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Musikalischer Sommerausklang

Tosender Applaus: Gershwin-Abend in der Schlosskapelle mit Nadia Singer

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Nadia Singer begeisterte die Zuhörer bei ihrem Konzert in der Schlosskapelle. Foto: Sonja Neukirchen
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Für das erste Konzert der neuen Reihe „George Gershwin, Leben und Musik“, erhielt die Pianistin Nadia Singer von den Gästen in der Schlosskapelle der Zitadelle Jülich tosenden Applaus. Viele Besucher verließen den Saal mit einem seligen Lächeln auf den Lippen.

Die studierte Pianistin entführte ihre Gäste in die musikalische Welt und das Leben George Gershwins, in die Salons des New Yorks der 20er Jahre, nach Boston, aber auch nach Paris – entlang der Stationen des brillanten Pianisten und Komponisten, der Klassik und Jazz in besonderer Weise zusammenführte. Singer spielte seine Stücke am Steinway mit viel Leidenschaft, und erzählte dazwischen immer wieder auf heitere Weise Episoden aus dem Leben des 1898 in Brooklyn geborenen Sohns russisch-jüdischer Immigranten, dem ein erfolgreiches, luxuriöses, aber sehr kurzes Leben beschert war.

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 „Es war einfach Klasse“, freute sich Thomas Schauff, Kenner der Musik Gershwins, über den Abend in der gut gefüllten Schlosskapelle. „Gershwin ist eh meins. Wenn ich die Augen zumache, habe ich direkt Bilder im Kopf“, freute sich auch Gesche Riem-Abels über das außergewöhnliche Konzert. Sie war extra aus Kreuzau gekommen. Auch für Sabine Rosenzweig aus Langerwehe hatte die gesamte Veranstaltung „unglaublichen Unterhaltungswert“. Sie hatte vorher die Künstlerin gar nicht gekannt und sich einfach darauf eingelassen, wie sie sagte. Ihre Erwartungen seien deutlich übertroffen worden.

Singer überzeugte das Publikum nicht nur mit ihrem Können, sondern auch mit witzig erzählten Anekdoten, die man nicht einfach im Internet findet. Und mit von ihr selbst arrangierten Stücken des Komponisten. Denn nicht von allen Stücken Gershwins habe es Noten für Klavier gegeben, erläuterte Singer. Mit ihrer fröhlichen Art zeigte sie, dass ernste Musik auch heiter sein kein. Doch die heiteren Stücke von Gershwin selbst sind dagegen meist ein wenig melancholisch. So auch die beiden  „Spazierthemen“, darunter  „An American in Paris“, wo ihn das Heimweh nach New York gequält habe, wie Singer vor dem Stück erklärte.

Wenn Singer über Gershwin spricht, spürt man ihre Begeisterung. „Ich habe mich richtig in dieses Werk verliebt“, sagt sie. Von Gershwin gebe es den Satz, dass er mehr Lieder in einem Kopf habe, als er je werde schreiben können. Diese Aussage bewahrheitete sich auf tragische Weise, denn Gershwin wurde nur 38 Jahre alt. Er starb an einem Tumor im Kopf. „Es schien, als habe er gewusst, dass ihm nicht allzu viel Zeit verbleibt“, erzählte Singer den Zuhörern. 

Zu Lebzeiten sei er ein Salon-Löwe gewesen, extrovertiert, witzig und immer im Zentrum der Aufmerksamkeit. Reich sei er gewesen, den Frauen zugeneigt, und habe mit einer seiner Freundinnen Schluss gemacht, als diese ihm sein eigenes musikalisches Werk vorgespielt habe. Dies wäre möglicherweise bei ihrem eigenen, extrem bewegenden Spiel anders gewesen. Singer jedenfalls hätte den Künstler gerne kennengelernt. 

Sie spielte die bekannte Rhapsody in Blue, Stücke aus der Oper Porgy and Bess. Beeindruckt erläuterte sie dazu, dass Gershwin für diese Oper lange Recherchen betrieben habe, um die Lebensweise seiner Figuren kennenzulernen. Die Oper selbst habe er unbedingt mit schwarzen Sängern einstudieren wollen. Dafür habe er sogar eine Absage vom Metropolitan in New York in Kauf genommen, so dass die Uraufführung schließlich an der Oper in Boston stattgefunden habe. Ihr eigenes Lieblingsstück aus dem Repertoire: The Man I love. „Da schmilzt die Seele!“

Singer selbst stammt aus  Rostow am Don. Das sei im Nordkaukasus, wie sie erklärt. Dort hatte sie studiert und ihr Konzertexamen abgelegt. Seit ihrem dritten Lebensjahr spielt sie bereits Klavier und wurde als Talent besonders gefördert. Mit 21 Jahren kam sie nach Deutschland und studierte dort an der Hochschule für Musik Franz Listz. Jetzt lebt sie in Köln. Viele gemeinsame Jahre arbeitete Singer gemeinsam mit dem Rezitator Lutz Görner in dem Projekt „Kosmos-Liszt“. Doch dann startete sie ihre Solo-Karriere. 

Der Auftakt der neuen Konzertreihe war ein voller Erfolg. Es folgen noch weitere 24 Konzerte, darunter auch in Köln, Düsseldorf und Bonn, bei denen sie die Menschen für die musikalische Welt Gershwins begeistern kann, und natürlich von ihrem eigenen virtuoses Spiel, in das sie auch hier und da einmal ihre schöne Stimme mischt. Gemeinsam mit dem Publikum intonierte sie zum Abschluss den bekannten Song „Summertime“. Es war ein würdiger Abschied, auch vom jahreszeitlichen Sommer. 

  


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