Eine Krone macht noch keinen König und es braucht auch mehr als eine Schwalbe für einen richtigen Sommer. Dieser Erkenntnis Rechnung tragend bietet das Projekt „Schwalbensommer in Koslar“ ein großzügiges Wohnangebot für die gefiederten Sommerboten. „Damit ist der Naturschutzverein der größte Wohnungsgeber in Koslar“, erklärte Willi Prömpers schmunzelnd anlässlich der offiziellen Einweihung des LEADER-Projekts.
Auf der großen Wiese am Ortseingang, gleich neben dem Milchhof der Familie Flatten, ragt bereits seit einiger Zeit eine meterhohe Säule empor, die ein sechseckiges Häuschen mit Dach trägt. Auf zwei Etagen bietet der Bau in luftiger Höhe ein Zuhause für maximal 30 Mehlschwalben-Familien. Bisher ist noch keiner der eleganten Segler eingezogen, aber das wird schon noch, sind sich die Initiatorinnen sicher. Und wenn nicht, werde man im kommenden Jahr eben einen Lockruf vom Tonband einbauen und so Werbung für die neue Behausung machen.
Bereits vor knapp zwei Jahren schlug Anna Klocke, Biologin und Mitglied im Naturschutzverein Koslar, den Bau eines Schwalbenhauses vor. Beim Vorsitzenden rannte sie damit sofort offene Türen ein. Auch Mitstreiterinnen waren schnell gefunden. Gemeinsam mit Gundi Prömpers und Karin Grün hat Klocke Anträge geschrieben, telefoniert und sich zu Ortsbegehungen auf der Wiese getroffen. Eine Menge bürokratischer Aufwand steckt hinter dem vermeintlich kleinen Bauvorhaben. Denn bevor ein Vorhaben durch das europäische Maßnahmenprogramm LEADER gefördert wird, bedarf es nicht nur eines Antrages. Auch das Projekt als solches wird offiziell vorgestellt und zunächst nach einem ausgeklügelten Punktesystem bewertet bevor über die Vergabe der begehrten Fördermittel entschieden wird. Bevor die bewilligten Mittel schließlich fließen, müssen die jeweiligen Initiativen in Vorleistung gehen. Im Falle des Koslarer Projektes haben die drei „Schwalbenmütter“, so Prömpers, erst einmal tief in die eigene Tasche gegriffen und den Hausbau vorfinanziert. Nicht nur dafür gab es anerkennenden Applaus von den Einweihungsgästen. Beifall und Glückwünsche zum fertigen Häuschen brachten auch Bürgermeister Axel Fuchs und Stadtverordneter Helmut Schumacher mit.
Doch warum eigentlich ein Schwalbenhaus? Über den Köpfen der menschlichen Besucher kreisten immerhin eine Vielzahl der hübschen Vögel. „Im Stall nebenan nisten Rauchschwalben, die haben es gerne dunkler“, erläuterte Prömpers. Die gefährdeten Mehlschwalben hingegen wohnen lieber in Kolonien an der frischen Luft, gerne unter Dachvorsprüngen. Doch genau dort finden die Kulturfolger nicht mehr so viele Nistplätze. Schuld ist die moderne Bauweise mit glatt verputzten Außenwänden und weniger Ecken, Winkeln und Mauervorsprüngen. Auch der Bauplatz ist aus guten Gründen direkt neben dem Viehstall von Familie Flatten gebaut worden. Wo Kühe sind, sind auch Insekten. Und genau die sind es, die Schwalben zum Fressen gern haben. Mindestens 250 „Portionen“ Insekten vertilge so ein zierlicher Vogel pro Tag berichtete Willi Prömpers beeindruckt.
Eine große Tafel vor dem Zaun bietet Wissenswertes zu Schwalben und wie man die Tiere schützen und bei Wohnungs- sowie Nahrungssuche unterstützen kann. Auch ein eigens gedruckter Flyer informiert über Möglichkeiten zum Schwalbenschutz im Besonderen und Naturschutz im Allgemeinen. All diese Projektbestandteile gab es selbstredend nicht umsonst: Rund 12.000 Euro mussten der organisierende Naturschutzverein auf den Tisch legen. 65 % der Gesamtsumme gab es als LEADER-Fördermittel zurück. Der Bauplatz selbst blieb kostenlos. Für die sofortige und bedingungslose Zusage erntete Landwirt Mark Flatten anlässlich der Einweihung dann auch ein verdientes dickes Dankeschön von allen Beteiligten.