„Wenn man alle Mannschaften stellen möchte, sind Dorfvereine nicht dauerhaft überlebensfähig“, nüchtern und sachlich stellt Emanuel Reibenspies diese Feststellung in den Raum und erntet zustimmendes Nicken von allen Seiten. Dieser Erkenntnis folgend haben sich die beiden Sportvereine Rasensport Tetz und Viktoria Koslar nun zusammen getan und werden die kommende Saison gemeinsam als Spielgemeinschaft bestreiten. Als JSG genau betrachtet, denn die Zusammenarbeit gilt für die Jugendabteilungen beider Clubs. Angefangen bei den Bambini bis hin zur A-Jugend sind es 13 Mannschaften – „185 Kids!“ – die zusammen als Jugendspielgemeinschaft Ruraue in die nächste Spielzeit gehen.
Das kreative Quartett hinter der Fusion, die genau betrachtet keine ist – denn beide Vereine bleiben in ihrer Eigenständigkeit erhalten – besteht aus drei Männern und einer Frau. Sebastian Goerke, Jugendleiter bei der Viktoria, und Christian Collip, Geschäftsführer des Vereins, haben zusammen mit ihren Pendants vom F.C. Rasensport Tetz, Sandra Leipertz und Emanuel Reibenspies den Ball ins Rollen gebracht. „Schon im letzten Sommer haben wir zusammen gesessen“, erzählt Collip von den ersten Ideen. Es sei schon Anfang des letzten Jahres klar gewesen, dass man etwas machen müsse. Es sei schwierig, da sind sich die Organisatoren alle einig: schwierig, Trainer zu finden, schwierig, Spielerinnen und Spieler zu finden und auch Schiedsrichter seien nicht unbedingt reich gesät.
Genau diesen Schwierigkeiten wollen die Vier mit der Gründung der Spielgemeinschaft entgegenwirken. „Wir haben immer gesagt, wir wollen eine Wohlfühloase schaffen“, plaudert Reibenspies aus dem Nähkästchen. Wohlfühloase und Fußball? Wie das zusammenpasst, erklärt er dann auch gleich. „Wer sich wohlfühlt, bleibt“, lautet das so einfache wie schlüssige Konzept. Die Jugendabteilungen der beiden Vereine möchten aus ihrer Zusammenarbeit „eine gewisse Stärke ziehen“ und so in der Lage sein, ihren jungen Sportlerinnen und Sportlern eine Art Heimatgefühl bei „ihrer JSG“ vermitteln. Mit dann drei Plätzen – Kunstrasen, Rasen und Asche – sei man gut ausgestattet, das Training könne dann abwechselnd und je nach Wetterlage auf unterschiedlichen Plätzen stattfinden.
Noch ein guter Grund für eine Zusammenarbeit: Schiris gibt es aktuell „exakt so viele wie nötig“ bei der neuen JSG. Sandra Leipertz hat bereits seit einiger Zeit ein kleines Netzwerk aus Schiedsrichtern geknüpft, von dem die Spielgemeinschaft nun profitieren kann. Selbstredend freuen sich alle Beteiligten auch hier über weitere Engagierte. „Das ist ein Ehrenamt mit dem man sich sogar ein bisschen dazu verdienen kann“, wirbt Leipertz.
Die einzelnen Dorfvereine machten sich häufig Konkurrenz, schon die Allerkleinsten hätten die Wahl zwischen mehreren Vereinen, berichten die vier Ehrenamtler aus dem Vereinsalltag und liefern damit eine weitere Begründung für eine Spielgemeinschaft. Diese musste übrigens beim Kreisjugendausschuss des Fußballkreises Düren beantragt werden, erläutert Sandra Leipertz. Maximal vier Vereine dürfen sich laut Statuten des Fußballverbandes zu einer SG zusammenschließen, auch der Name würde vor der Genehmigung geprüft. Nachdem die Formalia erledigt waren, kam die Zusage innerhalb einer Woche und das Organisatoren-Quartett konnte so richtig in die Planungen einsteigen. Ein Flyer wurde gedruckt, Sponsoren gesucht, neue Trikots braucht es auch. Eine Menge Arbeit liegt nun hinter dem vierköpfigen Team, das unisono froh ist, wenn der 30. Juni vorbei ist. Denn dann endet – wie vor jeder neuen Spielzeit – die Wechselfrist, die zwingend eingehalten werden muss, damit Spieler für die neue Saison überhaupt spielberechtigt sind. Denn nur dann dürfen sie für ihren Verein – oder ihre neue Jugend-Spielgemeinschaft Ruraue – erst auflaufen.
Den Namen trägt die JSG übrigens auch nicht einfach so. Nachdem einige Ideen verworfen wurden, schließlich sollen sich alle Sportlerinnen und Sportler auch künftig damit identifizieren, verfielen die Leipertz und Co auf den Namen „Ruraue“. Denn das Planungsteam stellt mehr oder weniger zufällig fest, dass der Platz der Tetzer neben der Rurauenhalle und das Koslarer Gelände an der Rurauenstraße liegt. Damit sind die Planungen allerdings noch nicht gänzlich abgeschlossen: Eine Mädchenmannschaft wäre schön, ein paar mehr Sponsoren auch nicht schlecht und landing pages sowie Social Media-Kanäle sind auch noch geplant, verraten die Vier, was jetzt noch anliegt, bevor der Ball in Koslar und Tetz wieder rollt.