Die Zahl der „Abbrecher“ macht Sorge – die es tatsächlich nicht nur an den Hochschulen gibt. Ebenso beschäftigt die Unternehmen, dass laut einer Erhebung Lehrlinge häufig keine Fünf-Tage-Woche durchstehen. „Kein Monat ohne Krankmeldung“ lautet das Fazit. Laut Fachkräftemonitor werden 2035 in der Region 6000 Akademiker fehlen, darüber hinaus 60.000 beruflich Qualifizierte. Das klingt dramatisch. „Es ist schon wichtig, jungen Leuten klar zu sagen, wie die Perspektiven sind“, sagt Gisela Kohl-Vogel und möchte grundsätzlich gar keine düstere Zukunftsperspektiven entwerfen, sondern lieber Chancen ausloten.
Ausbildung lohnt sich
Das ist es, was die IHK-Präsidentin vermitteln möchte. Dabei beschränkt sich die Industrie- und Handelskammer nicht bloß auf Worte. Kohl-Vogel zählt auf: „Wir haben sogenannte Ausbildungsbotschafter in die Schulen geschickt. Das heißt: Auszubildende aus höheren Lehrjahren gehen in die Schulen und berichten über ihre Ausbildung. Dann haben wir in den unterschiedlichen Regionen Speed-Datings organisiert und geben den Ausbildungsatlas heraus. Außerdem haben wir organisiert, dass sich Unternehmen an Schulen präsentieren konnten – wie man das von Messen kennt. Das sind Ansätze zu versuchen, dass die Firmen wieder besser in Kontakt mit den jungen Leuten kommen.“
Aufgegriffen werden auch Initiativen von Schulen, die die IHK-Präsidentin sehr begrüßt: An einer Dürener Realschule wird bereits ein Austausch mit einem benachbarten Ausbildungsbetrieb gepflegt. Während der Schulzeit haben Interessierte die Möglichkeit, mal in die Praxis zu „schnuppern“ – umgekehrt wird der Mathematik-Unterricht mit Rechenbeispiel aus dem unternehmerischen Alltag bereichert. „Wenn man Jugendliche aus dem schulischen Alltag herausholen kann, kann man auch sehen, wo die Augen leuchten. Wir versprechen uns viel davon, so konkret die jungen Leute mit den Betrieben bekannt zu machen.“
„Zu spät“ kann eine Entscheidung für eine Ausbildung gar nicht fallen, sagt Gisela Kohl-Vogel. Selbst wer nach dem Start des Ausbildungsjahres im August noch erkennt, dass eine Lehre das Richtige ist, sollte den Schritt auf das Unternehmen der Wahl zugehen. „Wir haben selbst im Betrieb schon mal im Januar einen Auszubildenden eingestellt. Bedingung ist natürlich, dass sie das Schulische aufholen müssen“, erklärt Kohl-Vogel. Und ein Antrag bei der IHK muss gestellt werden. „Dieser wird aber aller Regel nach bewilligt.“
Die IHK Aachen hat den neuen Lehrstellenatlas für 2022 / 2023 herausgegeben. Auf rund 150 Seiten werden darin etwa 100 Ausbildungsberufe vorgestellt. Darüber hinaus sind die Anschriften der gut 2300 ausbildenden Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungsgewerbe in der Städteregion Aachen sowie den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg aufgeführt. Die Broschüre liegt an allen allgemein- und berufsbildenden Schulen im Kammerbezirk aus. Zudem ist der Lehrstellenatlas kostenfrei bei der IHK Aachen, den Agenturen für Arbeit und als Download erhältlich.
Mehr zum Thema Ausbildung in der Sonderveröffentlichung des HERZOGs Le|ehrstellenheft