„Du stellst jetzt den schockierten, traumatisierten, ängstlichen Patienten dar“, bestimmt Maurice für den nächsten Darsteller. An seiner Station soll eingeübt werden, wie man mit Menschen umgeht, die verletzt sind oder auf andere Art und Weise Hilfe benötigen.
Sechs Stationen waren es, die von den Mitgliedern der Schulsanitäts-AG des Gymnasiums Zitadelle bearbeitet werden mussten. An allen Stationen musste nicht nur die Sicht der rettenden, sondern auch die der anderen Seite eingenommen werden. Damit wurde für den Ernstfall geschult, schließlich verpflichten sich die Jugendlichen mit ihrer Ausbildung zu einem Kalenderjahr Sanitätsdienst in der Schule. Dafür werden die Kosten zur Hälfte vom Förderverein der Schule übernommen.
Nicht immer ist das Helfen so einfach wie es aussieht, denn es ist an so vieles zu denken: Mal muss der Kopf überstreckt werden, mal stabilisiert, damit der Helm abgenommen werden kann und dann galt es noch, das Anlegen von Druckverbänden zu üben. Und immer erst die Person ansprechen und feststellen, was das Problem und wie ernst es ist. Das kann frustrieren, wenn es nicht so läuft wie es soll. Aber den Großteil der Zeit sind die AG-Mitglieder mit Eifer und Freude bei der Sache. Die Scherze unter einander, etwa wenn die Hygiene-Haube die anderen aussehen lässt, als würde man gleich in der Küche arbeiten wollen, zeigen das. Eine der wichtigen Formeln, die eingeübt werden wollen: SABAA – Selbstbewusstes Auftreten bei absoluter Ahnungslosigkeit. Und es gibt viele Fertigkeiten, die in mehreren Stationen aufgegriffen werden. Ebenso wichtig: Hilfe ist auch, einen Notruf abzusetzen oder auch nur die Hand zu halten und niemand kann gezwungen werden, Hilfe anzunehmen.
Insgesamt wurden 13 Mitglieder neu ausgebildet, erzählt Melanie Landen, die bereits seit 13 Jahren die AG in der Zitadelle leitet. Mittlerweile hat sich die Anzahl der helfwilligen Hände auf etwa 30 Mitglieder eingependelt, womit die Schule gut aufgestellt ist. Die „Klassenstärke“ ist nur zu bewältigen, da diejenigen, die schon länger dabei sind, mit organisieren und – wie etwa an dem Schulungstag – die Jüngeren mit ausbilden. Stolz ist sie auf die Defibrillatoren, die in den Schulgebäuden aufgehängt sind und auf die ebenso trainiert wird. Es seien Laiengeräte, die im Grunde leicht zu bedienen seien, aber dennoch bestehe ein Hemmnis etwas falsch zu machen, was somit abgebaut werde.
Viele der Mitglieder sind auch außerhalb der AG in ihrer Freizeit bei Rettungsdiensten aktiv, etwa beim Deutschen Roten Kreuz (DRK), dessen Jugendgruppenleitung samt technischer Unterstützung mit einem Krankentransportwagen als Anschauungsmaterial an diesem Tag ebenfalls dabei war. Manche machen später sogar eine Ausbildung in dem Bereich. Und die Jugendlichen helfen zum Beispiel bei der Jugenddisco auf dem Schlossplatz zu Weiberfastnacht und ebenso auf Schulveranstaltungen, wie der Abiturfeier. Dort müssten sie manchmal nach Stunden regelrecht heimgeschickt werden, weil sie das so spannend finden, erzählt Landen mit einem Lächeln. Mitglied Jakob erzählt vom Interesse zu Helfen, vom Kennenlernen neuer Leute und davon, wie wichtig es für ihn ist, Dinge zu lernen, die man auch in Zukunft brauchen kann. Für die Jugendlichen geht ist es eine breite Spanne, wegen der sie sich in der AG engagieren.
Die AG lädt zum „Reinschnuppern“ ein, ehe sich fest für die Ausbildung entschieden wird. Nur eine Handvoll Mal sei es über die vielen Jahre passiert, berichtet die AG-Leiterin, die sich selbst stets fortbilden muss, dass jemand doch noch abgebrochen habe. Die AG trifft sich wöchentlich und die Einstiegsgrenze liegt eigentlich bei Klasse 7, aber in Absprache mit dem DRK gibt es inzwischen das Prinzip „Juniorhelfer“ ab Klasse 5. Unter anderem in Rollenspielen werden die nötigen Fähigkeiten wie Teamfähigkeit, Kooperation, Empathie, Kommunikation und Organisation eingeübt – eine Ausrüstung, die nicht nur bei der Ersten Hilfe von Belang ist.