Der Barmener See ist als beliebtes Erholungs- und Freizeitziel für viele Zielgruppen attraktiv. Allen voran Badegäste, aber auch Angler, Naturschutzverbände und nicht zuletzt Anwohner in Barmen haben jeweils eigene Interessen. Diese wurden in Jülich im Arbeitskreis „Barmener See“ gebündelt und sind auch in den neuen Landschaftsplan 2 „Rur- und Indeaue“ eingeflossen, der nun vom Kreistag nach jahrelangen Verhandlungen verabschiedet worden ist: Darin werden unter anderem Teile des Sees von einem Landschafts- in ein Naturschutzgebiet umgewandelt. Ziel sei es, den Schutz der auf dem See überwinternden und am See brütenden Wasservögel zu gewährleisten, so heißt es dazu vom Kreis Düren.
Naturschutzrechtlich ist Baden, Zelten sowie die Ausübung von Wassersport im neu ausgewiesenen Naturschutzgebiet nicht mehr gestattet. Das gilt zwar formell erst, wenn die Bezirksregierung dem neuen Landschaftsplan zugestimmt hat. Für den Badetrieb hat die Stadt Jülich aber bereits jetzt eine Nutzungsverordnung beschlossen: Danach bleibt der Schwimmbetrieb strikt auf die ausgewiesene Badestelle beschränkt. Damit das auch eingehalten wird, sind Kontrollen des Ordnungsamtes – auch jetzt in Zusammenarbeit mit der Polizei – geplant, so sieht es der im Stadtrat vorgestellte Beschluss vor.
Auch was das Sicherheitskonzept beim Baden angeht, gibt es eine Veränderung zum Vorjahr: Als „offene Badestelle ohne Badeaufsicht“ wird der See nun mit Schildern gekennzeichnet. Die DLRG ist nicht mehr vor Ort. Dafür werden aber mindestens zwei Rettungsringe in Strandnähe positioniert, damit zur Not jeder helfen könne, so lautet es in der Verordnung. Die mit Bojen abgetrennte Schwimm-Zone bleibt, wie sie ist, und wird nun doch nicht wie angedacht erweitert. Sie gilt als sicher für Schwimmer. Nach Rücksprache mit dem THW hätte eine Erweiterung dieser bis zu drei Meter tiefen Bade-Zone erneut von Tauchern überprüft werden müssen. „Die Bürger müssen wissen, dass sie da auf eigenes Risiko schwimmen“, betont Florian Hallensleben, Leiter des Amtes für Kinder, Jugend, Schule und Sport. Die DLRG Aufsicht im letzten Jahr sei aufgrund einer Sondersituation eingerichtet worden. „Das Freibad hatte geschlossen, und wir hatten befürchtet, jetzt kommen alle zum See“, so Hallensleben. Für dieses Jahr habe die DLRG aufgrund von Personalmangel abgesagt.
Der neue Sand, das blaue Wasser. Eines ist klar: Der Barmener See ist ein kleines Paradies. Ein kleiner Junge ruft entzückt: „Das ist ja wie in Spanien!“ Damals habe er jeden Tag am See verbracht, sagt Manfred Kurth aus Barmen, und Frau Karin stimmt ihm zu. „Wir gingen immer woanders ins Wasser im FKK-Bereich“, gibt das Seniorenpärchen zu. FKK – ein heißes Eisen: „Der FKK-Bereich wird noch illegal genutzt auf dem Kiesgelände“, weiß Hilde Zeidler-Deters, die der Barmener Bürgerinitiative angehört. Früher sei das dort harmlos gewesen, heute nicht mehr und werde auch über die Sozialen Medien beworben. Die BI hatte sich gegründet, um dem Naturschutz in Barmen eine stärkere Stimme zu geben.
„Jeder sieht den See aus einer anderen Perspektive. Wir haben uns im Jülicher Arbeitskreis dafür eingesetzt, dass der Naturschutz am See auch eine Stimme bekommt“, sagt auch BI Kollegin Petra Jerrentrup. Bootsbetrieb und Stand-up-Paddeling seien ja bereits jetzt schon nicht mehr erlaubt. Entsprechende Schilder weisen darauf hin. „Es muss ein Miteinander geben, aber der Naturschutz muss Bestand haben“, so Zeitler-Deters.
Damit es keine wilden Müllkippen mehr gibt und die Menschen wissen, dass sie etwas Verbotenes tun, wenn sie einfach an irgendeiner Zugangsstelle zum See gehen oder lagern, sei auch kürzlich eine entsprechende Holzbeplankung eingerichtet worden, weiß auch Harald Baumann vom Angelsportverein Barmen / Broich e.V., der im AK die Interessen der Angler vertrat. Doch ein Großteil davon lag jetzt umgeschmissen im Gras. „Man ist dann aber auch ein wenig machtlos, wenn es doch jemand macht. Das muss erst mal ein paar Jahre eingeführt sein, damit klar wird, dass das Ordnungsamt ernst macht“, so Baumann.
Eines ist klar: Damit der Barmener See weiterhin aussieht wie ein kleines „Paradies“, das dort im Laufe der Jahrzehnte gewachsen ist, müssen alle Beteiligten aufeinander – und vor allem auf die Natur – Rücksicht nehmen. Oder Bußgelder bezahlen.