Drei Monate ist es her, dass bundesweit die Apotheker in einer damals einmaligen Aktion ihre Türen (kurzfristig) geschlossen hatten, um gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung zu protestieren. Die Apothekerverbände verlangen unter anderem eine Anhebung der Honorare für verschreibungspflichtige Arzneimittel. Denn trotz stetig steigender Kosten (beispielsweise für Energie und Personal) habe es seit vielen Jahren keine Anpassung des Honorars mehr gegeben. Kritik gab es auch daran, dass fast jedes zweite Rezept von Lieferengpässen betroffen sei. Passiert ist seit der Protestaktion im Juni: nichts. Die Apotheker im Land rufen daher für Mittwoch, 27. September, erneut zu einem Protest auf. Von 13 bis 16 Uhr werden auch im Jülicher Land (mit Ausnahme der Notdienst-Apotheken) Patienten und Kunden vor verschlossenen Türen stehen.
Eine symbolische Aktion, schließlich nehme die Zahl der Apotheken bereits seit Jahren immer weiter ab, werden Türen für immer geschlossen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte bereits vor Monaten Forderungen der Apothekerverbände nach mehr Honorar zurückgewiesen. Wenig Verständnis äußern die Apothekenverbände darüber, dass seitdem zahlreiche Angebote für Gesprächstermine abgelehnt worden seien. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände hatte daher als Spitzenorganisation sechs Fragen an Karl Lauterbach übermittelt, mit der Bitte, diese auf dem Deutschen Apothekertag am 27. September zu beantworten. Ob der Donnerstag wie erhofft ein „Tag der Antworten“ wird, bleibt offen. Der Gesundheitsminister reist nicht nach Düsseldorf an, sondern wird digital zugeschaltet.
„Warum weigern Sie sich, die Honorierung der Apotheken nach mittlerweile elf Jahren Stillstand an die wirtschaftliche Gesamtentwicklung anzupassen, obwohl sich die Regierungsparteien in ihrem Koalitionsvertrag die Stärkung der Apotheken vor Ort zum Ziel gesetzt haben?“ lautet die erste der sechs Fragen an den Minister. In den weiteren Fragen thematisiert der Verband Fragen der Sicherstellung einer flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung – auch in ländlichen Regionen – oder der Versorgungssicherheit mit Medikamenten.
„Die Stimmungslage ist zwischen Wut und Enttäuschung“, sagt Luc Rey als Sprecher der Apotheker im nördlichen Kreisgebiet. Aussagen des Ministers an anderer Stelle, die Apotheken würden Panik schieben, weist er als unsachlich zurück. „Das ist enttäuschend. Herr Lauterbach sollte uns ernstnehmen. Wir spielen hier keine Spielchen, sondern weisen auf Defizite im Gesundheitssystem hin“, fordert er die Aufnahme eines konstruktiven Dialogs.