Thomas Schmidt ist Ortsvorsteher von Altenburg. Dort ist er aufgewachsen und kennt den Ort und seine Geschichten bestens. Das vielleicht prägendste an dem Ort: Er ist der kleinste Ort Jülichs, wie Schmidt erklärt – doch immerhin gibt es mit dem „Gut Alte Burg“ etwas Veranstaltungstourismus und er liegt wunderbar im Grünen.
Dennoch ist ein großes Thema im Ort: „Altenburg wächst nicht.“ Und Schmidt erklärt auch schnell wieso: Der Ort sei faktisch begrenzt. „Wir müssen Abstand zur Bundesstraße 56 halten. Westlich ist der Mühlenteich und die Ruraue, also Überschwemmungsgebiet“, erklärt Schmidt die Sachlage, die sich nicht wegdiskutieren lässt. Dennoch ist er sicher: „Es gibt es Potenzial zu wachsen.“ Schmidt weiß, dass viele ehemaligen „Kinder des Ortes“ zurückkehren und dort bauen möchten. Zwischen Van-Gils-Straße und Dohrer-Weg, da sei noch eine Ecke, erklärt er. Doch das werde seit 50 Jahren schon diskutiert.
Bei einer Dorferweiterung in Richtung Bundesstraße wiegle das Planungsamt Jülich ab aus Gründen des Schallschutzes, so Schmidt. „Da bin ich noch dran“, sagt er tatkräftig. Es habe elf Jahre gebraucht, damit drei Häuser im Ort gebaut werden können, erinnert er sich an ein Projekt. Ein vermutetes Bodendenkmal sei damals als Grund genannt worden, dass wieder etwas nicht gehe.
Um die sogenannte „Motte“, einem Erdhügel mit Baumbestand, wo einst eine Turmhügelburg gestanden haben muss, würden konzentrische Kreise gezogen und überall würden Bodendenkmäler vermutet, ist Schmidt frustriert. Viele Ideen seien so bereits abgewiesen worden. Eine Obstwiese, Lehrpfad, Bauerncafé. Dies sei vom Landschaftsverband als Bodendenkmalbehörde negativ beschieden worden. Und er erzählt nicht ohne Ironie, wie unterschiedlich Behörden in so einem Realisierungsprozess entscheiden würden. Die Stadt Jülich habe selbst oft Befürchtungen, verklagt zu werden, sagt Schmidt, und gehe daher von vorneherein lieber in eine „Es geht nicht-Haltung“.
Doch Schmidt hat noch nicht resigniert und neben der Dorferweiterung noch weitere Pläne: Eines davon sei die Erschließung eines Rundweges um das Dorf. In den Ort kämen viele Leute zum Spazieren. Theoretisch auf dem Papier eingetragen sei da noch ein alter Feldweg eingezeichnet, der führe über den Mühlenteich, am alten Klärwerk vorbei. Dieser sei zirka vier Kilometer lang und liege zu 80 Prozent im Grünen. Doch es fehlten insbesondere 100 Meter eingetragener Weg. Die müssten ertüchtigt werden, doch für diese etwa 100 Meter fehlte die Zuständigkeit und damit die Haftung, so Schmidt.
Ein richtig heißes Thema ist in Altenburg die Verkehrssicherheit: Hier tutet der Ortsvorsteher hörbar mit der Bürgerschaft in das gleiche Horn, wie die Wunschliste aus den DEK Runden zeigt: 1992 seien die Buslinien gestrichen worden, weil die Rurtalbahn kam. Es habe dann aber 25 Jahre gedauert, um vier Laternen zu errichten, damit die Altenburger zu ihrer nächsten Haltestelle finden. Der Bürgersteig ende aber 30 Meter hinter dem Ortsschild und das sei gefährlich. Ab da sei dann Straßen NRW zuständig, weiß Schmidt. Es handele sich um eine Zufahrtssituation auf die B56. Hier wünschen sich auch die Bürger eine Verlängerung, um sicher zu „ihrer“ Haltestelle zu kommen. Mit Straßen NRW seien bereits Ortstermine gemacht worden. Hier möchte Schmidt stärker von der Stadt Jülich unterstützt werden.
Ein weiterer Wunsch für den Ort: Die Modernisierung des Dorfgemeinschaftshauses. Dies ist faktisch die Hubertuskapelle mit angrenzendem Vorplatz. Nach 50 Jahren sei das mal in Angriff zu nehmen. In den Kamin laufe Wasser; es gebe keine richtige Küche, dafür noch eine Nachtspeicherheizung. „Alles nicht mehr schön“, fasst Schmidt zusammen.
Schmidt ist engagiert, hartnäckig und kann begeistern. Das muss er auch, denn er ist auch Vorsitzender der Altenburger Hubertusschützen. „Im Vergleich zu anderen Bruderschaften geht es unserem Verein gut“, ist er froh. In diesem Jahr gab es ein großes Fest in Altenburg: Hier lobt er die Zusammenarbeit mit der Stadt Jülich beim diesjährigen Bezirksbundesfest der Schützen, das in Altenburg ausgerichtet worden war. Die Hubertusschützen hatten in diesem Rahmen ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert: „Für den Zugweg beim Bundesschützenfest hat die Stadt einiges möglich gemacht, um hier Wege zu ertüchtigen, Grasnarben abgetragen und eine bodengebundene Deckschicht gemacht. Da ist jetzt ein netter Fuß- und Radweg entstanden“, lobt er. Das Bezirksbundesfest sei sehr schön, Kosten und Nutzen jedoch nicht im grünen Bereich gewesen.
Wegen der Hochwasser-Situation wünschten sich die Bürger ein verbessertes Meldewesen. Hier läge die Zuständigkeiten beim Wasserverband Eifel-Rur, so Schmidt, der sich erhofft, dass die Stadt Jülich als Geldgeber beim Kreis Düren im Rahmen der Kreisumlage hier etwas mehr Einfluss ausübe. Gerade nach dem Jahrhunderthochwasser müsse sich Jülich doch vor die Orte stellen, findet Schmidt.
Bezüglich des Dorfentwicklungskonzeptes, das die Stadt Jülich 2021 ins Leben gerufen hatte, ist auch Schmidt eher skeptisch wegen der Umsetzung: „In der Stadt, da tut sich was.“ Wenn bei den Dörfern aber sozusagen „auf Halde“ gearbeitet wird, müssen die Menschen das wissen, kritisiert er die Salami-Taktik, nach der umgesetzt werden soll, wenn Geld und Fördermittel bereitstehen. „Und welcher Aktenordner wird als erster gezogen, wenn dann mal Geld da ist? Altenburg ist noch kleiner als Daubenrath“, fürchtet er, bei einer etwaigen Dorf-Rangfolge eher nicht berücksichtigt zu werden. Er sage nicht „Altenburg zuerst“. Er möchte auch keinem auf die Füße treten. Aber der Eindruck, erst komme Jülich, und dann gucken wir uns mal ein Dorf raus, wo wir etwas verändern, der sei schon bei ihm entstanden.
Und was vermisst er beim DEK? „Wir wollen nicht die goldenen Wasserhähne und erwarten nicht die hundertprozentige Umsetzung. Allerdings sollte man nicht nur Papier schwarz machen“, findet Schmidt. Kleinigkeiten, kurzfristige Dinge und kurze Dienstwege, die funktionierten mit der Stadt wunderbar, lobt er dennoch.