Das Schicksal der 18jährigen Lavinia aus Barmen hat eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Zum zweiten Mal an Leukämie erkrankt, sucht sie eine passende Knochenmarkspende. Familie, Freunde und auch Lehrer ihre Schule – die 18-jährige geht in die Oberstufe des Mädchengymnasiums Jülich – unterstützen sie dabei, wo sie nur können. Mit einer Online-Aktion unter dem Motto „Lass Lavinia leben“, rufen sie gemeinsam mit der DKMS zur Registrierung für eine Knochenmarkspende auf. Aber auch eine Geldspende hilft, denn eine Typisierung kostet 40 Euro. Wer zwischen 17 und 55 Jahre alt ist, kann sich registrieren lassen und erhält ein so genanntes Typisierungs-Set nach Hause geliefert. Mit einem Wattestäbchen entnehmen die Spender dann einen Abstrich von der Wangenschleimhaut. Die Daten wandern anschließend anonymisiert in eine Spenderdatenbank. Über 430 Menschen sind dem Aufruf bereits gefolgt und haben sich registrieren lassen. Das hilft dann nicht nur Lavinia, sondern möglicherweise auch anderen: „Man kann als Spender in vier Stunden ein Menschenleben retten. Das ist voll cool“, findet Lavinia.
Sorgen müsse sich keiner machen, dass da nach der Registrierung etwas Unangenehmes passiere, greift Andreas Wergen, Lehrer am Mädchengymnasium Jülich, die potenziellen Sorgen der Oberstufenschülerinnen auf, die auch zu einer Registrierung eingeladenen sind. Und viele hätten da falsche Vorstellungen von einer Knochenmarkspende, wenn er oder sie dann tatsächlich als Spender in Frage käme, erklärt er. In 90 Prozent der Fälle werden die Stammzellen aus dem Blut des passenden Spenders entnommen. Das genaue Verfahren ist auf der Webseite der DKMS, einer gemeinnützigen Organisation, beschrieben. Wergen kümmert sich engagiert darum, dass die Aktion ausreichend geteilt wird. Auch bei anderen Schulen hat der Lehrer bereits für die Aktion geworben und natürlich hat er auch das Ehemaligen-Netzwerk des MGJ zum Teilen der Aktion angeregt. Und auch mit Geldspenden helfen die Schülerinnen des Mädchengymnasiums bei der Aktion: So stellt das Team „Barbiebörse“, das Siegerteam des Kreises Düren beim Planspiel Börse 2022 der Sparkasse, einen Teil ihres Gewinnes als Geldspende zur Verfügung.
„Diese Schule ist einfach 1a“, freut sich Lavinia, die gerade wegen eines plötzlichen Fiebers unerwartet wieder im Krankenhaus liegt. Aber es gehe ihr wieder gut, sagt sie tapfer. Und ein paar Klausuren habe sie auch schon geschrieben, denn sie möchte im nächsten Jahr unbedingt ihr Abi schaffen. Eigentlich hatte sie versucht, vor der Therapie noch ihren Führerschein zu machen – es fehlen nur noch sieben Stunden. Das habe leider nicht geklappt. Der Rückfall sei schneller gewesen.
Was stützt Lavinia in dieser schweren Zeit, in der sie zum zweiten Mal gegen diese folgenschwere Diagnose kämpft? „Meine Mutter am meisten“, sagt sie. Aber auch ihre anderen Familienmitglieder, Freunde und außerdem die Schule, betont sie, die alles tue, damit sie online am Unterricht teilnehmen kann. Mutter Nadine Radermacher-Ilski hat dafür alles bestens im Blick, was Untersuchungen, Blutwerte und Behandlungen ihrer Tochter betrifft und ist da bestens informiert. Es sei ja schon das zweite Mal, dass ihre Tochter erkrankt sei erklärt sie. Bei der ersten Diagnose Leukämie, da sei Lavinia 14 Jahre alt gewesen. Im Dezember 2021 sei sie dann fertig gewesen mit der ersten Langzeittherapie. Dann kam die so genannte Remission – eine Phase wo die Symptome dann abklingen. Aber da war schon Corona-Lockdown, wo ja für alle das Leben stillgestanden habe, und nun ist die Krankheit zurück. “Sie hat kein Teenagerleben gehabt“, sagt die Mutter. Doch den 18. Geburtstag hatte sie für Lavinia groß ausgerichtet. Auch wenn vorher schon Hinweise auf eine Rückkehr der Leukämie große Befürchtungen geweckt hatten. „Den 18. Geburtstag kann man nicht mehr nachholen.“ Die Mutter blieb stark: „Es war ein sehr schöner emotionaler Geburtstag“, blickt sie zurück. Ein paar Tage danach kam dann tatsächlich die befürchtete Diagnose: Die Leukämie war zurück.
Für Lavinia möchte sie stark sein. Wo holt sie selbst die Kraft her? Sie habe „supertolle Freunde“, und auch ihr Chef sei super toll. Eine befreundete Familie kennt sie schon aus Lavinias Krabbelgruppenzeit und es habe gehalten, auch die Freundschaft der Mädchen untereinander. Solche Stützen braucht auch die Mutter, denn sie musste so manches mitansehen: Nach der Chemo habe ihre Tochter vier Kilogramm innerhalb von 30 Stunden abgenommen. „Ich habe schon Menschen weiß werden sehen, aber nie zuvor grau“, erinnert sie sich.
In ihrem Leben als junges gesundes Mädchen fotografiert Lavinia und sei im MGJ sogar stellvertretende Schülerinnen- und Stufensprecherin, erzählt die Mutter. Beide sind begeistert über die Welle der Hilfsbereitschaft. Die Mutter hatte sich mit einem Video-Aufruf in den sozialen Medien an die Menschen gewandt. „Dann merkt man erstmal wie klein Jülich ist“, erzählt sie über die Rückmeldungen. Besonders berührend ist, dass Lavinia direkt an andere denkt: Es gehe ihr bei der Aktion auch um die Aufmerksamkeit für die Krankheit und andere daran Erkrankte. Trotzdem stellt sie sich selbst die Frage, wie sie den Menschen danken kann, die sich haben registrieren lassen. Das ist ihr ein großes Bedürfnis und sie möchte selbst später anderen helfen, denen es so geht wie ihr jetzt. „Von Tag zu Tag planen, irgendwie trotzdem ein Ziel vor Augen haben und dann trotz Rückschlägen es nicht aus den Augen verlieren,“ Das ist Lavinias Ansatz. Sie möchte einmal Architektin werden.
Wer ihr dabei helfen möchte, registriert sich unter www.dkms.de/lavinia. Eine Geld-Spende hilft unter der Kontoverbindung IBAN: DE38700400608987000471 und dem Verwendungszweck: Lavinia, JLI 001.99
Mehr auf der Seite des DKMS