Wer sich den Heiligen Geist als Patron aussucht und sich die Feuertaube als einendes Symbol wählt, der hat in der Palette der Worte und Wörter leichtes Spiel: Die Pfarrei Heilig Geist Jülich feierte sich und ihre ersten zehn Jahre seit der Fusion. Mit reichlich Liedgut rund um den guten Geist – mit Kantor Christof Rück an der Orgel und unterstützt vom Jugendchor Soluna – Assoziationen rund um Flügel und Federn und einer gut gesetzten Worten von Pfarrer Jürgen Frisch und Jonas Berberich von der Jugendkirche 3.9zig.
Was ihm so rund um die 10 Jahre Gemeinschaft der 16 Gemeinden einfiel, gab Pfarrer Frisch zum besten. Ein Kindergeburtstag, bei dem man sich an die Schwangerschaft und die Geburtshelfer erinnern könne. Oder an ein Ehejubiläum, wobei die Frage gestellt werden könne, ob es sich um eine Zwangsehe oder eine Liebesheirat gehandelt habe. Oder ein Jahrgedächtnis, wenn man über den Verlust, den Einzelne empfingen würde, und die Trauer über Vergangenes sprechen wolle. Letztlich, so war zu spüren, war es aber doch eher eine Geburtstagsfeier. Im Kanon besang sich die Gemeinde mit „Viel Glück und viel Segen“ und natürlich ab es eine Torte. Die fuhr die Pfarrei beim anschließenden Fest rund um die Kircheauf: Groß, süß und nach Zukunft schmeckend.
Zukunft auf der Zunge hatte auch Jonas Berberich. Er brachte eine Kerze mit der „10“ mit und entzündete sie auf dem Altar als flankierendes Licht der Hoffnung neben der Osterkerze. In einer aufrührenden Rede rief er die Gemeinde dazu auf, dass sie selbst die Hoffnung sein müssten, selbst aktive werden müssten. Und noch mehr: „Wir würde das Jubiläum nicht feiern, wenn wir keine Probleme hätten“, führte Berberich in den kritischen Teil seines Vortrags ein. Die sinkende Zahl der Gläubigen und der Gemeinschaft der Seelsorge brachte er zu Sprache. Nur 48 Männer hätten sich 2021 zu Priestern weihen lassen und die Tendenz sinke. Kirchen müssten verkauft werden, Gemeinden schrumpfen. Auf das „Warum“ hatte er auch eine Antwort: „Weil es sich Katholische Kirche unendlich schwer macht, sich zu wandeln, zu verändern und zu erneuern. Wo erkennt man im Vatikan die Nächstenlieben, Glaube, Hoffnung?“ In Richtung Rom übte Berberich Kritik dass der Synodale Weges in Deutschland „blockiert“ werde, Frauen immer noch nicht zur Priesterweihe zugelassen würden und „das im 21. Jahrhundert zwar Häuser, Autos und Tiere gesegnet werden dürfen, aber offiziell noch immer keine Homosexuellen Paare.“ Dabei ginge es in der Nachfolge Jesu doch um die Menschenliebe. Allerdings sagte er auch ganz deutlich, dass ein Kirchenaustritt keine Lösung sei, die könne nur in der Mitgestaltung in Richtung Veränderung liegen. Dazu sei Mut nötig. Darin sei Jesus von Nazareth ein Vorbild.
Die Ansprache wurde mit langem Applaus bedacht. Dass die Pfarrei Heilig Geist einen Vertreter der Jugendkirche die Ansprache zur Fusion halten ließ war mutig und eine eindeutiges Zeichen in Richtung Zukunft, zu der sie weiter aufbrechen wollen. Seit September letzten Jahres wird die Gemeinde durch eine Steuerungsgruppe geführt. Seit 2021 hat die Pfarrei das Jahr 2030 und die damit einhergehenden Veränderungen im Blick. Und nicht zuletzt stellen sich die Katholiken in Jülich auch baulich neu auf. Eben wegweisend, nicht nur für die nächsten 10 Jahre.