Mit Schulpatenschaften in Nigeria hat der verstorbene Pfarrer und Seelsorger Dr. Peter Jöcken zu Lebzeiten junge Menschen bei der „Hilfe zur Selbsthilfe“ unterstützt und eine private Hilfsorganisation hinterlassen. Doch jetzt suchen die Unterstützer dringend neue Paten, damit die Kinder in der Partnergemeinde Umunumo weiter lernen können.
Pfarrer Dr. Peter Jöcken, der engagiert in zuletzt sechs Gemeinden gewirkt hatte, hinterließ auch nach seinem Tod etwas ganz Besonderes: Er hat mit der „Pfarrer Jöcken Foundation“ eine private Initiative ins Leben gerufen, die noch heute Kindern in der Partnergemeinde Umunumo in Nigeria ermöglicht, die Schule zu besuchen – und damit ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Das ist jetzt wichtiger denn je, denn das bevölkerungsreichste Land Afrikas ist immer stärker von Armut, Klimakrisen und Sicherheitsrisiken bedroht. Laut einem Bericht der Weltbank gibt es in Nigeria wenig Arbeitsmöglichkeiten, steigende Inflationsraten und eine schnell wachsende Bevölkerung. Bildung ist also ein wesentlicher Faktor für „Hilfe zur Selbsthilfe“ der Menschen vor Ort. Doch die zu diesem Zweck unterstützten Patenschaften mit Schülerinnen und Schülern im Familienzentrum Umunumo, im Südosten von Nigeria, droht mittelfristig das Aus, denn die jetzigen Schulpaten sind mittlerweile selbst im Rentenalter.
Hans Herzog aus Niederzier ist einer von ihnen und von Anfang Mitstreiter und Förderer des so genannten „Freundeskreises Nigeria“, sowie selbst Pate mehrerer Schulkinder. Das Jüngste sei fünf Jahre alt, sagt er und zeigt auch Fotos. Herzog möchte jetzt Menschen dazu motivieren, ebenfalls eine solche Patenschaft zu übernehmen. Sonst ende bald, was von Pfarrer Jöcken so erfolgreich begonnen wurde, fürchtet er: „Unser Anliegen ist, dass sich Jüngere für das Projekt interessieren, Verbindung aufnehmen, und diesen Freundeskreis wieder mit Leben füllen.“ Das ist ein Herzenswunsch, den der über 70 Jährige unbedingt auch an seine eigenen drei Söhne weitergeben möchte. Herzog selbst habe schon mehrere Jungen und Mädchen in Nigeria bei ihrer Schulentwicklung begleitet. Aktuell existierten insgesamt noch 21 Patenschaften. Er kenne seine Schützlinge mit Namen, halte aber selbst nur sehr losen Kontakt zu ihnen, um sich nicht in ihr Leben einzumischen, erklärt er. 15 bis 20 Euro koste eine solche Schulpatenschaft pro Monat.
Als Jöcken im Januar 2020 plötzlich starb, habe es 30 Patenschaften gegeben. Jöcken selbst habe noch den Text für den Pfarrbrief im Februar 2020 über den „Freundeskreis Nigeria“ zur Unterstützung der Schuldbildung in Umunumo Korrektur lesen wollen. Doch dazu sei es nicht mehr gekommen, erinnert sich Herzog, der mit ihm in dem Projekt zusammengearbeitet hatte. Doch wie kam es überhaupt dazu, dass der engagierte Pfarrer gerade für Nigeria eine private Hilfsorganisation gegründet hatte, die er später „Pfarrer Jöcken Foundation“ taufte? Dies war ursprünglich seinem nigerianischen Kollegen Pater Pantaleon Iroegbu zu verdanken, der von 1998 bis 2002 als Seelsorger im damaligen Pfarrverbund Bourheim/Kirchberg/Krauthausen/Selgersdorf tätig war. Pantaleon habe die Situation in seinem Heimatland immer wieder eindringlich geschildert und aktiv um Hilfe gebeten. Und so sei es letztlich zur Unterstützung eines Brunnenbauprojektes und zu den Schulpatenschaften gekommen, erinnert sich Herzog, der noch heute Mitglied im Kirchenvorstand der Pfarrei Heilig Geist ist.
Pfarrer Jöcken habe das Projekt vorangetrieben, nachdem er mehrfach in Nigeria gewesen sei – das erste Mal im Jahr 2005. Als Pater Pantaleon im Jahr 2006 plötzlich verstarb, habe das Hilfsprojekt zunächst einen Rückschlag erlitten, doch es ging weiter mit den Patenschaften. Pater Jöcken nutzte dann runde Geburtstage und sein goldenes Priesterjubiläum dazu, Menschen um Spenden für das Familienzentrum in Umunumo zu bitten. Damit konnte Schulgeld, Schuluniform und Schulmaterial für so viele Kinder wie möglich bezahlt werden. Auch kam durch die Kollekten und Spenden nach dem Tod von Pfarrer Jöcken, und dem Erlös beim Verkauf seines Nachlasses, eine bedeutende Summe zusammen, so dass die Schulbildung für die geförderten Schüler zunächst weiterhin gesichert sei, so Herzog. Zusätzliche Unterstützung erhält die „Foundation“ durch die Frauen des Missionsausschusses von Selgersdorf / Krauthausen, die sich unter anderem um Spendengelder für Medikamente und finanzielle Aufwandsentschädigung einer Krankenschwester bemühen.
Der Transfer der Spendergelder nach Nigeria geschieht über Misereor Aachen. Darum kümmert sich Hubert Oswald, ehemals aus Bourheim, und ebenfalls Mitstreiter und Förderer des Unterstützungsprojektes seit der ersten Stunde. Er sorgt dafür, dass die Spendergelder zweimal im Jahr überwiesen werden. Ende April wurden an die Pfarrei St. Charles in Umunumo rund 2700 Euro von 14 Pateneltern überwiesen. Damit kann der Schulbesuch von 22 Kindern gesichert werden. Weitere 200 Euro zur Beschaffung von dringend benötigten Schulmaterialien kamen von der Missionsgruppe Selgersdorf/ Krauthausen. Gleichzeitig erreichte ein umfangreicher Bericht des Familienzentrums aus Umunumo an, der deutlich machte, in welch schwierigen politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen die Menschen leben. Das Familienzentrum unterstützt nicht nur die Schulbildung, sondern hilft auch örtlichen Bauern bei der Verbesserung von Anbaumethoden sowie dem Gesundheitszentrum. Ein Teil der hier ausgegebenen Medikamen- te wurde ebenfalls von der Missionsgruppe Selgersdorf/Krauthausen finanziert.
Auch eine Spendenquittungen durch Misereor könne ausgestellt werden, erklärt Oswald, der ebenfalls mittlerweile im Rentenalter ist. Ihre große Dankbarkeit für die „Jülicher Freunde“ und die Gründerpfarrer Pantaleon und Jöcken drückten Mitwirkende des Familienzentrums in Umunumo unter anderem in einem Report aus dem Jahr 2022 aus. „Wenn das Geld nicht überwiesen wird, können die Kinder nicht mehr zur Schule gehen“, appelliert Herzog an alle, denen eine Patenschaft möglich ist. Aber auch Menschen, die sich um die Organisation des Freundeskreises kümmern, würden gebraucht, so Herzog.
Wer Interesse an einer Patenschaft hat wendet sich an per Mail an [email protected] oder Telefon 02428 / 3299 oder [email protected] Telefon 0241 40079177.