spannend. Wer daran glaubt, wird vom Buch Wüstenblume überrascht werden. In ihrem Buch schildert die Autorin Waris Dirie eindrucksvoll und emotional ihren Lebensweg von ihrer Mädchenzeit als Nomadin in Somalia bis zur Reise nach London und dem anschließenden Aufstieg vom Dienstmädchen zum Model.
Am meisten hat mich beeindruckt, wie farbenfroh sie über ihre Kindheit formuliert. Die kluge Wortwahl entführt den Leser mitten in die afrikanische Wüste. Doch dem Leser werden nicht nur die schönen Aspekte des Lebens als Nomadenmädchen aufgezeigt, sondern auch wie schwierig die dortigen Lebensbedingungen sind wie der wilde Kampf nach Wasser. Im Ort steht trotz des allgemein schwierigen Wüstenlebens etwas anderes im Mittelpunkt, nämlich die sogenannte Beschneidung afrikanischer Mädchen und die soziale Stellung der Frau in der Gesellschaft. Die Autorin beschreibt in eindringlichen Worten den Schaden, den Mädchen und Frauen durch diese Genitalverstümmelung erleiden.
Ich war von der schrecklichen Art und Weise des gesamten Prozesses so berührt, dass kein Auge trocken blieb. Eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielt ihre Mutter, die bei der Beschneidung dabei war. Als ihr Vater möchte, dass sie einen Mann heiratet, der vom Altersunterschied her ihr Opa sein könnte, um eine anständige Menge Kamele für seine rebellische Tochter zu kriegen, hilft ihre Mutter ihr vor der anstehenden Hochzeit zu flüchten. Waris ist von der anstrengenden Flucht geschwächt und findet Zuflucht bei Verwandten in Mogadischu. Durch Zufall bekommt sie die Gelegenheit, mit dem somalischen Botschafter als Dienstmädchen nach London zu reisen. Entschlossen nutzt Waris diese Chance mit der Idee, etwas aus ihrem Leben zu machen.
BUCHINFORMATiON
Waris Dirie: Wüstenblume | 392 Seiten | Knaur Taschenbuch 2018 | ISBN 978-3-426-78985-8 | 12,99 Euro