Der Probetransport der Castoren soll dazu dienen, die offizielle „Kalthandhabung“ vorzubereiten. Diese soll ebenfalls noch im November stattfinden und werde durch die Aufsichtsbehörde und ihre Sachverständigen begleitet, so heißt es in einer aktuellen Presseerklärung der JEN. Dazu werde dann ein weiterer Leerbehälter abgefertigt und nach Ahaus gefahren, der nach der Kalthandhabung wieder zurück nach Jülich gebracht wird.
Im Mittelpunkt der beiden Vorhaben stehe die Erprobung der Arbeitsabläufe zur Abfertigung in Jülich und zur Annahme in Ahaus. Dadurch werde sichergestellt, dass die zuvor detailliert geplanten Schritte in der Praxis reibungslos funktionieren und gegebenenfalls angepasst werden können, heißt es bei der JEN. Dafür ist ein Zeitraum von jeweils rund einer Woche vorgesehen.
Zum Hintergrund: In Jülich befinden sich 152 Castoren mit etwa 300.000 Brennelemente-Kugeln aus dem früheren AVR-Versuchsreaktor. Seit 2014 gibt es für das Zwischenlager in Jülich, mit 300.000 radioaktiven Brennelemente-Kugeln darin, eine Räumungsanordnung der Atomaufsicht des Landes NRW. Zwei Lösungswege sind für das Problem vorgesehen: Ein Transport der Castoren in das Zwischenlager in Ahaus, sowie der Neubau eines Zwischenlagers in Jülich.
Über dem Atommüll-Transport schwebt allerdings immer noch eine Klage der Stadt Ahaus beim Oberverwaltungsgericht in Münster, denn dort ist der Jülicher Atommüll nicht erwünscht. Was könnte das am Ende bedeuten? Die BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung erklärt dazu, dass die Klage von 2016 in Bezug auf die Aufbewahrung des Jülicher Atommüll in Ahaus zunächst eine aufschiebende Wirkung für den Transport habe. Lägen dann alle Transportgenehmigungen durch die JEN vor, könne eine „sofortige Vollziehung“ beim BASE beantragt werden. Gegen diese könne aber wiederum im Eilschutzverfahren geklagt werden – so die Kurzfassung eines komplexeren Prozederes.
Jülichs Bürgermeister Axel Fuchs hatte sich gegenüber einigen Medien jetzt für den Bau eines Zwischenlagers in Jülich ausgesprochen: „Ich könnte mir auch ein Zwischenlager in Jülich vorstellen“, hatte er gegenüber dem WDR mitgeteilt. In seiner Kommune gebe es die Expertise. Hinzu komme, dass die Jülicher Bevölkerung das Thema „unaufgeregt“ betrachte. Fuchs befindet sich damit auf einer Linie mit der NRW Landesregierung beziehungsweise mit deren Fomulierungen im Koalitionsvertrag. Danach hatte sich die Landesregierung ebenfalls für diesen Neubau stark gemacht.
Die NRW Landesregierung verwies in einer aktuellen Pressemitteilung jedoch jetzt strikt auf ihre Abhängigkeit vom Bund in dieser Entscheidung. Die zuständigen Bundesministerien hatten sich aufgrund von Berechnungen des Bundesrechnungshofes – anders als die NRW Landesregierung – für die Castor-Lösung stark gemacht. Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur: „Die Genehmigung von Transporten und Zwischen- oder Endlagern sowie Risikoabwägungen, Prüfungen und Wirtschaftlichkeitsberechnungen erfolgt auf der Bundesebene. Ich möchte klarstellen, dass zum jetzigen Zeitpunkt keine Entscheidung für eine der beiden Optionen getroffen wurde. Beide möglichen Optionen, der Neubau am Standort Jülich, wie auch der Transport nach Ahaus, werden parallel von der zuständigen Gesellschaft JEN vorangetrieben. Richtig ist, dass wir als Land hier von den Entscheidungen auf Bundesebene abhängig sind. Die Landesregierung NRW hat mit dem für 2023 beschlossenen Haushaltsgesetz den Erwerb von geeigneten Landesflächen für einen Zwischenlager-Neubau am Standort Jülich ermöglicht.“
Die Aktionsbündnisse gegen die Castor-Transporte, darunter das Jülicher Bündnis „Stop Westcastor“, die sich für den Verbleib des Atommülls in Jülich stark machen, sprachen sich in einer aktuellen gemeinsamen Pressemitteilung für eine Neuberechnung durch den Bundesrechnungshof aus. Der Bericht des Haushaltsausschusses des Bundestages vom September 2022, nachdem die Castor-Transport-Lösung zu bevorzugen sei, beruhe auf einem fehlerhaften Bericht des Bundesrechnungshofes, heißt es darin.