Für die Forschung braucht man Menschen, stellte Henning Eggert, zuständig für Personalentwicklung und Recruiting im Forschungszentrum Jülich, bei seinem Vortrag vor interessierten Schulpflichtigen und Lehrkräften aus ganz Deutschland im Science College deutlich fest. Diese Menschen können sich nicht nur aus Wissenschaftlern speisen, sondern es brauche auch jene, die dafür sorgen, dass Forschung erst stattfinden kann. Doch seine Hinweise sind nicht nur für jene brauchbar, die in diesem Berufsfeld arbeiten möchten.
Was der erste Schritt für das Berufsleben sei? Praktika gäben Einblick in den potenziellen späteren Alltag. Hierbei sei es wichtig zu beachten, dass in mittelständischen Unternehmen häufig ein Blick auf mehrere Aufgabenbereiche geworfen werden könne. Bei großen Firmen seien die Felder häufig bereits stark aufgegliedert. Und auch das sei wichtig: Es wird selten einen Beruf geben, der exakt das im Studium Gelernte aufgreift. Daher geben Praktika auch hier einen Anhaltspunkt. Die Rahmenbedingungen des Berufsfeldes sind zu erkennen: Ist das etwas, was ich mir vorgestellt habe? Eggert riet auch dazu, Praktika zum Ausschluss von Optionen zu nutzen – um sicherzugehen, dass eine Richtung wirklich nicht das Richtige ist. Und um dies frühzeitig festzustellen: Es sei weniger gern gesehen, wenn ein Studium oder eine Ausbildung kurz vor Schluss abgebrochen werde. Beim Einstellungsgespräch würde dann auch schon mal gefragt, warum einem nicht bereits nach einem Jahr bewusst gewesen sei, dass die Richtung nichts für einen ist. Was nicht bedeutet, dass es nicht in jedem Beruf Momente gibt, in denen es nicht gut läuft – für diese Zeiträume sei Dranbleiben die Devise.
Auch Familie oder Bekannte könnten bei der Jobfindung helfen: Vielleicht kann jemand mit einem passenden Beruf aus dem eigenen Alltag erzählen oder einen persönlichen Einblick ermöglichen. Eine weitere Möglichkeit: Vorbilder suchen. Allerdings nicht im Sinne des Nacheiferns, sondern um zu sehen, wie die Menschen dort hingekommen sind, wo sie sind. Denn niemand sei plötzlich in dem Beruf, in dem er mit 40 Jahren ist. Informieren sei einer der wichtigsten Punkte, da die Entscheidung einfacher würde, je mehr man wisse. Dabei sollte allerdings nicht übertrieben werden. Generell sei es aber von Vorteil, für neue Perspektiven offen zu sein. Schließlich gebe es nicht nur einen Beruf, der perfekt zu einem passe, und es sei möglich, dass man hinterher etwas anderes arbeite, als die Ausbildung vermuten ließe, stellte Eggert an seinem persönlichen Weg vom Betriebswirtschaftler zum Personaler heraus.
Insgesamt seien es mehrere Punkte, die in die Überlegungen zur Berufswahl einfließen sollten. Darunter ist selbstverständlich die Frage nach dem Umfeld oder groben Themengebiet, in dem die Arbeit gesucht wird, aber auch persönliche Fragen wie die nach den eigenen Zielen, Stärken, und was man selbst noch lernen möchte. Oder welche anderen Potenziale das Unternehmen hat, etwa im Bereich der Flexibilität oder des interdisziplinären Arbeitens. Und der Fokus der jeweiligen Arbeitsstelle oder Region sei relevant. So läge der der Forschung im Rheinischen Revier unter anderem stark auf dem Strukturwandel. So kann auch der Wohnort ein wichtiger Faktor sein.
Wer etwa in der Wissenschaft arbeiten wolle, dem sollte bewusst sein, dass dies ab einem bestimmten Punkt oder in bestimmten Bereichen Umzüge an andere Forschungsorte bedeuten könne. Nicht verschließen sollte man sich davor, dass ein Umfeld viele Möglichkeiten bietet: Forschung zum Beispiel sei nicht nur Wissenschaft, sondern am Beispiel des Forschungszentrums Jülich zeigte Eggert, dass für ein gut funktionierendes Konstrukt auch technisch-gewerbliche oder Verwaltungsberufe dazugehörten. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Das Umfeld grenzt nur den Arbeitsbereich ein.
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